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Neubau für die Fahrradschule

Die Anlage entsteht in Bischofswerda. Hunderten Kindern erspart das weitere Wege zum Unterricht.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß

Bischofswerda. Saliha und ihre Freunde von der Klasse 4 der Grundschule Goldbach können wunderbar Fahrrad fahren. Das zeigen sie im Verkehrsgarten der Stadt Bischofswerda an der Belmsdorfer Straße. Niemandem fällt es schwer, eine Hand vom Lenker zu nehmen, um den Arm rauszuhalten, wie es im Straßenverkehr gemacht werden muss, wenn man abbiegen will. „Die Kinder kommen alle aus Großdrebnitz, Weickersdorf und Rammenau. Auf dem Dorf lernt man das Fahrradfahren beizeiten“, sagt Klassenlehrer Werner Karsten. In der Verkehrsschule üben die Viertklässler nun noch zweimal vier Stunden, wie man sich auf dem Rad im Straßenverkehr richtig verhält. Am Ende folgt die praktische Prüfung.

Im Verkehrsgarten gibt es Links- und Rechtsabbieger- sowie Geradeausspuren. Dort stehen auch Verkehrsschilder wie im wahren Leben auf den Straßen: für Stopp, für Einbahnstraße, für Achtung Vorfahrt. Was die Schilder bedeuten und wie man sich richtig verhält, haben die Schüler in der theoretischen „Fahrschule“ schon gelernt. Das war in der Schule, die Prüfung auch. Alle haben sie bestanden, sagt Lehrer Karsten. Polizeihauptmeisterin Fanny Trompler übt nun mit den Kindern im Verkehrsgarten, fernab aller Gefahren des tatsächlichen Straßenverkehrs, die Verkehrsregeln in der Praxis richtig anzuwenden.

Asphalt verschlissen

Die Kinder trainieren im Verkehrsgarten für ihre eigene Sicherheit als Fahrradfahrer. Der Platz ist an der Grenze, um noch uneingeschränkt Sicherheit bieten zu können. „Die Asphaltschichten sind verschlissen. Es gibt viele Dellen und kleine Löcher im Belag. Die Markierungen sind nicht mehr überall gut zu erkennen. Und auch der Anlage wegen entspricht der Verkehrsgarten nicht mehr ganz dem, was Kinder auf den Straßen erwartet. So gibt es auf der rund zwanzig Jahre alten Anlage neben dem Treff „Freizone“ eine Bahn mit Rechtsabbiegerspur und daneben eine Spur mit gleichzeitig Geradeaus- und Linksabbiegerspur. Wo man sich einordnen muss, sehen die Kinder sehr spät. Es gibt zumindest in der Region keine vergleichbare Situation an einer echten Kreuzung mehr, sagt die Polizeihauptmeisterin.

Nur mit Ausnahmegenehmigung durfte der Platz der Jugendverkehrsschule in diesem Schuljahr noch genutzt werden –  und unter der Voraussetzung, dass ein neuer gebaut wird. Das ist gelungen, wie die Stadtverwaltung Bischofswerda auf Anfrage mitteilt. Und ein Glück, denn Bischofswerda war neben Bautzen und Kamenz schon bisher einer der wenigen Standorte für die laut Schulgesetz vorgeschriebene Verkehrserziehung im vierten Schuljahr. Ohne neuen Platz wäre der Standort Bischofswerda weggefallen. Alle Bischofswerdaer Viertklässler, die umliegender Gemeinden sowie die Klassen zur Lernförderung und Erziehungshilfe des Landkreises hätten dann für den speziellen Unterricht nach Bautzen oder Kamenz fahren müssen. „Das wollten wir unbedingt vermeiden“, sagt Bischofswerdas zuständige Amtsleiterin Sybille Müller.

Neubau dringend nötig

Ein Neubau ist zwingend, „aufgrund des sehr desolaten Zustandes des Verkehrsgartens und für die uneingeschränkte Sicherheit der Schüler“, sagt OB Holm Große. Aus dem Zwang will die Stadt eine Tugend machen und mit einem neuen Standort in der Südstadt zur Entwicklung des Gebietes beitragen. Dort, wo die Schule Süd und der Hort saniert wurden, jetzt ein Neubau für zwei Kitas entsteht, der Bischofswerdaer Fußballverein sein Nachwuchszentrum entwickelt und es einen Kunstrasenplatz gibt, soll mittendrin der neue Verkehrsgarten entstehen.

Vorgesehen ist die Fläche des bisherigen Bolzplatzes, der an anderer Stelle in dem Gebiet neu angelegt werden soll, wenn es Bedarf gibt. „Der neue Verkehrsgarten komplettiert quasi die bunte Landschaft von Schule/Bildung, Kindertagesstätten sowie Sport/Freizeit“, so der OB. Gebaut werden soll schon bald und der neue Verkehrsgarten zum neuen Schuljahr im Sommer 2018 eröffnet werden. ‹Bis dahin werden auch Möglichkeiten für den Aufenthalt der Kinder bei schlechtem Wetter und für eine Toilettenbenutzung geschaffen. Geplant ist das in der nahe gelegenen Turnhalle Süd I. „Diese wird entsprechend ausgestattet bzw. die Reinigungspläne werden angepasst“, heißt es im Rathaus.

Nutzung für Kinder kostenfrei

Möglich wird der neue Platz durch Zusammenarbeit von Stadt, Gemeinden und Landkreis. Nach Gesprächen der Bürgermeister sind Burkau, Demitz-Thumitz, Frankenthal, Großharthau, Schmölln-Putzkau, Rammenau und der Landkreis bereit, die neue Fahrradschule zu nutzen und eine Jahrespauschale zu zahlen, mit der sie sich am Erhalt des Verkehrsgartens beteiligen. Es gibt dazu Absichtserklärungen, sagt Bischofswerdas OB. Die Stadt finanziert den Neubau mit Eigen- und zum größten Teil Fördermitteln. Er kostet rund 100 000 Euro. Die Nutzung selbst ist für alle Kinder aus Schulen und Kitas der beteiligten Kommunen kostenfrei. „Dass soll auch ein Beitrag der Kommunen sein, unseren Jüngsten optimale Bedingungen zu bieten und die Beteiligung an der Verkehrserziehung zu ermöglichen“, sagt Amtsleiterin Müller.

Unbeeindruckt von allem, was kommt, übte diese Woche Fanny Trompler mit den Kindern auf dem alten Platz. Sie erklärte, ließ fahren, schaute zu, griff ein. „Bei Stopp fahrt ihr einfach weiter. Das geht nicht. Das müssen wir noch üben“, sagt die Polizeihauptmeisterin. Die Viertklässler aus Goldbach lernen gut wie in der Schule auch. Dass sie die Letzten sind, die den Verkehrsgarten noch einmal nutzen, mussten sie nicht wissen. Am Donnerstag hatten sie praktische Prüfung. Danach schloss die Polizeihauptmeisterin das Gelände ab. Diesmal für immer.Auf ein Wort