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Neuer Kita-Betreiber gesucht

Reinhardtsdorf-Schöna hat dem Verein Bürgerhilfe Sachsen gekündigt. Die Schließzeit war der Knackpunkt.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Reinhardtsdorf-Schöna. Wenn sich alle Kinder gleichzeitig anziehen, weil es zu einem gemeinsamen Spaziergang an die frische Luft geht, wird es in jeder Kita eng. Doch in Reinhardtsdorf ist es derzeit besonders ausgeprägt. Das liegt daran, dass die Kita „Wirbelwind“ überbelegt ist. Trotz dieser Beliebtheit hat die Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna dem Betreiber der Kita, dem Verein Bürgerhilfe Sachsen, zum Ende vergangenen Jahres den Vertrag gekündigt, der nun zum 31. Juli 2017 ausläuft. So paradox es sich anhört, ist die Gemeinde damit dem Wunsch der Eltern nachgekommen.

Womit wird die Kündigung des Kita-Betreibers begründet?

Im Frühjahr vergangenen Jahres brach der Konflikt aus. Mit der Betreuung oder dem baulichen Zustand der Kita waren die Eltern zufrieden. „Wir hatten eine gute Zusammenarbeit und haben einige Baumaßnahmen erfolgreich durchgezogen“, sagt Olaf Ehrlich (parteilos), der Bürgermeister von Reinhardtsdorf-Schöna. Der Knackpunkt war jedoch die vom Betreiber festgelegte Schließzeit von zwei Wochen im Sommer. Für viele Eltern war das kein Problem, weil sie in der Zeit auch Urlaub nahmen. Für andere war das dramatisch. Insbesondere Eltern mit Krippenkindern wollten ihre Kinder nur ungern in der Zeit in eine andere Einrichtung geben. Es wurde um eine Notbetreuung in Reinhardtsdorf gerungen. Als für das Jahr 2017 wieder eine Schließzeit im Sommer angekündigt wurde, war das Vertrauen offenbar so gestört, dass sich der Elternrat mit Gemeinderäten darauf verständigte, den Betreibervertrag mit der Bürgerhilfe zu kündigen.

Was verspricht sich der Verein Bürgerhilfe von der Schließzeit?

Bei einer Schließzeit können sämtliche Kollegen gleichzeitig in den Urlaub gehen. Daraus folgt, dass in der restlichen Zeit des Jahres weniger Urlaub anfällt und damit der Personalbestand größer ist. Das käme der Qualität der Betreuung zugute, argumentiert die Bürgerhilfe. Dass die Qualität bei einer Personalplanung ohne Schließzeit bedeutend leidet, bestreiten Eltern und Gemeinde jedoch. „Das klappt doch in anderen Kitas auch. Warum soll das in Reinhardtsdorf nicht gehen?“, erklärt Bürgermeister Olaf Ehrlich (parteilos).

Wer übernimmt künftig die Kindertagesstätte?

Im Amtsblatt wurde eine Ausschreibung veröffentlicht. Bis zum 24. Februar haben Träger der freien Jugendhilfe die Möglichkeit, sich zu bewerben. Im März sollen sie sich den Räten und Eltern vorstellen. Spätestens im April will der Gemeinderat entscheiden. Der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass sich schnell ein neuer Betreiber finden lässt. Zwei Bewerber hätten bei ihm schon Interesse angemeldet. Formelle Bewerbungen gibt es aber noch nicht. Läuft alles glatt, soll der neue Betreiber die Kita schon zum 1. Juli übernehmen – um die geplante Schließzeit im Juli zu vermeiden.

Warum übernimmt die Gemeinde die Kita nicht in kommunale Trägerschaft?

Vor zwölf Jahren hatte die Gemeinde die Kita an die Bürgerhilfe abgegeben. „Für eine kleine Gemeinde mit ehrenamtlichem Bürgermeister ist das in Eigenregie nicht machbar“, sagt Ehrlich. Hauptsächlich fehle ein Personalpool, wenn etwa mehrere Krankheitsfälle zu überbrücken wären.

Was wird aus den bestehenden Arbeitsverträgen?

Im jetzigen Betreibervertrag ist festgehalten, dass die Mitarbeiter an die Gemeinde zurückfallen. Die will aber einen nahtlosen Übergang zum neuen Träger. Das ist eine Bedingung für den neuen Vertrag, erklärt Bürgermeister Ehrlich.

Müssen Eltern beim neuen Betreiber mit höheren Beiträgen rechnen?

An den Elternbeiträgen ändert sich direkt nichts. Die orientieren sich weiterhin anteilig an den Betriebskosten. Hier hat der Gemeinderat einen Ermessensspielraum. Eine Änderung ist nicht vorgesehen, heißt es von der Gemeinde.