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Nicht anschauen ist auch keine Lösung

Die Volksbank zeigt in Pirna derzeit die besten Cartoons vom Deutschen Karikaturenpreis. Unter einem besonderen Motto.

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© Karikatur: Frank Hoppmann

Pirna. Ist der Mensch wirklich die Krone der Schöpfung? Oder – was ehrlicherweise doch eher auf der Hand liegt – etwas gänzlich Unvollkommenes? Nüchtern könnte man es auch so zusammenfassen: „Menschen sind auch keine Lösung.“ Genau dieser Satz war auch das Motto des Deutschen Karikaturenpreises 2017. Den Preis vergeben die Sächsische Zeitung und der Weserkurier zusammen.

Sammeln Sie Reuepunkte?
Sammeln Sie Reuepunkte? © Karikatur: Hauck & Bauer
Sorry, aber es gibt zu viele Wölfe, ...
Sorry, aber es gibt zu viele Wölfe, ... © Karikatur: BECK

Schon allein die Zahl der Einsendungen signalisierte vergangenes Jahr, dass die Probleme womöglich noch größer sind als angenommen. Woher sonst hätte die Crème de la Crème der deutschsprachigen Karikaturistenszene die Ideen für 1 037 Einsendungen genommen? So gibt es jedenfalls eine große Auswahl für jeden Geschmack. 112 Bilder sind in eine Ausstellung aufgenommen worden, die vom Jury-Vorsitzenden und SZ-Autor Peter Ufer kürzlich in der Volksbank Pirna eröffnet wurde. Dabei bekannte er sich freimütig dazu, dass sein Geschmack nur selten mehrheitsfähig sei. Neben den Preisträgern präsentierte er also eben jene Bilder, die ihm am besten gefallen. Wie zum Beispiel die Szene aus dem Beichtstuhl, in dem hinter verschlossener Tür und zugezogenem Vorhang dem Sündigen eine seltsame Frage gestellt wird: „Sammeln Sie Reuepunkte?“ Für Peter Ufer ein klarer Fall: „Der Ablasshandel zur Minderung des privaten Sünden-Punkte-Standes floriert nach wie vor bestens und wird von der katholischen Kirche auch 500 Jahre nach der Reformation mit einer lukrativen Rabattaktion belohnt. Das finde ich gut gelöst.“

Auf einem anderen Bild schaut ein verdutzter Mann auf Fische, denen er gerade die Tür geöffnet hat und die den Herrn in missionarischer Manier mit folgendem Angebot konfrontieren: „Wir möchten mit Ihnen über Neptun reden.“

Den Goldenen Bleistift gewann jedoch ein ganz anderes Bild – das im klassischen Stil gehaltene Erdogan-Porträt von Frank Hoppmann. Das hat viele der 150 Gäste der Ausstellungseröffnung verwundert. Provoziert doch dieses Bild mit Sicherheit keinen Lacher. Ufers Kommentar: „Ihr Staunen ist gerechtfertigt!“ Zugleich zitierte er einen renommierten Kultur-Rezensenten: „Welchen Zauber, welche Magie strahlt dieses Bild aus! Es zerrt einen förmlich in seinen Bann! Endlich wieder ein Porträt, das die Moderne so schmählich vergaß. Statt Abstraktion: Wiedererkennbarkeit – und doch bleibt Geheimnis und Tiefe!“

Wer noch mehr sehen möchte, ist bis 29. Juni in den Räumen der Volksbank Pirna auf der Gartenstraße während der regulären Öffnungszeiten willkommen. Getreu dem (abgewandelten) Motto: „Nicht anschauen ist auch keine Lösung.“ (SZ)