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Neuer Anlauf für Ortenburg-Brücke

Seit Jahren wird in Bautzen über eine Fußgängerquerung über die Spree diskutiert. Jetzt zeigt auch der Freistaat Interesse.

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© Uwe Soeder

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Bautzens Ortenburg – zum Greifen nah. Vom Protschenberg ist es sinnbildlich ein Katzensprung. 100 Meter, Luftlinie allerdings. Denn zwischen der Burg und dem Berg plätschert im tiefen Tal die Spree. Wer hinüber will, muss erst hinab- und wieder hinaufsteigen. Oder schlägt gleich einen weiten Bogen über die Friedensbrücke. Beide Routen sind um ein Vielfaches länger.

Bereits seit Jahren wird deshalb in Bautzen diskutiert und teils auch fantasiert. Eine direkte Querung vom Protschenberg hinüber zur Burg, die die Altstadt und den Touristenparkplatz an der Schliebenstraße verbindet. In den Schubladen liegen noch Pläne von Brücken und Aufzügen, gar über eine Seilbahn war gesprochen worden. Nur geschehen ist nichts. Doch plötzlich steckt in dem Vorhaben wieder reichlich Musik.

OB bremst Euphorie

Die Idee hatte Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) jüngst beim Bürgerforum kurz aufgegriffen. Grundsätzlich, so stellt der Rathauschef klar, bleibt es bei dem Ziel, „einen weiteren Zugang zur Altstadt zu schaffen“. Allerdings bremst der OB zugleich die Euphorie: „Wir müssen auch im Auge behalten, wie weit eine Umsetzung sinnvoll, finanzierbar und in einem absehbaren Zeitfenster realistisch ist.“

Mit dieser Aussage gibt sich in Bautzen aber nicht jeder zufrieden. Die Stadträte Karl-Heinz Lehmann (Bürgerbündnis Bautzen) und Mike Hauschild (FDP) sind in der Sache schon länger am Ball. Letzterer hatte 2015 als Kandidat bei der OB-Wahl für seine Pläne mit der Seilbahn geworben. Das Bürgerbündnis Bautzen, das Alexander Ahrens – damals war er noch parteilos – zur Bürgermeisterwahl aufgestellt hatte, war bereits 2014 mit der Idee für die Seilbrücke in den Stadtratswahlkampf gezogen.

Seitdem waren beide nicht untätig. Karl-Heinz Lehmann hat recherchiert, stieß dabei auch auf eine erst vor wenigen Monaten bei Mörsdorf im Hunsrück eingeweihte Hängebrücke. Die misst 360 Meter, überspannt ein ganzes Tal und hat 1,3 Millionen Euro gekostet. Viel wichtiger aber: „Die Gemeinde hat einen bisher nicht vorstellbaren touristischen Aufschwung erhalten“, sagt Karl-Heinz Lehmann. Das, so ist er überzeugt, funktioniert in Bautzen auch.

Städtebauexperte von Idee begeistert

Mit seiner Idee hat sich der Stadtrat vom Bürgerbündnis an die Technische Universität in Dresden gewandt, genauer an den Städtebau-Professor Manuel Bäumler. Der Experte war schon vor Ort, hat sich die Gegebenheit am Protschenberg und an der Ortenburg genau angeschaut. „Das ist eine fantastische Angelegenheit. Die Idee, über eine Brücke ins Herz der Stadt zu gelangen, ist herausragend“, erklärt Manuel Bäumler. Aus bautechnischer Sicht sei das Spannen einer Seilbrücke übers Spreetal keine große Herausforderung. Die Brücke, so sagt er, könne für die Stadt zu einem neuen Wahrzeichen werden. Mehr noch: „Damit lässt sich der Tourismus auf Dauer stärken.“

Karl-Heinz Lehmann hat darüber hinaus schon weiter vorgefühlt. Der TU-Professor ist bereit, in einer Studie die Machbarkeit umfassend zu untersuchen. „Eine solche Studie ist für die Verwaltung und uns Stadträte die Voraussetzung, weitere Schritte einleiten zu können“, erklärt Karl-Heinz Lehmann. Über seine Bemühungen hat er Alexander Ahrens stets auf dem Laufenden gehalten. Nachgefragt im Rathaus ließ der OB mitteilen: „Wir denken gerade darüber nach, von der TU Dresden eine Machbarkeitsstudie erstellen zu lassen.“

Mit dem Bau der Brücke allein ist es allerdings nicht getan. Um das Projekt umzusetzen, braucht es auch Flächen über den bisherigen Parkplatz an der Schliebenstraße hinaus. Dazu müsste die Stadt jedoch Grundstücke zukaufen. Lange Zeit eine zähe Angelegenheit. Inzwischen sei laut Stadt auf Seite der Eigentümer Bewegung erkennbar. „Die Verhandlungen laufen“, sagt Stadtsprecher Tobias Schilling, der allerdings davon ausgeht, dass sich die Verhandlungen noch hinziehen werden.

Kostenfrage noch zu klären

Fraglich bleibt, wer den Bau der Brücke am Ende bezahlt. Die Kosten, so schätzen Karl-Heinz Lehmann und Mike Hauschild, könnten mit Blick auf die Brücke im Hunsrück weniger als eine Million Euro betragen. Mike Hauschild hatte vor wenigen Jahren, als er noch für die FDP im sächsischen Landtag saß, wegen seiner Seilbahn-Idee schon bei Finanzminister Georg Unland (CDU) vorgesprochen. „Er konnte sich damals durchaus vorstellen, dass der Freistaat die Kosten für die Investition übernimmt“, sagt der liberale Politiker.

Tatsächlich nehme der Finanzminister das Projekt Spreequerung weiter mit Interesse zur Kenntnis, erklärt dessen Sprecher Stephan Gößl. „Gegenwärtig ist aber noch nichts entscheidungsreif. Die Kommune ist vielmehr gefordert, ein Gesamtkonzept zu erstellen“, heißt es dazu aus dem Ministerium. Erst im Anschluss könne beurteilt werden, ob und welche Fördermöglichkeiten durch den Freistaat sich ergeben.

Unterdessen weist das Wirtschaftsministerium darauf hin, dass die Kosten für die Studie ebenso durch den Freistaat mitfinanziert werden könnten. Dazu müsste die Stadt bei der Landesdirektion einen Antrag stellen. „Wir haben der Stadt Bautzen empfohlen, sich im Vorfeld mit der Landesdirektion abzustimmen“, so Kathleen Brühl, Sprecherin im Wirtschaftsministerium.

Karl-Heinz Lehmann und Mike Hauschild wollen im Stadtrat jetzt Druck machen, damit die Verwaltung die Studie bald auf den Weg bringt. „Es ist jetzt an der Zeit, dass wir endlich auch liefern“, sagt Karl-Heinz Lehmann, auch mit Blick auf frühere Wahlversprechen des Bündnisses.