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Naphthalin soll aus Schule verschwinden

Die Sanierung eines Gebäudeteils ist unumgänglich, sagt die Gemeinde – und muss dafür ihr Erspartes angreifen.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Zeithain. Der Schulmief ist weg, sagt eine Mutter. Ihr Sohn geht in die zweite Klasse der Grundschule Zeithain, und in den vergangenen Monaten hätten seine Shirts und Pullover oft eigentümlich gerochen. Der Grund dafür: Der gesundheitsschädliche Stoff Naphthalin, der aus den alten Teerplatten ausdünstet, die einst als Feuchtigkeitssperre im Fußboden der Grundschule verbaut worden sind. Der gesamte linke Gebäudeteil ist betroffen, sagt Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos), nachdem jetzt die Ergebnisse der umfangreichen Laboruntersuchungen sowohl der Raumluft als auch der Bodenproben vorliegen. Konkret wurde eine Belastung in vier Klassenzimmern und den Gängen davor nachgewiesen, besonders schlimm sei es in zwei Klassenzimmern.

Der Fußboden wird aber im gesamten Flügel getauscht, kündigt der Bürgermeister an. „Im Sommer wird komplett saniert.“ Weil die Sommerferien dafür zeitlich wohl nicht ausreichen werden, beginnen die Arbeiten voraussichtlich sogar schon etwas früher. Die Planungen dazu sind jedoch erst angelaufen, auch liegt aktuell nur eine erste Kostenschätzung vor – und die hat es in sich. 164 000 Euro wird die Sanierung voraussichtlich kosten. „Das ist im Haushalt momentan nicht drin“, so der Bürgermeister. Wahrscheinlich müsse das Geld aus den liquiden Mitteln der Kommune fließen, also quasi aus der eisernen Reserve.

Das Gesundheitsamt des Landkreises hat dem Prozedere bereits vor wenigen Tagen zugestimmt, heißt es aus dem Zeithainer Rathaus. Eltern, die dennoch Bedenken haben, könnten sich dort sowie auch bei der Schulleitung informieren. Einem Gesundheitsrisiko seien die Schüler jedoch nicht ausgesetzt.

Um das zu gewährleisten, wird einerseits das konsequente Lüften fortgesetzt, so Bürgermeister Ralf Hänsel. Andererseits wurden die beiden am meisten betroffenen Klassenzimmer bereits freigezogen. Dort war im Sommer der unangenehme Geruch aufgefallen, woraufhin die sächsische Landesuntersuchungsanstalt eine Überschreitung der Naphthalin-Grenzwerte in der Raumluft feststellte. Die Schüler sind deshalb nun in zwei Fachkabinette unters Schuldach umgezogen. Damit folgt die Gemeinde im Prinzip auch den Empfehlungen des Umweltbundesamtes.

Der Geschäftsführer der Kommission Innenraumlufthygiene beim Umweltbundesamt, Dr. Heinz-Jörn Moriske, hatte gegenüber der SZ erklärt, dass durch Lüften die Konzentration von Naphthalin zwar deutlich zurückgehen werde, aber im Zeithainer Fall auf Dauer nicht ausreiche. Bei der Überschreitung der Richtwerte in diesem Maße empfahl er, die betroffenen Zimmer nicht bis zu den Sommerferien weiter zu nutzen, sondern für den Schulbetrieb zu sperren und vielleicht sogar bereits stufenweise zu sanieren. Schließlich könne Naphthalin, das in teerhaltigen Materialien und Klebern steckt und vor allem in den 1960er und 1970er Jahren in öffentlichen Gebäuden verbaut wurde, Kopfschmerzen und Übelkeit auslösen. Zudem steht es im Verdacht, krebserregend zu sein.

Die Zeithainer Eltern scheinen indes mit der Lösung zufrieden zu sein, schließlich kommt die auch aus dem Elternrat. „Die Kinder müssen zwar ab und zu ausziehen, wenn andere Klassen Musik haben, aber die Lehrer haben es dort oben wirklich schön gemacht“, freut sich die betroffene Mutter über den Umzug. Und das Beste: Die Sachen ihres Sohnes stinken nicht mehr.