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Neue Nase für den Bergmann

Im November endet die Sanierung der Glashütter Sankt-Wolfgang-Kirche. Ein Schmuckstück fehlt dann noch.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Oliver Ander hat in den letzten 25 Jahren schon viele Kirchen gesehen. Aber: „Nur in Glashütte gibt es eine Bergmannsstatue, die eine Kanzel trägt. Das ist einmalig“, sagt der Restaurator. Er zeigt auf den Boden unter dem Bergmann, der mit Achaten und Amethysten aus Schlottwitz ausgestaltet wurde. Auch das ist ungewöhnlich.

Seine Kollegin Anna-Maria Schuch-Baensch hat den Altar restauriert.
Seine Kollegin Anna-Maria Schuch-Baensch hat den Altar restauriert. © Egbert Kamprath
Momentan arbeitet Anna-Maria Schuch-Baensch an der Darstellung des letzten Abendmahls.
Momentan arbeitet Anna-Maria Schuch-Baensch an der Darstellung des letzten Abendmahls. © Egbert Kamprath

Schon deshalb sei es für ihn ein besonderer Auftrag, diese Bergmannskanzel wieder ansehnlich zu machen. Denn der Zahn der Zeit hat am Bergmann genagt. Nicht nur die Farben verblassten. Er verlor im Laufe der Jahrzehnte zwei Finger und die Nasenspitze. „Der Chirurg war schon einmal da“, sagt der Restaurator, lächelt und zeigt auf die Hände. Alle Finger sind wieder dran. In dieser Woche wird die noch fehlende Nasenspitze angesetzt. Bis Ende November möchte der Restaurator, der bei der Restaurationswerkstatt Schirmer und Ander in Dresden arbeitet, mit der Kanzel komplett fertig sein.

Mirko Danzmann, Mitglied im Kirchenvorstand, geht davon aus, dass es damit klappt. Der Glashütter kümmert sich um den Erhalt der Kirche. Deren groß angelegte Sanierung begann vor genau zehn Jahren. Mit Geld von der Landeskirche Sachsen, von Bund, Land und der Stadt Glashütte – insgesamt standen 1,2 Millionen Euro bereit – wurden das Dach erneuert und alle Fugen saniert. Damals wurde auch mit der Innensanierung begonnen. Das Gotteshaus bekam eine neue Elektrik, der Chorraum einen neuen Fußboden.

Nebenaltar für die Kirche

Die ebenfalls dringende Sanierung der Kassettendecke im Kirchenraum konnte die Glashütter Gemeinde erst 2016 in Angriff nehmen. Auch diese war aufwendig, weil zu DDR-Zeiten aufgebrachtes Holzschutzmittel einige der Engelsabbildungen beschädigt hatte. An anderen Stellen hatte sich die Farbe pulverisiert. Die Restaurierung kostete 300 000 Euro. „Es blieb kein Geld übrig, um auch den Altar, die Kanzel und den Taufstein zu restaurieren“, sagt Danzmann. Nun ist es der Kirchgemeinde gelungen, einen Fördernachschlag für diese Arbeiten zu bekommen. Die Denkmalschutzbehörde und die Landeskirche Sachsen stellten das Geld zur Verfügung. Vor drei Wochen konnte die rund 60 000 Euro teure Restaurierung beginnen.

Komplett finanziert sei das Vorhaben noch nicht, sagt Danzmann. Denn die Kirchgemeinde muss 25 Prozent der Kosten übernehmen. Und die hat sie noch nicht zusammen. „Uns fehlen 6 000 Euro. Wir sammeln in Gottesdiensten und freuen uns über Spender.“ Bisher sei ihm und dem Kirchenvorstand noch keine pfiffige Idee für eine Spendenaktion eingefallen. „An der Decke war es einfacher. Wir verkauften Spendenpatenschaften für die einzelnen Tafeln. Der Bergmann lässt sich leider nicht teilen“, sagt der Glashütter. Er ist optimistisch, dass es der Kirchgemeinde dennoch gelingt, das Geld zu sammeln. Danzmann hofft, dass der Anblick des restaurierten Altars die Herzen und vielleicht auch die Portemonnaies öffnet.

Denn wer sich jetzt einmal Zeit nimmt und sich den Altar genauer anschaut, sieht, dass die Arbeiten dringend notwendig gewesen sind. Ähnlich wie an der Kanzel fehlten auch hier einige Teile, Die meisten sind schon ersetzt. Jetzt fehlt noch ein Adlerkopf. „Ich denke, dass die Restauratoren auch den hinbekommen“, sagt Danzmann.

Gravierender sind die Schäden aus den letzten Kriegstagen. „Unmittelbar neben der Kirche muss eine Bombe eingeschlagen sein“, berichtet Danzmann. Die Detonation war so stark, dass das Dach beschädigt wurde. Weil es nicht schnell genug repariert wurde, regnete es hinein. Die Folgen sind bis heute sichtbar, sagt Restaurator Ander und zeigt auf die Malereien im oberen Drittel. Diese sind undeutlich. Das Regenwasser hat sie verwaschen. Im unteren Drittel, wo Anders Helferin Anna-Maria Schuch-
Baensch in den letzten Tagen an ähnlichen Motiven gearbeitet hat, sind die Konturen indes wieder deutlich zu erkennen.

Mirko Danzmann freut sich auf das letzte Novemberwochenende. Dann findet nicht nur das erste Adventkonzert statt, sondern dann werden Kanzel und Altar in neuem Glanz erscheinen. Damit ist die Sanierung der Glashütter Kirche, die vom damaligen und inzwischen verstorbenen Pfarrer Ulrich Oertel zusammen mit dem langjährigen und kürzlich verstorbenen Diakon Edgar Rahm begonnen wurde, nach zehn Jahren abgeschlossen.

Eine kleine Zugabe gibt es noch, verrät Danzmann. Die Glashütter Kirche wird einen Nebenaltar bekommen. Die Konturen sind schon deutlich zu sehen. Der Holzkörper steht bereits da. Auch zwei der vier Bilder sind bereits eingebaut. Dabei handelt es sich um eine Darstellung des Heiligen Martins, der seinen Mantel teilt und um die Gottesmutter Maria. Es fehlen noch die Darstellungen vom Erzengel Gabriel und vom Heiligen Laurentius. „Diese befinden sich noch in der Restaurationswerkstatt“, sagt Danzmann. Er hofft, dass die Arbeiten an diesem um 1520 geschaffenen und 1823 bei Aufräumarbeiten auf dem Boden gefundenen Flügelaltar bis zum ersten Quartal 2019 abgeschlossen werden können.