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Neuer Anlauf für die Umgehungsstraße

Die Trasse ist unvollendet. Während das Freitaler Rathaus keine Lösung sieht, machen Stadträte nun konkrete Vorschläge.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Diese Straße endet im Nichts. Auf Höhe des Edelstahlwerks verwandelt sich die Poststraße plötzlich in eine Straße für Anlieger und eine Sackgasse, Durchfahrt verboten. Es ist das offizielle Ende der Freitaler Umgehungsstraße, die komfortabel ausgebaut von Potschappel über Döhlen bis hierhin führt. Wer weiter Richtung Tharandt will, muss zurück auf die Dresdner Straße. Mehr als zehn Jahre nach der Fertigstellung dieser Trasse wird deren Weiterbau nun wieder eifrig diskutiert. Während die Rathausspitze um Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU) momentan keine Lösung für das Problem sieht, machen einige Stadträte konkrete Vorschläge.

© Grafik: SZ

2016 hatte die Freitaler Stadtverwaltung per Grobplanung berechnen lassen, was die Bauarbeiten kosten würden. Als Vorzugsvariante bezeichnet das Rathaus mit einer Verlängerung der Poststraße. Eine Brücke würde über die Bahngleise und einen Teil des Edelstahlwerks führen und die Autofahrer dann auf die Südstraße führen. Von dort ginge es dann wieder auf die Tharandter Straße und damit weiter Richtung Tharandt. Etwa zwölf Millionen Euro würde der Bau wohl kosten. Um diese Summe zu stemmen, wäre die Stadt auf Fördermittel angewiesen. So sagte es Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz Anfang 2017.

Wie Schautz damals erläuterte, hatte Freital ursprünglich auf Geld aus der Wirtschaftsförderung für den Weiterbau gesetzt. Diesem Plan hatte der Freistaat aber eine Absage erteilt. Die neue Strecke erschließt offenbar in zu geringem Maße neue Gewerbeflächen, weswegen der Fördertopf nicht infrage kommt. Die bereits fertige Strecke über Carl-Thieme- und Hüttenstraße sowie Bahnhof-/Poststraße wurde als „Erschließungsstraße der gewerblichen Wirtschaft“ mit Fördermitteln bis 2006 ausgebaut. Endpunkt der Straße ist nicht zufällig der Eingang zum Edelstahlwerk. Offiziell heißt die Umgehungsstraße also gar nicht Umgehungsstraße.

Wie Schautz damals sagte, hatte sich die Stadt danach mit dem zuständigen Landesstraßenbauamt in Meißen über andere Fördermöglichkeiten verständigt und die Behörde habe eine Förderung in Aussicht gestellt. Davon ist momentan jedoch keine Rede mehr. Wie eine aktuelle Anfrage bei Freitals Oberbürgermeister Rumberg ergab, beschäftigt sich die Rathausspitze derzeit nicht mit dem Weiterbau.

Unnötig und zu teuer?

„Wir verfolgen das im Moment nicht aktiv, weil die Verkehrsströme in Freital keine Förderung zulassen“, so Rumberg. „Das, was an Umgehung möglich war, haben wir gebaut.“ Rumberg nennt höhere Kosten als Schautz vor anderthalb Jahren. Er geht von 20 Millionen Euro aus. „Ich denke, Freital hat nicht die Verkehrsprobleme wie Großstädte, wo es nicht nur in der Berufsverkehrszeit zu Staus kommt, sondern auch darüber hinaus“, so Rumberg. „Insofern werden wir akzeptieren müssen, dass wir eine verkehrslebendige Stadt sind, aber große und schnelle Verbesserungen in nächster Zeit nicht hinbekommen.“

Im Stadtrat scheint man das anders zu sehen. Die Sächsische Zeitung hat an alle sechs Fraktionen einen Fragenkatalog zur Zukunft der Umgehungsstraße geschickt. Fünf Fraktionschefs haben geantwortet. Das Ergebnis: Sie halten das Vorhaben nach wie vor für wichtig und wollen an einer Umsetzung arbeiten.

„Grundsätzlich muss aus meiner Sicht mittelfristig eine Lösung für die Vollendung der Umgehungsstraße gefunden werden“, sagt der CDU-Fraktionschef, Martin Rülke. Es müsse gelingen, die Dresdner Straße vom Durchgangsverkehr zu entlasten. „Das sollte aber nicht auf Kosten von Anwohnern, zum Beispiel an der Bahnhofstraße, Poststraße oder Südstraße geschehen.“ Rülke will gemeinsam mit den Parteikollegen im Landtag, in der Regierung und dem Oberbürgermeister nach Lösungen suchen. Norbert Mayer, Fraktionschef der AfD, sieht großen Bedarf. „Die Vollendung sollte vordringlich geplant und umgesetzt werden.“

„Wir sind für den Weiterbau“, sagt auch Peter Heinzmann, Fraktionschef der Linken. Über den genauen Verlauf müsse allerdings noch befunden werden. Heinzmann sieht eine Umsetzung in den Jahren nach 2022 als realistisch an, da es derzeit noch genügend Vorhaben gebe, die dringlicher seien. Das Thema werde aber bei der anstehenden Klausur für den Haushalt 2019 angesprochen.

Auch die Bürger für Freital machen sich für eine komplettierte Umgehung stark. Weil die Anwohner an der Poststraße aber nicht zusätzlich belastet werden sollen, haben sie eine spezielle Trassenführung im Blick. Fraktionschef Chris Meyer schlägt vor, die Umgehungsstraße ab Toom-Baumarkt über die Gleisanlagen des Edelstahlwerks zu führen und dann eine Brücke zur Südstraße zu schlagen.

„Die Vorteile dieser Lösung liegen auf der Hand: Das Edelstahlwerk erhält eine bessere Anbindung für Lkw und die Carl-Thieme-Straße wird bis in Richtung Tharandter Straße für den Durchgangsverkehr weitergeführt“, so Meyer. Darüber hinaus macht sich die Fraktion dafür stark, dass die Güterbahnhofstraße für den Durchgangsverkehr geöffnet wird – zumindest in Notfällen, wie bei Vollsperrungen der Dresdner Straße. Die Stadt solle Möglichkeiten eines Grundstückskaufs von der Deutschen Bahn prüfen, so Meyer.

Auch Frank Gliemann, Fraktionschef der Freien Wähler, plädiert für einen Weiterbau der Umgehungsstraße. „Damit die Staufalle an der ehemaligen Gewerbeschule verschwindet.“ Bei der Finanzierung sieht er jedoch ein Problem. Der bisherige Strassenverlauf sei wohl als Gewerbe-Zubringer deklariert und nicht als Umgehungstrasse. Deswegen sei es schwierig, Fördermittel zu bekommen. „Dieses Thema wird in Vorbereitung der Stadtratswahl 2019 eine große Rolle in unserer Fraktion spielen, darüber werden wir aber erst zu gegebener Zeit informieren.“

Was halten Sie vom Weiterbau der Umgehungsstraße? Ist er nötig oder einfach zu teuer für Freital? Sagen Sie uns ihre Meinung in unserer Online-Umfrage.