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Neue Töne in der Musikschule

Jeanne Kompare-Zecher ist die neue Chefin in Bannewitz. Sie hat nicht nur die Jüngsten im Blick.

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© Andreas Weihs

Von Verena Schulenburg

Bannewitz. In ihrem „Dschungel“ muss sie sich erst noch richtig orientieren. So nennt Jeanne Kompare-Zecher allen Papierkram auf ihrem Schreibtisch. Seit einigen Wochen steht die 52-Jährige an der Spitze der Musik-, Tanz- und Kunstschule (MTK) in Bannewitz und löste damit ihre Vorgängerin Irmela Werner ab. Sie leitete rund 20 Jahre die Schule im Herzen der Gemeinde und ist nun im Ruhestand.

Von Ruhe kann im Büro der neuen Musikschulchefin dagegen keine Rede sein. Die Töne, die hinter dem Schreibtisch erklingen, sind nicht immer harmonisch. Anrufe mit Behörden und Fördermittelstellen sind nun für Kompare-Zecher an der Tagesordnung. In dem gesamten Verwaltungsaufwand hat sie dabei immer das Wohl der Musikschule und deren Schüler im Blick.

Besonders am Herzen liegen ihr die Jüngsten. Die kindliche, musikalische Erziehung, so ist sich Kompare-Zecher sicher, sei ein wesentlicher Grundstein für die Laufbahn eines Menschen. Um soziale Fähigkeiten zu entwickeln, bräuchten Kinder eine ästhetische Bildung, sagt sie. Es gehe darum, das volle Potenzial eines Menschen zu befördern. Dies könne der klassische Schulunterricht so nicht leisten. Die Musikschulchefin ist überzeugt: „Jeder von uns ist musikalisch.“ Man müsse nur die Möglichkeit erhalten, dies zu erfahren.

Diese Erfahrung hat Jeanne Kompare-Zecher in ihrer Kindheit selbst gemacht. Sie besuchte gerade die dritte Klasse einer Schule in Chicago. Dort kam die gebürtige Amerikanerin erstmals richtig mit Instrumentalmusik in Berührung. Das Erlebte hat geprägt. „Von den Erfahrungen zehre ich heute noch“, sagt die 52-Jährige und schmunzelt. Die Liebe zu allem, was Musik ausmacht, bestimmte von da an ihren Weg. An einer Kunsthochschule in Vermont studierte sie als junge Frau Gesang und Querflöte. Die Musik habe auch ihr Interesse an Deutschland geweckt. „Beethoven ist nicht meins“, sagt sie. Aber die Opern von Richard Strauß oder Arnold Schönberg beispielsweise hätten sie gepackt. Im Februar 1989 setzte sie endgültig nach Deutschland über.

In Freiburg gab sie mehrere Jahre Musikunterricht und lernte dort auch ihren Mann kennen. Nach einem Zwischenstopp in Marburg kam das Paar mit den zwei Töchtern 2011 nach Dresden. Mit ein bis zwei Musikgruppen fing Jeanne Kompare-Zecher damals in Bannewitz an, brachte schließlich auch die Idee des frühkindlichen Musizierens mit. „Das ist mein Spezialgebiet“, sagt sie, auch heute noch.

Nun, als Leiterin der Einrichtung, wolle sie noch mehr Kindern die Chance geben, durch Musik ihre Persönlichkeiten zu entwickeln. Dazu habe sie bereits ein starkes Team hinter sich, sagt Kompare-Zecher stolz. Um aber das ehrgeizige Ziel zu erreichen, müssten die Stellschrauben woanders nachgezogen werden, sagt die Leiterin und blickt dabei in Richtung Politik.

In den vergangenen Jahren hat sich die Musik-, Tanz- und Kunstschule in Bannewitz zu einer angesehenen Einrichtung entwickelt. Die Musikschule kämpft aber, wie andere Einrichtungen ihrer Art auch, um eine sichere Finanzierung und damit um ihre Daseinsberechtigung – und das, obwohl die Schülerzahl steigt.

Insgesamt rund 1 200 Schüler jeden Alters nutzen die Musik- und Kunstangebote aus Bannewitz. An Anfragen mangele es nicht. Ob Klavier, Schlagzeug, Gesang oder Tanz: „Wir haben so viele Anrufe von Eltern und müssen oft ablehnen, weil wir es nicht stemmen können“, erklärt Kompare-Zecher. Die Situation missfällt ihr.

Es könnten noch mehr Schüler sein, wenn Personal und vor allem ausreichend Räume zur Verfügung stünden, sagt sie. Da der Platz in der oberen Etage des Bannewitzer Bürgerhauses knapp ist und auch, weil vielen Eltern in Nachbarorten der Weg für ihren Nachwuchs zum Musikunterricht nach Bannewitz zu weit ist, unterrichten MTK-Lehrer auch extern. „Unsere Schule ist gut vernetzt“, sagt sie und schaut dabei nach Freital, Tharandt, Kreischa und die Possendorfer Grundschule, wo Schüler unterrichtet werden. Sogar die Kinder der Bannewitzer Kita kommen seitens der Musikschule spielerisch mit Musik in Kontakt.

Solche Kooperationen will Kompare-Zecher in Zukunft vertiefen und ausbauen. Dafür bedarf es einer engen Zusammenarbeit mit den Kommunen, aus denen Eltern und deren Schüler Interesse signalisieren. „Ich wünsche mir einen offenen Dialog und Planungssicherheit“, sagt die Leiterin. Die Musikschule mit ihren Inhalten sei mehr als Hobby und Zeitvertreib für Kinder. „Wir verstehen uns als Kompetenzzentrum“, sagt sie. Die Musikschule sei zentraler Ort des kulturellen Lebens in Bannewitz. Dazu gehöre auch ein Saal, der bisher fehlt, was die Arbeit der Einrichtung zunehmend erschwert. Dieses Ziel verfolgte schon ihre Vorgängerin. Jeanne Kompare-Zecher hält daran fest.