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Nach Fischsterben aus Fehlern lernen

Der Campingpark-Betreiber vom Silbersee Falk Nowotnick wünscht sich mehr Offenheit und Aufklärung.

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© Andreas Kirschke

Von Andreas Kirschke

Lohsa. Zahllose Fische erstickten im August im Silbersee bei Friedersdorf. Wochenlange Hitze und Trockenheit, wenig Wind, viel Verdunstung, ungünstige Schichtungen im See und fehlender Zufluss durch Frischwasser führten nach Einschätzung des Anglerverbandes Elbflorenz Dresden zum Fischsterben. Über Konsequenzen, Einsichten und Aussichten sprachen wir mit Falk Nowotnick (49). Der Lohsaer ist seit 2010 Betreiber des Campingparks Silbersee Lausitz – verpachtet von der Gemeinde Lohsa.

Herr Nowotnick, wie erfuhren Sie vom plötzlichen Fischsterben?

Am 2. August riefen Dauercamper an. Sie berichteten von vielen angespülten toten Fischen am Südstrand. Das konnte keiner zuordnen. Es gab nur Vermutungen und Sorgen. Die Wassertemperatur in Strandnähe lag im August bei 28 Grad Celsius. Die Spree in der Nähe hatte kaum Wasser. Es gab keinen Zulauf, keinen Ablauf, keine Umwälzung, keine Bewegung im See.

Wie haben Sie reagiert?

Unsere Mitarbeiter, einige Camper und einige Angler sammelten zügig die toten Fische ein. Der Anglerverband Elbflorenz kam vor Ort und ließ einen Container aufstellen. Er wurde erst nach einigen Tagen geleert. Der Gestank war sehr belastend.

Wie reagierten Behörden und Verbände auf diese Situation?

Die Gemeinde Lohsa und der Anglerverband waren zügig vor Ort. Sie taten alles Menschenmögliche, um zu retten, was zu retten ist. Von den Behörden des Landratsamtes – vor allem vom Veterinäramt und vom Gesundheitsamt – hätte ich mir mehr Initiative gewünscht. Warum gab es keine großen Hinweistafeln zur Information und Aufklärung? Warum wurden Feuerwehr und THW nicht bei der Beräumung mit hinzugezogen? Hätte man so nicht noch viele Fische retten können? Und warum gab es keine verbindliche, vorbeugende, schützende Warnung „Baden derzeit nicht erlaubt“? Warum wollte niemand klar dafür einstehen und haften? Nur eine vage Empfehlung, das Baden möglichst zu unterlassen, reicht nicht aus.

Sie mahnen mehr Transparenz an ...

Ja, unbedingt. Mehr Transparenz. Mehr Offenheit. Mehr Aufklärung. Mehr Information. Aus diesen Fehlern sollten wir alle lernen. Eine solche mittlere Katastrophe wie im Silbersee kann immer wieder passieren.

Wie nah ging Ihnen das Fischsterben persönlich?

Sehr nah. Mir tat es sehr leid für die Angler. Schließlich waren sie es, die vor vielen Jahren die Fische einsetzten und dann das Gewässer pflegten und bewirtschafteten. Jetzt im August durften sie den See fast eine Woche lang nicht mehr befahren ... Mir tat es auch sehr leid für die Touristen. Sie kommen aus ganz Deutschland, aus Tschechien und bis aus der Schweiz an den Silbersee. Im August hatten wir hier täglich – einschließlich Dauercampern, Tagescampern, Badegästen und Besuchern – bis zu 500 Gäste am See. Das Fischsterben tat mir auch als Natur-  und Tierfreund sehr leid. So etwas steckt niemand so einfach weg.

Welche unmittelbaren Folgen hatte das Fischsterben für Ihren Betrieb?

Täglich gingen uns rund 2 000 Euro Umsatz verloren. Und das mehrere Wochen lang. Durch das Fischsterben reiste rund die Hälfte der Wohnwagen-Camper ab. Die Zelt-Camper hielten weiter aus. Durch das Fischsterben hatten wir fast jeden Tag fast 90 Prozent weniger Tagesgäste als vorher. Die Folgen sind demnach gravierend.

Welche Konsequenzen hat das für Sie?

In besten Saisonzeiten beschäftigen wir bis zu 20 Mitarbeiter. Einige von ihnen mussten durch das Fischsterben notgedrungen zu Hause bleiben. Das tut besonders weh. Denn gerade im Sommer leisten sie ihre meisten Arbeitsstunden. Die Gaststätte und der Laden an der Rezeption sind nach dem Fischsterben weit weniger besucht. Das Telefon stand während der Tage im August nicht still. Da gab es viele Vermutungen, Spekulationen und sogar Falschinformationen. Mancher sprach von Blaualgen im See. Da ist nichts Wahres dran. Der See erholt sich jetzt wieder.

Im Oktober endet die Saison. Wird’s ein versöhnlicher Jahresabschluss?

Im Großen und Ganzen ja. Baden ist jetzt wieder uneingeschränkt gestattet. Seit dem 1. Oktober ist Angeln im Silbersee wieder erlaubt. Tatsache ist: Trotz des Fischsterbens im August war es eine gute Saison mit Rekordzahlen bei den Badegästen und Tagescampern zur Übernachtung. Mein Fazit ist: Wir brauchen künftig mehr Unterkünfte, wir müssen attraktiver werden, wir sollten aus Fehlern lernen.

Inwieweit können alle Beteiligten aus Fehlern lernen?

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir Anrainer am See, also Gastwirt Burgfried Tannenhauer und ich als Campingplatz-Betreiber, zu 100 Prozent bei Absprachen und Versammlungen der Behörden eingebunden sind. Es kann nicht sein, dass wir außen vor bleiben und erst später Infos erhalten. Ich wünsche mir ein besseres Katastrophen-Management. Feuerwehr und THW sollten eingebunden sein. So könnte man künftig zügiger und unkomplizierter reagieren. Ich wünsche mir mehr Aufklärung für die Bevölkerung. Die Behörden stehen in der Verantwortung.

Welche Zukunftspläne gibt es für den Campingpark Silbersee?

Wir wollen den Campingplatz erweitern. Und das Schritt für Schritt. Die LMBV will die Sanierung 2021 abschließen. Bis dahin wollen wir jedes Jahr bereits am Campingplatz investieren. Bereits verbessert haben wir die Zuwegung. Wir haben auch die Stromkästen erneuert. Entstehen sollen eine Entsorgungsstation für die Wohnmobile und eine Biokläranlage für die Dauercamper. In der Rezeption wollen wir die Wärmedämmung und die Außenfassade modernisieren. Erweitern wollen wir den Fahrrad-Verleih. Bislang konnten wir dort 15 Fahrräder ausgeben, künftig sollen es doppelt so viele sein einschließlich einiger Elektro-Fahrräder. Noch offen ist, ob wir künftig unsere fünf Finnhütten weiter vermieten können. Dabei sind Fragen des Baurechts und der Verpachtung juristisch sauber zu klären. Aufwerten wollen wir den Spielplatz zwischen Gaststätte und Strand mit weiteren Spielgeräten.

Wie kann der Silbersee wieder attraktiver für Touristen werden?

Indem wir Schritt für Schritt sanieren und modernisieren. Ziel ist vor allem, die Saison zu verlängern. Statt von April bis Oktober soll sie künftig von März bis November dauern. Der zeitige Frühling und der späte Herbst können für die Angler, Pilzsucher und Radtouristen durchaus attraktiv sein. Im Laden wollen wir ein kleines Imbiss-Angebot einrichten. Wichtig wird sein, unsere Arbeitskräfte zu halten. Derzeit gibt es je eine Kraft in der Rezeption, im Laden, in der Reinigung und als Platzwart. Langfristiges Ziel ist, den Campingplatz um 30 Plätze für Tagescamper zu erweitern. Die Kapazität bei den Dauercampern ist ausgelastet.

Was macht gerade den Silbersee so einzigartig und unverwechselbar?

Seine Naturbelassenheit, seine Ruhe, seine Idylle, sein Pflanzen- und Tierreichtum. Gerade der Silbersee eignet sich für Familien zum Urlaub-Verbringen. Die Anbindung an touristische Ziele wie zum Beispiel Jakubzburg Mortka, Findlingspark Nochten, Lausitzbad Hoyerswerda, Zoo und Schloss Hoyerswerda sowie weitere Ziele ist gut. Und wo, wenn nicht in der Nähe des Silbersees, kann man so ungestört Vögel wie den Seeadler beobachten?