Von Mandy Schaks
Bärenstein. Es klingt ein bisschen verrückt: Während die einen den Bikini aus dem Schrank holen, kramen die anderen nach der Narrenkappe. Aber die Bärensteiner lassen sich den Karnevalsspaß nicht verdrießen, auch wenn ihnen der Saal vor einigen Jahren abhandengekommen ist. Mangels Dach überm Kopf gaben die Bärensteiner ihren Fasching nicht auf, sondern verlegten die närrische Zeit einfach in den Sommer. So feiern sie am Wochenende im Festzelt Sportlerfasching, inzwischen schon zum 45. Mal.
Dabei war am Anfang gar nicht abzusehen, dass aus dem Seitensprung des Turn- und Sportvereins (TSV) mal so eine Erfolgsgeschichte wird. „Wir hatten keinen Faschingsverein“, erzählt Holger Menzer, dessen Handschrift die Veranstaltungen über Jahrzehnte trugen. „Karl Naumann und Jochen Tröger haben damals gesagt, wir müssten auch mal so was machen, bissel was Lustiges, wo man sich zusammensetzen und gemeinsam Spaß haben kann.“ Die Urväter sind dann auch aufgetreten, haben den einen oder anderen Gag auf der Bühne gemacht. Nach und nach wurde das Programm ausgebaut, kamen die Motto-Shows. Menzer hat dieser Tage in seinen Reden gestöbert und zwei Blatt Papier gefunden, kariert und mit Hand beschrieben. „Als ich das gelesen hatte, fragte ich mich, warum die Leute gelacht haben“, wundert er sich heute. Und fügt hinzu: „Das entsprach eben alles seiner Zeit.“ So schlecht kann es nicht gewesen sein, denn der Saal war knackevoll, die Veranstaltungen sind bis heute gut besucht. Das füllt auch immer die Vereinskasse auf, wovon der Sport in Bärenstein profitiert. „Uns macht stolz, dass wir immer der Zeit voraus gewesen sind.“ So ließ der Bärensteiner TSV zum Fasching 1987 schon die Berliner Mauer einstürzen, diplomatisch umschrieben mit Abwehrbollwerk des Berliner Fußballklubs, der Vorzeigetruppe von Stasi-Chef Erich Mielke. „Das Texten war früher für mich eine größere Herausforderung“, gesteht Menzer. „Da mussten wir den Leuten zwischen den Zeilen was mitteilen.“
Vor fünf Jahren übernahm die neue Generation vom TSV, unter ihnen Stefania Naumann, Enkelin von Karl Naumann, wie Vater Matthias ein Faschings-Urgestein. Die Jüngeren drücken inzwischen den Veranstaltungen ihren eigenen Stempel auf. Seit Saal und Gaststätte geschlossen sind, findet der Sportlerfasching nicht nur im Sommer im Bierzelt statt. Damit sich der Aufwand lohnt und alle etwas zu feiern haben, ist daraus ein Festwochenende geworden.