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Neuer Glanz für die Villa Wach

Die Fassade des Gebäudes im Augustusweg wird erneuert. Die alten Mauern haben eine bewegte Geschichte hinter sich.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Große Bäume spenden Schatten, ein kleines Waldstück erstreckt sich vor dem Gebäude, dahinter erheben sich die Weinberge. Die Villa Wach oberhalb vom Augustusweg, hat nicht nur eine herrliche Lage, sie ist auch ein geschichtsträchtiges Gebäude. In wenigen Wochen wird das Haus nun hinter einem Gerüst verschwinden. Der ergrauten Villa soll zu neuem Glanz verholfen werden.

Die alte Aufnahme zeigt das Gebäude 1941. Das DRK nutzte die Villa damals als Landesführerschule. Am Giebel war ein Reichsadler angebracht.
Die alte Aufnahme zeigt das Gebäude 1941. Das DRK nutzte die Villa damals als Landesführerschule. Am Giebel war ein Reichsadler angebracht. © Stadtarchiv Radebeul

Das Gebäude hat schon vielfache Sanierungen hinter sich. Das letzte Mal wurde die Villa 1975 umgebaut. Damals kam der graue Spritzputz auf die Fassade, der das Erscheinungsbild des herrschaftlichen Hauses bis heute prägt. Die Qualität des DDR-Zementputzes sei gut gewesen, sagt Projektleiter Ronald Ramisch. Der habe sehr lange gehalten. Aus ästhetischen Gesichtspunkten war der Umbau vor 33 Jahren aber kein großer Wurf. Schöne Gestaltungselemente am Haus, etwa die Ziergiebel, wurden zurückgebaut. Nach der Wende bekam die Villa deshalb auch keinen Denkmalstatus mehr.

Beim genauen Hingucken erkennt man noch den bröckligen Fries unterhalb des Daches. Das Stilelement soll jetzt auch saniert und wieder richtig sichtbar werden. Der alte Putz muss abgeschlagen werden – ordentlich Lärm ist vorprogrammiert. Ab 9. Juli wird das Gerüst aufgebaut. Insgesamt soll die Fassadensanierung rund drei Monate dauern. „Das geht nur in enger Absprache mit den Nutzern“, sagt Ramisch.

Denn in der Villa wohnen junge Mütter mit ihren Babys sowie Kinder und Jugendliche in zwei Wohngruppen zusammen. Insgesamt 18 Kinder und Jugendliche sind dort zu Hause, sagt Matthias Lang, Vorstandsvorsitzender der Kinderarche Sachsen. Die Bewohner werden von Erziehern der Kinderarche betreut. Ein familiäres Zusammenleben ist wichtig, sagt Lang. Die Kinder und Jugendlichen haben zwar eigene Zimmer, treffen sich aber auch im gemeinsamen Wohnzimmer, gehen zusammen einkaufen oder machen Ausflüge. „Wir freuen uns sehr, dass das Gebäude saniert wird“, so Lang.

An der Wach’schen Villa wird nach der Sanierung die ursprüngliche Fassadengliederung wieder erkennbar sein. Durch farbliche Absetzungen sollen die Säulen und der Sockel wieder besser hervortreten. Welche Farbe die Villa bekommt, stehe noch nicht fest, sagt Ramisch. Wahrscheinlich wird es ein heller Ton.

An der Ostseite des Hauses wurden vor Jahren zwei Fenster zugemauert. Damit die Symmetrie wieder stimmt, werden die zwei fehlenden Fenster auf die Fassade aufgemalt. Auch an der Westseite haben die Maler zu tun. Dort kommt das Logo der Kinderarche an die Wand. Insgesamt sollen in die Fassadensanierung der Villa rund 240 000 Euro fließen. Den Bauauftrag hat die Firma Sauer Stadt- und Landbau aus Großenhain übernommen. Wenn die Fassade fertig ist, wird 2019 noch die Terrassenstützwand, aus der schon kleine Bäume wachsen, saniert. Die Außenwand zum Treppenhaus muss ebenfalls abgedichtet werden.

An der Stelle, wo heute die Villa steht, existierte schon im 17. Jahrhundert ein repräsentatives Berg- und Lusthaus. Im Radebeuler Stadtlexikon ist nachzulesen, dass der Dresdner Hofapotheker Wechinger im Besitz des Hauses samt dazugehörigem Weinberg war. Nach ihm wechselte das Gebäude öfter den Besitzer. Der heutige Name des Hauses geht auf den Amtshauptmann Felix Wach zurück, einem Enkel des Komponisten Felix Mendelsohn Bartholdy. Seine Frau hatte das Grundstück 1912 gekauft.

Von den Nazis wurde die Familie mit jüdischer Abstammung 1938 enteignet. Am Ziergiebel der Villa wurde daraufhin ein Reichsadler angebracht. 1940 ging die Villa als Landesführerschule und später Lazarett an das Deutsche Rote Kreuz. 1945 beschlagnahmte schließlich die sowjetische Armee das Gelände und richtete im ehemaligen Kutscherhaus ein Gefängnis ein.

Ab 1958 betrieb die Stadt Radebeul das Gebäude als zweites Schulhaus der Schule Oberlößnitz. Zwölf Jahre später zog ein Kinderheim in das ehemalige Herrenhaus ein. 1992 ging dieses als Kinder- und Jugendhilfezentrum Oberlößnitz in die Trägerschaft der Kinderarche Sachsen über.