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Musikalisches Experiment

In Radebergs Stadtkirche fand ein Benefizkonzert zugunsten des Vereines „Mehrklang“ statt.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Radeberg. Der Schlussbeifall in der Radeberger Stadtkirche wollte nicht enden: Zahlreiche Besucher hatten sich von den Plätzen erhoben und applaudierten stehend. Vom Benefizkonzert für „Mehrklang“, den Verein zur Förderung der Kirchenmusik in Radeberg, waren die Musikfreunde am Sonntagabend rundum begeistert. Zu hören war das Dresdner Kammerorchester unter der Leitung von Konzertmeister Thomas Meining auf, der gleichzeitig auch die musikalische Leitung des Abends übernommen hatte.

Sein 1978 von Violinsolisten Professor Manfred Scherzer gegründete Orchester ist im In- und Ausland gefragt. Es hat eine enge Beziehung zum Radeberger Konzertleben. Sie verzichteten an dem Abend auf ihre Bezahlung. Das gespendete Geld kommt der Förderung des Radeberger Musiklebens zugute. Gleiches taten der international gefragte Bandoneon-Spieler Jürgen Karthe und Soloviolinisten Anna Zeller und Thomas Meining. Texte von Hermann Hesse las der Dresdner Schauspieler Lars Jung von der Kanzel. „Acht Jahreszeiten“ lautete der Titel des Programmes. Dabei handelte es sich um eine Summe aus Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ und Astor Piazzollas „Die vier Jahreszeiten aus Buenos Aires“. Ein Wagnis war es dennoch. Zwischen den Komponisten liegen nicht nur Temperamente von Kontinenten, sondern auch mehrere Jahrhunderte.

Und das Bandoneon ist in der aktuellen deutschen Konzertlandschaft seltener geworden. Obwohl die weltweit erste Bauform des Instrumentes auf den sächsischen Instrumentenbauer Carl Friedrich Uhlig aus Chemnitz zurückgeführt wird. Der sächsische Akkordeonist Jürgen Karthe konnte dem Klangbild des Bandoneons allerdings nicht widerstehen. Er reiste zu den Meistern dieses Instrumentes und brachte es schnell zu Weltruf. Wie er diese Wirkung erreicht, beschreibt die Badische Zeitung mit den Worten: „Bei Jürgen Karthe ist das Bandoneon ein Mensch. Mit seinem Spiel beweist er seine absolute Könnerschaft. Denn bei ihm weint, winselt und schluchzt das Instrument. Es träumt und stürzt sich ins Vergnügen.“

Sonntag war diese Feststellung, in faszinierende Musik gegossen, erlebbar. Scheinbare musikalische Gegensätze verschmolzen zu einem Konzerterlebnis.