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Neue Zeiten, neues Pfund

Großbritannien führt die fälschungssicherste Münze der Welt ein.

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© dpa

Von Jochen Wittmann, SZ-Korrespondent in London

Es soll, davon ist die Bank of England überzeugt, das sicherste Geldstück der Welt sein. Schon seit einem Jahr produziert die Royal Mint, die königliche Prägeanstalt im walisischen Llantrisant, die neue Münze in einem Tempo von 100 000 pro Stunde. Am Dienstag wurde erstmals seit mehr als 30 Jahren eine Ein-Pfund-Münze in Großbritannien eingeführt, die den Fälschern das Leben schwer machen soll. Das neue Pfund, das ganz anders aussieht als das bisherige runde und etwas klumpige Geldstück, weist eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen auf. Die zwölfeckige Münze kommt zweifarbig daher: Der äußere Ring ist aus goldfarbenem Nickel-Messing, während der innere Kern aus einer silberfarbenen Nickellegierung besteht. Die Münze hat ein Hologramm, das je nach Blickwinkel das Pfundsymbol oder die Zahl Eins zeigt. Und dann gibt es noch ein Sicherheitsmerkmal, das die Bank of England nicht verraten will und topsecret ist. Die BBC vermutet, dass es sich dabei um ein weiteres Metall handelt, das im Kern enthalten ist und von Zählmaschinen geprüft werden kann.

Man sollte meinen, dass Falschmünzerei mittlerweile aus der Mode gekommen ist und Geldfälscher sich lieber auf die höherwertigen Banknoten konzentrieren. Doch die Bank of England geht davon aus, dass heute jede dreißigste Pfundmünze gefälscht ist, insgesamt also rund 50 Millionen falscher Pfundmünzen im Umlauf sind. Abgesehen von der Geldsicherheit erfüllt die neue Münze in Zeiten des Brexit aber auch andere Funktionen. Nachdem die Landeswährung nach der Referendumsentscheidung für den Austritt aus der EU eine bis zu 15-prozentige Abwertung erlebt hatte, bringt jetzt das neue Geldstück buchstäblich mehr Glanz in die Bude. „Wir brauchten etwas“, meinte Gordon Summers, der Chef-Gravierer der Royal Mint, „das neu und modern ist, aber gleichzeitig Würde ausstrahlt.“

Der Brexit könnte zudem zu einer Aufspaltung des Königreichs führen, nachdem Schottland und Wales sich deutlich für das Zusammengehen mit Europa ausgesprochen hatten. In dieser Situation beschwört das Design der neuen Münze die Union der vier Nationen des Königreichs: Auf der Rückseite des Geldstücks wachsen die nationalen Symbole – Rose für England, Distel für Schottland, Klee für Nordirland und Lauch für Wales – aus einen Diadem und symbolisieren die Einheit unter der Krone. Das Motiv für das neue Geldstück stammt von einem 15 Jahre alten Schüler. Bei einem Wettbewerb hatte sich David Pearce gegen rund 6000 andere Vorschläge durchgesetzt. Auf der Vorderseite ist, wie auf allen britischen Münzen, das Profil der Queen zu sehen. Diesmal in einer neuen Ausführung, die Elizabeth II. etwas gealtert und erstmals mit dem Anflug eines Lächelns zeigt.

Für Einkaufswagen in Supermärkten, Parkuhren und Verkaufsautomaten stellt die neue Münze eine Herausforderung dar, auf die viele Betreiber noch nicht vorbereitet sind. Tesco, eine der größten Supermarktketten im Königreich, hat seine Einkaufswagen bisher noch nicht umgerüstet. Auch bis zu zehn Prozent der Parkuhren werden nach einer Schätzung der „British Parking Association“ die neuen Münzen nicht akzeptieren.

Bis zum 15. Oktober hat man für die Umstellung noch Zeit. Bis dahin bleiben die alten Pfundmünzen für den Zahlungsverkehr noch gültig, danach kann man sie nur noch an Banken umtauschen. Das trifft auch die Jüngsten. Acht von zehn Kindern benutzen in Großbritannien ein Sparschwein. Doch nur rund jedes zweite Kind weiß, dass seine eifrig zusammengesparten Münzen bald ungültig sind. Das fand die britische Bank Halifax heraus.

Die Eltern sind hoffentlich besser informiert. Denn in britischen Sparschweinen, Strümpfen und Einmachgläsern schlummern noch etwa 400 Millionen Ein-Pfund-Münzen, schätzt die Regierung.

Die Geschichte lehrt: Als man 1998 eine neue 50-Penny-Münze einführte, wurden rund 13 Prozent der alten Geldstücke nicht umgetauscht. Sollte sich das in diesem Ausmaß wiederholen, wären 200 Millionen Pfund verloren. (mit dpa)