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Neue Brücke bis 2022 geplant

Nach SZ-Recherchen steht die Brücke an der B 101 auf einer Prioritätenliste des Freistaats. Das nährt auch Hoffnung für den Radweg nach Priestewitz.

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© Brühl

Von Jörg Richter

Großenhain. Das große Klagen von Großenhains Baubürgermeister hat Wirkung gezeigt. Tilo Hönicke hatte im Sommer 2017 einen Pressetermin auf der damaligen Bahnbaustelle genutzt, um auch auf die Risse in der Straßenbrücke, die über die Gleise verläuft, zu verweisen. Offensichtlich mit Erfolg. Denn die Brücke an der Bundesstraße 101 taucht nun in einer Liste des sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr auf, die Anfang September veröffentlicht wurde. Darin wird aufgezählt, wie viele Brücken in den einzelnen Kreisen bis 2022 aufgrund ihres schlechten Zustandes abgerissen und neu gebaut werden müssen. In ganz Sachsen sind es 126, im Landkreis Meißen immerhin zehn. Auf Nachfrage beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) bestätigt dessen Pressesprecherin Isabel Siebert, dass auch die Bundesstraßenbrücke am Gewerbegebiet Zschieschen zu den zehn vorrangigen Brücken im Landkreis Meißen gehört.

Die Stahlbetonbrücke wurde 1979 errichtet. „Dabei wurde ein Stahl für Spannglieder verwendet, der heute nicht mehr verwendet wird“, sagt Isabel Siebert. Da dieser Stahl im massiven Beton des Brückenquerschnitts liegt, sei er nicht zugänglich und prüfbar. „Zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit des Bauwerks ist deshalb ein Ersatzneubau erforderlich“, nennt die Lasuv-Pressesprecherin den Grund für den bevorstehenden Neubau. Zudem bestätigt sie, worauf Stadtbaudirektor Hönicke bereits seit Jahren hinweist: Die Brücke hat Risse und Betonabplatzungen. Durch eindringende Feuchte sind Schäden am Beton zu verzeichnen. Auch die Absturzsicherung und der Berührungsschutz vor den Stromleitungen der Bahnstrecke entsprechen nicht den aktuellen Vorschriften. „Außerdem ist der Querschnitt nicht geeignet, einen Radweg aufzunehmen“, sagt Isabel Siebert mit Verweis darauf, dass dieser zwischen Großenhain und Priestewitz mit über die neue Brücke geführt werden soll. Damit ist klar, die Brücke wird bis 2022 gebaut – und vorsorglich mit Radweg!

Diese konkrete Aussage war bisher in der Stadtverwaltung Großenhain nicht bekannt. „Wir wussten nichts von diesen Absichten, freuen uns aber über die Pläne des Lasuv“, teilt Stadtsprecherin Diana Schulze auf Anfrage der SZ mit.

Wie das Lasuv informiert, ist die Brücke Bestandteil des Vorhabens „B 101 Ausbau südlich Großenhain, Anbau eines Radweges“. Dafür wurde mit Schreiben vom 10. August 2018 der Antrag auf Planfeststellung bei der Landesdirektion Sachsen (LDS) in Dresden gestellt. „Derzeit werden die eingereichten Unterlagen durch die LDS geprüft“, so Lasuv-Sprecherin Siebert. Eine öffentliche Auslegung könne frühestens in der ersten Jahreshälfte 2019 erfolgen. Danach können alle von dem Vorhaben Betroffenen ihre Einwendungen geltend machen. Zu allen Stellungnahmen sind die Erwiderungen zu erarbeiten; anschließend setzt die LDS den Erörterungstermin fest. „Gegenwärtig sind weder Zeitpunkt des Baurechtsbeschlusses noch ein konkreter Baubeginn zu benennen“, schränkt Isabel Siebert aber die Vorfreude ein.

Neben der Brücke an der B 101 in Richtung Priestewitz steht noch eine zweite Großenhainer Brücke auf der Prioritätenliste des Freistaates. Bis 2022 soll auch die Brücke auf der Mülbitzer Straße, die über den Hopfenbach führt, abgerissen und neu gebaut werden. Die Entwurfsplanung liegt bereits vor und wird derzeit mit den Trägern öffentlicher Belange abgestimmt, um Baufreigabe zu erhalten, teilt das Lasuv mit. Auch bei diesem Vorhaben steht noch nicht fest, wann Baubeginn ist.

Die Röderbrücke auf der B 98 bei Wildenhain taucht nicht in der Prioritätenliste auf. Dabei wurde sie vor zwei Jahren bei einer bundesweiten Analyse des Bundesverkehrsministeriums als eine der schlechtesten Straßenbrücken Sachsens bewertet. Die Experten des Ministeriums stuften sie mit der Note 3,5 ein. Also ungenügend. Auch wenn die Wildenhainer Brücke bis 2022 nicht erneuert wird, steht sie beim Lasuv nach wie vor auf der Agenda. Sie soll im Zuge der Ortsumgehung Wildenhain, deren Bau bis 2030 vorgesehen ist, neu gebaut werden.