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Neuer Schnitt für Linden

Die Bäume am Promenadenring in Löbau sind radikal gestutzt worden. Auch anderswo setzten Arbeiter die Säge an. Denkmalschutz und Sicherheit sind die Gründe für den Schnitt.

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© www.foto-sampedro.de

Von Romy Altmann-Kühr

Löbau. Ein Spaziergang entlang des Löbauer Promenadenringes kann überraschen. Musste man vor einigen Tagen noch stellenweise den Kopf einziehen, um nicht von herunterhängenden Zweigen der Linden getroffen zu werden, kann man jetzt plötzlich komplett aufrecht durch die Allee laufen. Die Kronen der Linden sind komplett kahl, sämtliche Äste samt Laub abgeschnitten. Auch in der Stadtverwaltung ist man darüber verwundert, aber nicht zuständig. Der Straßenabschnitt gehört noch zur Staatsstraße 115, die durch Löbau führt, fällt also in die Zuständigkeit des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv).

Dessen Sprecherin Isabel Siebert erklärt den Radikalschnitt: Er sei nötig gewesen, weil es sich um eine besondere Baum-Art handelt. Am Löbauer Promenadenring steht eine Reihe von Kandelaberlinden. Das sind Winterlinden in Kandelaberform. Der Denkmalschutz verlangte, dass sie auch nach den Straßenbaumaßnahmen in Löbaus Zentrum unbedingt erhalten bleiben und zwar in der historischen Schnittform. Zusätzlich wurden aufgrund der Denkmalschutzauflagen neue gepflanzt. Die Bäume sind in einer Spezialbaumschule vorgezogen worden und müssen dauerhaft so erhalten werden. Dazu ist mehrmals im Jahr ein sogenannter Erziehungsschnitt notwendig, erklärt Frau Siebert. Dadurch soll die Wuchsform, die an einen Kandelaber erinnert, entwickelt werden. Bei dieser speziellen Wuchsform wachsen die Hauptäste der Bäume in einer Höhe von bis zu zwei Metern waagerecht aus, um dann wie die Arme eines Kandelabers senkrecht nach oben zu wachsen.

Dass auch jetzt, außerhalb der offiziellen Baumfällzeit, die Bäume so radikal verschnitten wurden, sei kein Problem. Wie Frau Siebert erklärt, seien die Linden besonders schnittverträglich. Und: „Behutsame Pflegeschnitte sind das ganze Jahr über möglich“, so Frau Siebert. Der Schnitt für die richtige Wuchsform sei mehrmals im Jahr notwendig und werde daher auch außerhalb der üblichen Baumschnittzeiten durchgeführt. Kandelaberlinden haben am Promenadenring in Löbau eine historische Tradition und sind Bestandteil des denkmalgeschützten Innenstadtbereiches.

Nichts mit dem Denkmalschutz zu tun hat der Baumschnitt an der S148 bei Großschweidnitz. Dort haben Mitarbeiter der Straßenmeisterei seit Dienstag dieser Woche die Straßenbäume gestutzt – für die Sicherheit von Autofahrern und Passanten. Wie der Landkreis Auskunft gibt, musste Totholz entfernt werden. Das war an verschiedenen Straßenabschnitten nach der großen Trockenheit im Sommer notwendig. Eine Fachfirma hatte zuvor die Bäume begutachtet und angewiesen, wo Totholz herausgeschnitten werden muss, bevor es abbricht und auf die Straße fällt. Bei Großschweidnitz ist die Verbindung von Löbau ins Oberland wegen der Schnittarbeiten mehrere Tage nur halbseitig befahrbar gewesen. Eine Ampel regelte den Verkehr. Die Arbeiten an der S148 in Großschweidnitz sind laut Auskunft aus dem Landratsamt gestern abgeschlossen worden und die Straße ist wieder frei befahrbar.

Laut Naturschutzgesetz dürfen Bäume nur in der Zeit zwischen Oktober und Februar gefällt oder gestutzt werden. Unter bestimmten Umständen kann es Ausnahmegenehmigungen geben. Und Gefahr im Verzug – wie an den Straßenbäumen – setzt das natürlich außer Kraft.