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Neue Jobs zwischen Bautzen und Dresden

Trotz der Krise bei Siemens und Bombardier rechnet die Arbeitsagentur für 2018 mit weniger Arbeitslosen.

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© dpa

Von Irmela Hennig

Bautzen/Bischofswerda. Durchschnittlich 21 383 Oberlausitzer waren im vergangenen Jahr arbeitslos. Das gab Thomas Berndt, Leiter der Bautzener Agentur für Arbeit, am Mittwoch bekannt. Er zog Bilanz für 2017 und ließ wissen, dass die Arbeitslosigkeit um 11,7 Prozent zurückgegangen ist im Vergleich zu 2016.

Demgegenüber haben immer mehr Männer und Frauen einen sozialversicherungspflichtigen Job. Waren es im Juni 2015 noch 191 586 Oberlausitzer, lag die Zahl im Juni 2017 bei 196 410. Im Landkreis Bautzen gab es letztes Jahr 1,3 Prozent mehr Erwerbstätige als im Jahr davor, im Landkreis Görlitz waren es 0,5 Prozent mehr. Der Bautzener Kreis profitiere insgesamt deutlicher vom Aufschwung am Arbeitsmarkt. Die sogenannte Unterbeschäftigung nahm hingegen ab. Damit fasst die Agentur neben den klassischen Erwerbslosen alle zusammen, die beispielsweise einen Ein-Euro-Job haben , eine Weiterbildung oder Qualifizierung machen oder krank sind und darum nicht arbeiten können. Im Kreis Bautzen sank die Unterbeschäftigung um 12,4 Prozent von 14 581 Betroffene auf 12 768; im Landkreis Görlitz ging sie um 8,8 Prozent zurück – und zwar von 16 607 auf 15 138.

Geregelte Zuwanderung als Chance

Für 2018 ist Agenturchef Thomas Berndt zuversichtlich und rechnet mit einem leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen um ein Prozent. Auch wenn es derzeit ungewiss sei, wie sich die Lage bei den Schienenfahrzeugherstellern Bombardier in Görlitz und Waggonbau Niesky entwickle und wie es bei Siemens in Görlitz weitergehe. Offen sei nach wie vor, was sie in Rothenburg tue. Der deutsch-chinesische Automobilzulieferer WKW hatte angedeutet, dort künftig Fahrzeuge mit Elektroantrieb zu produzieren. Neue Jobs seien dann 2019 bei der Müller-Milch-Tochter Homann in Leppersdorf zu erwarten. Die Feinkostsparte zieht nach Sachsen um. Der Autohersteller Daimler baut in Kamenz eine neue Produktionshalle für Batterien. Die Zahl der Beschäftigen könnte dort um rund 350 wachsen.

Allerdings sind nicht nur neue Jobs verantwortlich für den Rückgang der Arbeitslosenzahlen. Zu rund 50 Prozent gebe es „demografische Gründe“ – es gehen mehr Menschen in Rente als in den Arbeitsmarkt nachrücken. Thomas Berndt weist immer wieder darauf hin: „Bis 2030 werden uns rund 70 000 Erwerbspersonen fehlen.“ Beide Landkreise seien davon gleichermaßen betroffen. Diesem Problem könne man nur mit vielfältigen Ideen begegnen. Die Zuwanderung von Fachkräften allein aus Polen und Tschechien werde es nicht lösen. Denn auch in diesen Ländern gebe es Aufschwung und steigende Löhne.

Die Bundesagentur für Arbeit plädiere darum für eine geregelte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt mit einem entsprechenden Gesetz. Die Digitalisierung könne in manchen Branchen helfen. Man müsse zudem Menschen für die Rückkehr oder den Umzug in die Region begeistern. Aber es sei eben auch nötig, derzeit Arbeitslose zu qualifizieren. Arbeitgeber müssen ihnen, aber auch schwerbehinderten Menschen oder Langzeitarbeitslosen eine Chance geben. Immerhin sei fast jeder Zweite in der Oberlausitz schon deutlich länger als ein Jahr ohne Job. Jeder fünfte Arbeitslose habe keinen Berufsabschluss.

Um hier etwas zu bewegen, hat die Bautzener Agentur 2017 insgesamt 11,6 Millionen Euro investiert. Damit wurde beispielsweise die berufliche Weiterbildung gefördert. Im Schnitt seien 72 Prozent der unterstützten Männer und Frauen sechs Monate nach der Hilfe berufstätig. 2018 sollen zwölf Millionen Euro in Qualifizierungsmaßnahmen fließen.

Thomas Berndt zog zudem eine kurze Bilanz für den Arbeitsmarkt im Dezember 2017. Da waren 20 056 Männer und Frauen ohne Job. Das war ein leichter Anstieg gegenüber November um 636 Betroffene. Die Quote lag bei 7,1 Prozent.

In Bautzen gab es im Dezember 3 420 Erwerbslose, 191 mehr als im Vormonat. Die Quote lag bei 6,5 Prozent. In Bischofswerda waren 884 Männer und Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen, ein Zuwachs von 29. Die Quote betrug 5,4 Prozent.