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Neue Schulleiterin setzt auf Inklusion

Seit 13 Jahren ist die neue Leiterin schon an der Schule. Nun muss sie aber mehr verwalten als unterrichten.

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© André Braun

Von Nadine Franke

Roßwein. Stolz zeigt Andrea Gründel auf ein Blatt Papier an der Wand hinter ihrem Schreibtisch. „Es ist das Originaltelegramm von Albert Schweitzer“, sagt sie. Darin habe er 1964 der Schule persönlich erlaubt, seinen Namen zu tragen. „Wir haben das Telegramm beim Aufräumen gefunden“, sagt Gründel. An der Roßweiner Albert-Schweitzer-Schule für Kinder mit Lernbehinderungen spielt der deutsch-französische Arzt und Philosoph eine besondere Rolle. „Seine Werte sind uns wichtig.“ So lernen die Kinder der Lernförderschule nicht nur Schweitzer in den ersten beiden Unterrichtswochen des Jahres kennen, sondern auch Gründel selbst will ihre neue Aufgabe unter Schweitzers Namen stellen.

Seit 1. August ist sie die neue Schulleiterin der Roßweiner Förderschule. Sie hat das Amt von Birgit Saupe übernommen, die vergangenen Juni in den Ruhestand ging. „Ich wurde vor einigen Jahren von ihr wegen der Stelle gefragt“, sagt Gründel. Sofort zugesagt habe sie nicht. „Ich wollte erst Bedenkzeit.“ Letztlich verbrachte sie aber doch die letzten zwei bis drei Jahre mit Fortbildungen neben ihrem Unterricht, um sich auf das neue Amt vorzubereiten.

Schon seit 2005 ist Andrea Gründel an der Schule tätig. Zuerst unterrichtete sie nach ihrem Studium in Leipzig für fünf Jahre in Baden-Württemberg. Dann wollte sie mit ihrem Mann in die Heimat zurückkehren. Gründel stammt aus Mutzschen. Die Arbeit mit lernbehinderten Kindern sei eine abwechslungsreiche Herausforderung, der sie sich gern jeden Tag stellt. „In meiner Familie gab es auch jemanden mit geistiger Behinderung“, sagt sie. Umso wichtiger ist es ihr, dass ihre Schüler eine bestmögliche Ausbildung bekommen, obwohl sie langsamer lernen. „An der Grundschule lernen die Kinder in der ersten Klasse das Alphabet. Bei uns brauchen die Schüler bis zur dritten Klasse“, erklärt sie. Es dauere vielleicht ein wenig länger, aber die Schüler können trotzdem ihren Hauptschulabschluss machen.

Gründel hat sich in den letzten Wochen eingearbeitet. Sie unterrichtet auch noch, musste aber die Leitung ihrer zweiten Klasse abgeben. Denn die Betreuung der Kinder fordere viel Zeit, Wiederholungen und individuelle Zuwendung. Auch für die Eltern der 200 Schüler sind die Klassenleiter erste Ansprechpartner. Dafür habe sie keine Zeit mehr. „Jetzt habe ich mehr mit Bürokratie zu tun“, sagt sie und wäre froh, mehr mit den Kindern arbeiten zu können. Diese Aufgabe muss sie nun ihren 22 Lehrern überlassen. „Die Kollegen arbeiten gut und gern zusammen. Wir treffen uns auch außerhalb der Schule zu gemeinsamen Aktivitäten “, so Gründel. Künftig müssen nun neue Kollegen integriert werden. Der Lernförderschule steht ein Generationswechsel im Lehrpersonal bevor.

Eine der Hauptaufgaben ihrer neuen Stelle sei die vom Gesetzgeber geforderte Inklusion, sagt Gründel. So können Eltern selbst entscheiden, welche Schule ihr Kind trotz festgestellter Lernschwäche besuchen soll. „Darauf müssen die Schulen aber auch vorbereitet sein“, sagt Gründel. Sie will da die Zusammenarbeit stärken. Mit den Betrieben in der Region funktioniere das bereits gut. „Die Wahrnehmung der Schule hat sich in den letzten Jahren positiv verändert“, sagt sie. Auch seitens des Schulträgers, der Roßweiner Stadtverwaltung, habe sich die Zusammenarbeit aus Gründels Sicht sehr gut entwickelt. Die Schüler seien integriert. „So gestalten wir den Neujahresempfang mit“, sagt die Schulleiterin. Außerdem veranstaltet die Schule eine Weihnachtsfeier für die Senioren.