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Netzausbau spaltet die Gemeinde

Mit Enso und Telekom treiben gleich zwei Unternehmen den Breitbandausbau in der Gemeinde voran. Wählen können die Zeithainer trotzdem nicht.

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© Thomas Ollendorf/Deutsche Telekom AG

Von Antje Steglich

Zeithain. Das hat sich so mancher anders vorgestellt. Nachdem im vergangenen Jahr die Enso Energie Sachsen Ost AG neue Glasfaserkabel in Zeithain verlegt hat, beginnt jetzt die Deutsche Telekom AG mit dem Breitbandausbau in den Ortsteilen der Gemeinde. Beide Unternehmen setzen auf die sogenannte Vector-Technik und versprechen Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 100 Megabit pro Sekunde – allerdings variieren Preise und Geschenke für den Neukunden. Wer mit der maximalen Download-Rate surfen will, für den bietet beispielsweise die Enso laut Homepage derzeit eine monatliche Flatrate für knapp 45 Euro an. Die Telekom macht hingegen zurzeit Angebotspreise für knapp 20 Euro, nach sechs Monaten sind ebenfalls 45 Euro fällig. Eine Wahl hat der Kunde aber sowieso nicht: Er muss den Anbieter wählen, der vor seiner Haustür ausgebaut hat.

„Das klang für mich damals anders“, kritisiert Gemeinderat Christian Wagner (CDU). Er hatte darauf gebaut, dass die Zeithainer nach dem Ausbau den Internet-Anbieter frei wählen können. Das Gewerbegebiet, in dem sein Autohaus steht, wurde in den vergangenen Monaten durch die Enso erschlossen. Laut Internetabfrage sind dort derzeit Übertragungsraten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde möglich, in den Blöcken auf der nahe gelegenen Nikopoler Straße bereits bis zu 100 Megabit. „Ich komme mit der Enso aber nicht klar, ich bin Kunde der Telekom. Das ist die Krux.“

Die Gemeinde hätte keinen Einfluss darauf gehabt, welches Unternehmen wo ausbauen darf, sagt Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos). Das entscheidet die Bundesnetzagentur – und wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Die Telekom wollte ursprünglich mehr Bereiche in der Gemeinde Zeithain ausbauen, bestätigt Kai Gärtner, Regionalmanager der Deutschen Telekom, „ein Wettbewerber war aber schneller.“ Und dass es in einem Bereich zwei Anbieter mit den hohen Übertragungsraten gibt, verneinen beide Unternehmen. „Ein Wechsel ist derzeit nicht möglich“, so Enso-Sprecherin Claudia Kuba. Wer in Zeithain schnelles Internet will, muss also zwangsläufig mit der Enso surfen. Die Anwohner in den Dörfern ringsum mit der Telekom.

Lorenzkirch bis Kreinitz können im Sommer schneller surfen

Im ersten Bauabschnitt hat die Telekom bereits etwa 5 200 Meter Glasfaserkabel verlegt und zwei Verteiler in Kreinitz sowie einen zwischen Lorenzkirch und Cottewitz aufgerüstet. Wer in einem Umkreis von bis zu 500 Meter um diese Kästen herum wohnt, kann laut Kai Gärtner mit 100 Megabit pro Sekunde surfen, danach wird die Rate schlechter. 430 Haushalte profitieren von der ersten Ausbaustufe, die Inbetriebnahme ist für den 13. August geplant.

In diesen Tagen beginnen zudem die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt für Röderau-Bobersen, Neudorf und Moritz. Etwa 1 100 Haushalte sollen von der Verlegung von mehr als elf Kilometer Glasfaserkabeln und dem Ausbau von sieben Kabelverzweigern profitieren. Röderau bekommt gleich vier neue Verteiler, Moritz, Neudorf und Bobersen jeweils einen. Die Inbetriebnahme ist für Dezember dieses Jahres geplant.

Ungeachtet dessen dürfte es sich auch schon in Jacobsthal gut surfen lassen. Dort hat die Telekom bereits einen Vermittlungsknoten ausgebaut und will das Vorhaben weiter vorantreiben, sodass perspektivisch bis zu 100 Megabit pro Sekunde möglich sind. Die Bundesnetzagentur hat laut Kai Gärtner sowohl für Jacobsthal als auch Zeithain grünes Licht gegeben. Einen genauen Zeitplan gibt es noch nicht.

Gohlis, Promnitz, Teile Jacobsthals und Zschepa weiter ohne schnelles Internet

Trotzdem zwei Unternehmen in Zeithain bauen, bleiben weiterhin sogenannte weiße Flecken übrig: Gohlis, Promnitz, Zschepa und Jacobsthal-Bahnhof. „Internet ist ein emotionales Thema, aber es geht ums Geld“, erklärt Kai Gärtner. Der Einbau von einem Kilometer Glasfaser koste 50 000 Euro, dazu käme die Ertüchtigung des Verteilers, der ebenfalls im fünfstelligen Bereich liegt. Für manche Dörfer lohne der ungeförderte Ausbau, wie ihn Telekom und Enso in Zeithain betreiben, einfach nicht. Bürgermeister Ralf Hänsel verspricht jedoch, eine Lösung für die weißen Flecken zu finden. Wahrscheinlich ohne die vom Land versprochene Hundert-Prozent-Förderung, mit der sich der Ausbau nämlich frühestens in drei, vier Jahren realisieren ließe. „Ich glaube, auf das Förderverfahren zu warten, dauert mir persönlich zu lange. Wir müssen uns da was überlegen.“