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Neues Gymnasium kommt – auch mit wenig Schülern

Die Regenbogenschule in Rabenau erweitert ihr Angebot und bald auch das Gebäude.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Rabenau. Es klang ein bisschen nach Hilferuf, als neulich im Stadtrat einige Eltern bei der Einwohnerfragestunde aufstanden und an den Rat appellierten. Sie warben für den Schulstandort Rabenau, priesen die Arbeit und das Konzept der Regenbogenschule und baten schließlich darum, dass die Stadt alles dafür tun möge, dass die Schule erhalten bleibt. Dabei stand diese nie zur Disposition. Was allerdings bis für Kurzem tatsächlich unklar war, war die Frage, ob das berufliche Gymnasium wie geplant im August starten kann.

Ja, lautet jetzt die Antwort der Schulleiterin Irina Pistorius. „Fest steht, dass mit dem ersten Tag im neuen Schuljahr bei uns eine elfte Klasse eröffnet wird“, bestätigt sie. Es handele sich dabei um ein Angebot für junge Männer und Frauen mit Realschulabschluss, innerhalb von drei Jahren das Abitur abzulegen.

Das elfte Schuljahr sei dabei eine Vorbereitung auf das Gymnasialniveau. Mit dem Ende der elften Klasse müssen die Schüler auf dem Stand sein, den Gymnasiasten nach zehn Jahren haben. Anschließend folgt in den Schuljahren 12 und 13 das eigentliche Abitur. Pistorius: „Ziel ist die allgemeine Hochschulreife. Mit diesem Abschluss kann man an jeder Universität studieren.“

Als Leistungskursfach – die Regenbogenschule richtet ein berufliches Gymnasium ein – biete man Gesundheit und Soziales an. Das Schulgeld beträgt 120 Euro pro Monat. Bisher haben sich zwölf Interessenten beworben, sieben haben bereits die Verträge unterschrieben. „Auch wenn es bei den sieben bleibt, wir ziehen das durch“, verspricht Pistorius. Bis zu 24 Schüler pro Jahrgang insgesamt könne man annehmen, darunter auch Leute, die bereits einen Berufsabschluss haben, aber noch nicht älter als 21 Jahre alt sind.

Eine weitere Klasse im Haus bedeutet für alle, dass man etwas zusammenrücken muss. Perspektivisch aber will sich die Schule auch baulich erweitern. Geplant ist ein Anbau ans 1928/29 errichtete Gebäude. Weil die Stadt als Eigentümer des Gebäudes kein Geld hat, wird sie das hinter dem Haus liegende Grundstück einem Investor zur Verfügung stellen, der den Anbau errichtet. Ein entsprechender Erbbaupachtvertrag mit einer Laufzeit von 30 Jahren wird derzeit ausgehandelt. „Uns liegt seit einigen Tagen ein von den Anwälten überarbeiteter Entwurf vor. Ich gehe davon aus, dass der Vertrag vor Beginn des neuen Schuljahres unterschriftsreif ist“, sagt Bürgermeister Thomas Paul (CDU). Dann könne der Investor mit dem Bau beginnen.

Der Betreiber der Schule, die DPFA-Akademiegruppe, hat sich dafür ein Unternehmen mit Sitz in Kesselsdorf gesucht. Dort liegen bereits konkrete Pläne vor. Der Anbau soll demnach ein Erdgeschoss und zwei aufgesetzte Etagen groß sein. Im Erdgeschoss entsteht ein großer Mehrzweckraum. Der kann einerseits als Aula genutzt werden und mittels Trennwände andererseits in zwei große Klassenräume aufgeteilt werden. Zudem werden im Erdgeschoss weitere Sanitär- und Lagerräume untergebracht. In die erste Etage kommen fünf Kursräume, ins oberste Geschoss zwei Fachkabinette, Vorbereitungsräume und weitere Büros. Die Feuertreppe zwischen Anbau und Altbau wird demontiert, stattdessen entsteht dort ein Verbindungstreppenhaus. Ganz getrennt voneinander werden Gymnasiasten und Oberschüler im Schulalltag dennoch nicht sein. „Wir stellen uns eine Doppelnutzung mit dem Oberschulbereich vor“, sagt die Schulleiterin.

Dass im Sommer 2020 die ersten Schüler ihr Abitur in Rabenau ablegen, ist ein Novum und eine bemerkenswerte Entwicklung. Noch 2004 stand die Einrichtung auf der Streichliste. Damals war sie Mittelschule – aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge mit zu wenigen Schülern. Der Kreistag votierte für die Schließung. In der Stadt herrschte Katerstimmung.

Immerhin: Es fand sich ein freier Bildungsträger, der in dem Gebäude zunächst Berufsschüler unterbrachte. Mit dem Schuljahr 2005/06 wurde wieder eine Mittelschule eröffnet und eine erste fünfte Klasse unterrichtet. Schon 2007 startete in der nun als „Regenbogenschule“ bezeichneten Einrichtung auch eine freie Grundschule mit Hortbetreuung. Wer will, kann von nun an in Rabenau von der ersten bis zur 13. Klasse lernen, ohne die Schule zwischendurch zu wechseln.