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Pendeln bringt höheres Gehalt

Ohne Landeshauptstädte wäre der Lohn in den meisten Ländern niedriger. Aber nicht überall.

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© dpa (Symbolfoto)

Von Georg Moeritz

Dresden. Mehr als tausend Euro brutto im Jahr: So groß ist der Gehaltsunterschied zwischen der Landeshauptstadt Dresden und dem Durchschnitt in Sachsen. Wer sich zum Pendeln nach Dresden entschließt, kann demnach mehr als drei Prozent Gehaltserhöhung erwarten – allerdings nur im Durchschnitt und ohne Rücksicht auf seine Fahrtkosten. Fast in allen Bundesländern ziehen die Hauptstädte das Lohnniveau nach oben, berichtet das Internet-Vergleichsportal Gehalt.de.

Für Thüringen haben die Zahlen-Experten ähnliche Werte wie für Sachsen herausgefunden. Ohne Erfurt wäre das Jahresgehalt eines Thüringers um gut tausend Euro niedriger. Am stärksten aber zieht München das Gehalt seines Bundeslandes nach oben: Das bayerische Jahres-Einkommen wäre ohne die Stadt mit der Doppelturm-Frauenkirche um mehr als sieben Prozent niedriger: um rund 3 200 Euro.

Die Vergleicher sitzen in Hamburg und konnten für ihr eigenes Bundesland keinen Hauptstadt-Vergleich ansetzen – weil es ein Stadtstaat ist. Doch Sprecher Artur Jagiello hält die Zahlen für 13 Länder für repräsentativ. Mehr als 880 000 Gehaltsdaten seien in die Auswertung eingeflossen. Allerdings weichen die Ergebnisse von der amtlichen Statistik ab: Laut Statistischem Landesamt in Kamenz bekamen vollzeitbeschäftigte Sachsen im Jahr 2015 im Durchschnitt 37 192 Euro brutto, einschließlich Sonderzahlungen. Gehalt.de beziffert das sächsische Durchschnittsgehalt für „Fachkräfte“ dagegen auf 32 193 Euro. Laut Jagiello wurden dabei die Gehälter auf 40 Wochenstunden hochgerechnet, Lehrlingslöhne sind nicht dabei – und für Führungskräfte wurde eine Extra-Rechnung aufgemacht. Damit sind Menschen gemeint, die selbst jemanden einstellen dürfen.

Bei Führungskräften ist der Gehaltsunterschied zwischen Hauptstadt und übrigem Land ebenfalls in Bayern am größten. In Sachsen und Thüringen fällt der Unterschied prozentual kleiner aus als bei Fachkräften. Dresden und Erfurt haben nicht viele Konzernsitze mit Top-Managern. In Sachsen liegt das Durchschnittsgehalt der Führungskräfte laut Gehalt.de bei 79 117 Euro brutto im Jahr, ohne Dresden wären es 77 488 Euro. Thüringer Führungskräfte bekommen nach dieser Auswertung etwas mehr Geld als sächsische, Brandenburger etwas weniger.

Brandenburg gehört laut Gehalt.de zu den Ländern, in denen Führungskräfte in der Hauptstadt weniger bekommen als im Landesdurchschnitt. Potsdam ragt also nicht heraus. Auch in Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland lohnt sich demnach ein Umzug in die Hauptstädte für Führungskräfte nicht – und in Hessen wäre er strategisch falsch. Denn dort ist Wiesbaden zwar Hauptstadt, aber die bietet weniger teure Posten als Frankfurt am Main.