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Tafel erinnert an Kriegsverbrechen

Jahrelang wies eine Steinplatte in Niederkaina auf eine Gräueltat am Ende des Zweiten Weltkrieges hin. Im April wurde die Tafel zerstört. Nun gibt es einen Ersatz.

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© Stadt Bautzen

Von Marleen Hollenbach

Niederkaina. Die Stadt Bautzen hat die zerstörte Gedenktafel in Niederkaina ersetzt. Das teilt die Verwaltung mit. Zwei Firmen aus der Region fertigten eine neue Platte aus Edelstahl an. Diese wurde nun an der alten Stelle angebracht. Geld zahlte die Stadt für die Tafel nicht. Dabei hatte die Verwaltung bereits Spenden in Höhe von 2 150 Euro erhalten.

Gleich, nachdem die Zerstörung der Gedenktafel bekannt war, sicherten zunächst zwei Politiker ihre Hilfe zu. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und der Bautzener Landtagsabgeordnete Marko Schiemann (beide CDU) kündigten an, für die Herstellung einer neuen Tafel jeweils 250 Euro zu spenden. Insgesamt acht Personen und Institutionen gaben der Stadt Geld. „Wir werden jetzt alle Spender informieren“, erklärt Bautzens Finanzbürgermeister Robert Böhmer. Die Spender können dann entscheiden, ob sie das Geld zurückfordern, oder es für einen anderen Zweck einsetzen wollen. Denkbar wäre zum Beispiel eine Informationstafel, die neben der Platte aufgestellt wird und über die Ereignisse aufklärt.

Die Mauer, an der die Gedenktafel befestigt war, ist das letzte Relikt der großen Scheune des Ritterguts von Niederkaina. Das wiederum war im April 1945 Schauplatz eines Kriegsverbrechens. Damals trieben Angehörige der 1. Ukrainischen Front 195 Volkssturm-Männer in eine Scheune und setzten das Gebäude in Brand. Die Menschen verbrannten bei lebendigem Leib. Das berichteten Augenzeugen.

Die Stadt Bautzen erinnert jährlich an die Opfer des Verbrechens. Doch als sich in diesem April Vertreter der Stadt und des Ortschaftsrates Niederkaina am Gedenkort versammelten, fanden sie nur noch die Überreste der Granittafel vor. Später bekannte sich eine linksradikale Gruppe zu der Tat. Sie begründet diese unter anderem mit den Aktionen rechter Gruppen, die in der Vergangenheit mehrfach sogenannte Gedenk- oder Fackelmärsche in Niederkaina veranstaltet hatten.

Tatsächlich zogen noch am selben Wochenende etwa einhundert Personen durch den kleinen Ort und legten einen Kranz nieder. Wie die Pressestelle der Polizei mitteilte, war die Versammlung von Personen angemeldet, die dem rechten Spektrum angehören.