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Nicht düster, sondern schaurig schön

Der Oktober gehört wieder den Herbststürmen auf Schloss Scharfenberg. In diesem Jahr wird dort mit dem Tod getanzt.

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© Max Messer

Klipphausen. Im zwölften Jahr gibt es ein besonderes Theatererlebnis im Park und in den Räumen des Schlosses. Worum es geht, erfragte die SZ beim Regisseur des Stückes, Thomas Förster.

Herr Förster, auch nach zwölf Jahren scheint das Interesse am herbstlichen Theaterspektakel auf Schloss Scharfenberg ungebrochen. Worauf führen Sie dies zurück?

Zum einen auf die Thematik. In den ersten zehn Jahren haben wir uns mit der deutschen Romantik befasst – Schloss Scharfenberg ist ja ein authentischer Ort, hier ist etwa Novalis zu Gast gewesen. Seit vergangenem Jahr heißt unser Programm „Komm, süßer Tod“. Wir bieten keine leichte, gefällige Kost. Wir bieten zum Teil tiefes philosophisches, literarisches und musikalisches Theater. An diesem abgeschiedenen, stillen Ort bekommen die Dinge eine ganz besondere Ausstrahlung.

Wie muss man sich das Ganze vorstellen?

Es ist ein Wandeltheater. Es beginnt im Freien und verlagert sich dann immer mehr in die Räume des Schlosses – vom Keller bis zum Salon. Je nach Spielort ändern sich die Stimmungen und die Themen.

Beteiligt sind Schauspieler, Musiker und Chorsänger?

Ja, aber es ist ein genreübergreifendes Projekt, bei dem alles miteinander verwoben ist. Die Schauspieler sind an der Musik beteiligt. Die Musiker sprechen auch Texte mit.

Knüpfen Sie mit dem neuen Programm auch an die Todessehnsucht der Romantik an und was wäre zeitgemäß an diesem Thema?

Es ist ungeheuer zeitgemäß. Der Tod ist ein Anhalten, eine besondere Zäsur im Leben. Wir gehen heutzutage nur noch oberflächlich damit um. Wir schieben das in ganz weite Ferne. Wir versuchen, uns in der Collage mit dem Thema zu beschäftigen – auch über seine schönen Seiten. Im Barock etwa wurde die Todessehnsucht zelebriert. Es wurde gewünscht, dass nach dem Tod wenigstens die Seele weiter lebt und sich entwickelt, ja dass sich die Menschheit weiter entwickelt. Die Seelen sollten sich vom Körper trennen und auf den Mond fliegen und sich dort mit Seelen anderer Planeten treffen und sich immer weiter vervollkommnen zu immer mehr Klarheit und Lichtwahrheit. Das steht in einem Text von Herder. Zu Wort kommt aber etwa auch Gottfried Benn mit seiner sarkastischen Sicht auf den Tod. Es geht durch alle Epochen.

Das klingt ein bisschen düster, aber Sie belassen es nicht dabei?

Unser Abend ist überhaupt nicht düster und bedrückend, er soll schaurig schön sein. Wir spielen natürlich auch die Schöpfungsgeschichte, so ist der Tod ja überhaupt erst zu den Menschen gekommen, indem Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Das etwa, versuchen wir, sehr komödiantisch aufzulösen.

Gespräch: Udo Lemke

Termine: So. 21. 10.; Fr. 26. und Sa. 27. 10. (ausverkauft), So. 28. 10., Beginn jeweils 19 Uhr. Kartenvorverkauf und Informationen unter www.boerse-coswig.de bzw. Telefon 03523/700186 und unter www.herbst-sturm.de; Restkarten an der Abendkasse. Adresse: Schloss Scharfenberg, 01665 Klipphausen, Schlossberg 1