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Nebel gegen gefährliche Krankenhauskeime

Im Orthopädischen Zentrum Rothenburg kümmert sich eine Fachkraft mit einem Spezialgerät darum.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel und Carla Mattern

Rothenburg. Krankenhauskeime sind keineswegs harmlos. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) im schwedischen Solna geht in einer Hochrechnung von 500 000 Menschen aus, die sich in Deutschland jedes Jahr damit infizieren, 15 000 davon sollen an den Folgen sogar sterben. Mit noch höheren Zahlen rechnet die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH). Sie spricht von 900 000 Infektionen und bis zu 40 000 Todesfällen.

Im Orthopädischen Zentrum Martin-Ulbrich-Haus Rothenburg MUH gab es diesbezüglich keine Vorkommnisse, teilt Nadja Keller auf Nachfrage mit. Sie ist im MUH für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Ein Nationales Referenzzentrum an der Charite Berlin beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Thema. „Wir liegen bei Primärimplantationen von Hüft- und Knieendoprothesen erheblich unter dem durch das Nationale Referenzzentrum vorgegebenen Referenzbereich“, so Nadja Keller. Bei den Daten und Fakten spielt selbst das Desinfizieren der Hände in Krankenhaus und Reha-Bereich eine Rolle und wird erfasst. Der Verbrauch des Händedesinfektionsmittels ist seit Jahren gestiegen und liege in dem Toleranzbereich. Auch wenn das Desinfizieren von Händen eine notwendige und laut Nadja Keller auch die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen Krankenhauskeime ist, im Orthopädischen Zentrum kommt eine weitere sehr wirksame zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein Vernebelungsverfahren. Ein spezielles Gerät kommt seit anderthalb Jahren in der Rothenburger Klinik zum Einsatz. Mit einem sogenannten Trockenvernebelungsgerät werden biologisch abbaubare Stoffe bei der Desinfektion von Räumen eingesetzt.

Das hat gleich zwei Vorteile. Zum einen erreicht und desinfiziert das Gerät alle Flächen gleichmäßig. Also auch schwer zugängliche Bereiche und Oberflächen, wie rückwärtig aufgestellte Gegenstände, offene Hohlräume, Fugen, geöffnete Schubladen, Schränke oder auch Gardinen und Vorhänge. Der andere Vorteil: Das Verfahren ist eine wirksame und umweltfreundliche Alternative zum Einsatz von Formaldehydgas, welches früher oft verwendet wurde. Trotzdem befinden sich während der Vernebelung keine Menschen im Zimmer und auch Blumen und Pflanzen werden herausgenommen. Zum Einsatz kommt übrigens Wasserstoffperoxid. Die schwache Säure zerfällt in Wasserstoff und Sauerstoff. Wasserstoffperoxid ist nicht nur wirksam gegen Krankenhauskeime, es gibt viele andere bekannte Anwendungsmöglichkeiten.

Das Verfahren habe sich im Orthopädischen Zentrum bewährt, denn die regelmäßigen sogenannten Abklatschproben durch die staatlich geprüfte Desinfektorin Beate Seher zeigen, dass die Keimbelastung durch den Einsatz des Trockenverneblungsgerätes auf ein absolutes Minimum reduziert werden könne, so Nadja Keller. Das bestätigt Beate Seher. „Durch die präzise Arbeit des hauseigenen Reinigungsteams und den Einsatz des Trockenverneblungsgerätes ist eine professionelle, effektive und vor allem zeitsparende Schlussreinigung der Patientenzimmer möglich“, so die MUH-Arbeiterin. Die Patientenzimmer seien bereits nach etwa zwei Stunden wieder einsatzbereit.