Die SZ lädt vor der Oberbürgermeisterwahl in Pirna zur Diskussion ein. So unterschiedlich die Bewerber auch sind, gibt es am Ende eine Gemeinsamkeit.
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Von Thomas Möckel
Pirna. Zumindest für einen Abend schien in Pirna die sonst so viel gescholtene Politikverdrossenheit einer regelrechten Politikverschossenheit gewichen zu sein. Schon eine Stunde vor Beginn des Forums der Sächsischen Zeitung zur bevorstehenden Oberbürgermeisterwahl in Pirna kamen am Mittwoch die ersten Gäste in die Kleinkunstbühne Q 24, um sich Plätze zu sichern. Am Ende waren es beinahe 250 Zuhörer, einige mussten gar mit Stehplätzen vorlieb nehmen.
Die neun Themen
Welcher Kandidat hat Sie überzeugt?
Auf dem Podium gab man sich betont locker. Die Kandidatin Ina Hütter (CDU) hatte sich als farbigen Akzent eine lachsfarbene lange Strickjacke über schlichtes Schwarz gezogen. Und die männlichen Bewerber, Klaus-Peter Hanke und Tim Lochner (beide parteilos), hatten sich zwar ein Sakko übergestreift, verzichteten aber auf eine Krawatte. Die Devise: Bloß nicht abgehoben, sondern möglichst normal und volksnah rüberkommen.
In der Debatte zeigten sich die Kontrahenten weitgehend fair, verbale Tiefschläge und Entgleisungen blieben aus, sie ließen einander ausreden und gaben sich untereinander recht zahm. Als die Kandidaten dem Publikum vorgestellt wurden, gab es Applaus. Für Ina Hütter war er recht zaghaft, für die beiden Männer etwas stärker, aber die Stärke beim Applaus ist längst noch kein Gradmesser für den Ausgang der Wahl am 15. Januar. Auf die Fragen im Podium antworteten die Bewerber ruhig und sachlich, sie gingen augenscheinlich gut vorbereitet in die Debatte und mussten bei Zahlen und Fakten kaum passen.
Die Wahl am 15. Januar
Wie zu jeder Wahl haben alle Wahlberechtigten eine Benachrichtigung per Post erhalten. Auf dem Wahlbenachrichtigungsbrief ist „Amtliche Wahlbenachrichtigung“ aufgedruckt. Darin findet sich auch der Antrag auf einen Wahlschein und Briefwahl.
Wer sich für die Briefwahl entscheidet, kann diese online beantragen oder schriftlich. Zudem kann die Briefwahl seit dem 2. Januar persönlich im Rathaus erledigt werden.
Die Wahllokale haben am Sonntag, 15. Januar, von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
Kandidaten live Erleben
Klaus-Peter Hanke lädt am 12. Januar, 17 bis 20 Uhr, die Pirnaer in den Saal des Weißen Roß, Königsteiner Straße 3, zum Gespräch ein.
Ina Hütter steht am 7. Januar von 9 bis 12 Uhr im Nahkauf-Geschäft auf der Breiten Straße für Gespräche zur Verfügung und hilft an der Kasse.
Tim Lochner lädt am 10. Januar ab 19.30 Uhr die Pirnaer zum Gespräch ins Q24, Niedere Burgstraße 5. (SZ)
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Ihre Stärken lagen vor allem in den Themen, die sie sich selbst auf die Fahnen geschrieben hatten. So soll Pirna laut Ina Hütter so schön bleiben wie jetzt und noch schöner werden. Sie will sich einsetzen für Familien, Kinder, Senioren, zudem will sie den Tourismus – vor allem den Fahrradtourismus – in der Stadt voranbringen. Tim Lochner sieht seine vordringliche Aufgabe hingegen darin, die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr mit zusätzlichen hauptamtlichen Feuerwehrleuten – die darüber hinaus auch gescheit bezahlt werden sollen – zu sichern. Zudem will er soziale Brennpunkte bekämpfen – und zwar mit Autorität und nicht mit sozialpädagogischen Mittelchen. Ebenso möchte er die Parkplatzsituation verbessern.
Klaus-Peter Hanke möchte seinen vor sieben Jahren begonnenen Weg fortsetzen, überparteilich für alle Pirnaer da zu sein. Gemeinsam mit dem Stadtrat wolle er für Pirna kluge Entscheidungen treffen, so Hanke. Am Herzen liegt ihm, die sogenannten „weichen“ Faktoren der Stadt zu stärken, die das Leben hier lebenswert machen. Dazu zählt er unter anderem, wieder einen Kultursaal zu etablieren, der diesem Namen gerecht wird. Darüber hinaus will er das Parkplatzproblem lösen – und zu guter Letzt alles dafür tun, dass sich die Pirnaer hier wohlfühlen.
So unterschiedlich die Themenschwerpunkte waren, so verschieden gerierten sich die drei Kandidaten auch bei der Debatte. Tim Lochner fixierte stets einen Punkt in der Ferne, wenn er nicht dran war, Ina Hütter schaute nach unten und nestelte mit ihren Fingern, Klaus-Peter Hanke hatte während seiner Redepausen immer das Mikro auf dem Tisch im Blick. Sich gegenseitig in die Augen zu schauen, vermieden sie weitgehend.
Am Ende fanden sie dann doch zu einer Gemeinsamkeit zusammen. Alle attestierten dem Wahlforum ein: „Gut gelaufen!“ Aber auch das ist noch kein Vorzeichen auf den Wahlausgang.
Pirna-TV strahlt ab Freitagmittag das Forum in kompletter Länge im Pirnaer Kabelfernsehen (jeweils 8, 14 und 20 Uhr) und online aus.
Hier noch einmal die Interviews in voller Länge, die wir mit den drei Kandidaten geführt haben: