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Neues Leben im Volkshaus

Der Eigentümer hatte es nicht leicht, Mieter für die Gewerbeflächen zu finden. Doch das Problem hat sich gelöst.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Hier und da wird immer noch gewerkelt, trotzdem ist Kathleen Hentschel zufrieden mit dem neuen Domizil. Seit Anfang Oktober ist die Südbrandenburgerin Chefin des Bildungswerks der Sächsischen Wirtschaft (BSW) Riesa. „Der Standort ist zentral gelegen und gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Außerdem ist er barrierefrei“, betont sie. Zwar habe auch der alte Standort über Aufzüge verfügt, trotzdem seien nicht alle Bereiche für Menschen mit Einschränkungen erreichbar gewesen, so Hentschel.

Leiterin Kathleen Hentschel ist zufrieden mit dem neuen Domizil.
Leiterin Kathleen Hentschel ist zufrieden mit dem neuen Domizil. © Sebastian Schultz

Seit Sommer nutzt die Stätte für Aus- und Fortbildung rund 1000 Quadratmeter im Volkshaus an der Breitscheidstraße. Azubis, die keinen Ausbildungsbetrieb gefunden haben, können am BSW etwa Verkäufer, Fachlageristen oder hauswirtschaftstechnische Helfer werden. Außerdem gibt es Arbeitsgelegenheiten für Arbeitslose, die das Jobcenter vermittelt, und berufsbegleitende Weiterbildungen. Für das BSW wurden im Volkshaus nicht nur Büros, Coachingräume und Computerkabinette eingerichtet, sondern auch eine große Lernküche, eine Holzwerkstatt sowie ein Raum, in dem Grundkenntnisse der Kranken- und Kinderpflege vermittelt werden. In der Werkstatt entstehen zum Beispiel Holzarbeiten für gemeinnützige Zwecke, etwa neue Vogelhäuschen. „Arbeitsuchende Menschen lernen bei uns, wieder ihren Tag zu strukturieren“, sagt Kathleen Hentschel.

Zuvor war das BSW Mieter in der Puschkintorpassage, wo laut Verwalter Thomas Förster seitdem knapp 1200 Quadratmeter Fläche leer stehen. „Wir stehen aktuell in Verhandlung mit mehreren Interessenten“, teilt er mit. Dabei handele sich in einem Fall wieder um einen Bildungsträger. Ebenso lägen Anfragen von Praxen vor.

SA und Rote Armee

Das Riesaer Volkshaus wird von dem österreichischen Architekten Hans Waloschek im Bauhausstil erbaut.

Im Jahr 1930 wird das Gebäude eröffnet. Zunächst nutzen es SPD und Gewerkschaften. Nach der Machtübernahme 1933 übernimmt es die SA.

Der Architekt flieht vor den Nazis aus Deutschland.

Bis 1992 nutzt die Rote Armee das Gebäude.

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Aber zurück zum Volkshaus. 2012 hatte der Stadtrat beschlossen, das geschichtsträchtige Gebäude dem Riesaer Unternehmer Lutz Steinchen zu verkaufen. Seit Jahren steckt der ehemalige Inhaber des Sporthauses im Riesapark, das er Anfang 2018 zugemacht hat, viel Geld und Arbeit in die Immobilie. Inzwischen sind die Flächen fast vollständig vermietet. Ein einfaches Unterfangen sei das aber nicht gewesen, so Steinchen. „Guten Wohnraum in Riesa zu vermieten, ist nicht das Problem. Große Gewerbeflächen hingegen schon“, erklärt er. Neben dem BSW beherbergt das Volkshaus nun Praxen und ein Dentallabor. Bislang noch nicht vermietet ist einzig der rund 200 Quadratmeter große Saal in dem quaderförmigen Gebäudeteil direkt an der Kreuzung. „Lichtdurchflutet!“, betont Lutz Steinchen.