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Musik und Kunst in alten Mauern

Über 500 Besucher erlebten am Sonnabend in Bautzen die Lange Nacht der Kultur.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Kurzweilig sind die Geschichten, die „Madame Rosa“ zu erzählen weiß. Die Künstlerin Uta Davids aus Pulsnitz spielt Puppentheater auch für Erwachsene. In der obersten Etage des Bautzener Nicolaiturmes amüsierte sie die Besucher der Langen Nacht der Kultur mit leichtfüßigen Liebesgeschichten aus Frankreich, die sie mit liebevoll gestalteten Flachfiguren darstellte. Der Nicolaiturm wurde bei der diesjährigen Langen Nacht der Kultur erstmals durch die Galerie Flox aus Kirschau betreut. Helfried Christoph, der in dem alten Gemäuer eine Ausstellung mit Arbeiten von Annett Münnich, Kathrin Christoph, Nando Kallweit und Wolfgang Scheerle gestaltete, zeigte sich total begeistert: „Das ist ein toller Kunstort“, sagte er. Es habe richtig Spaß gemacht, die Werke zu platzieren. Der Nicolaiturm bilde für jede Stilrichtung den passenden Rahmen.

Die Künstlerin Uta Davids aus Pulsnitz spielt Puppentheater auch für Erwachsene. In der obersten Etage des Nicolaiturmes begeisterte sie die Besucher mit Liebesgeschichten aus Frankreich, dargestellt in ihrem Flachfigurentheater.
Die Künstlerin Uta Davids aus Pulsnitz spielt Puppentheater auch für Erwachsene. In der obersten Etage des Nicolaiturmes begeisterte sie die Besucher mit Liebesgeschichten aus Frankreich, dargestellt in ihrem Flachfigurentheater. © Carmen Schumann

Überhaupt hat Bautzen mit all seinen Türmen und historischen Gebäuden eine traumhafte Kulisse für Kunst und Kultur. Altes Handwerk und Geschichten zu den Gemäuern begeistern die Besucher immer wieder. Erstmals zeigte in der Neuen Wasserkunst ein Hobby-Handwerker die Kunst des Röhrenmachens. Schließlich waren die Wasserkünste einstmals auf die Arbeit solcher Handwerker angewiesen, denn das Trinkwasser für die Bautzener wurde durch hölzerne Röhren in die Brunnen befördert.

Ronny Neumann beschäftigt sich mit dieser eigentlich ausgestorbenen Tätigkeit allerdings auch nur hobbymäßig. Im Hauptberuf ist er Steinmetz. Er wohnt in Seifersdorf im einstigen Gästehaus des Grafen Brühl. Das Fachwerkhaus richtete er sich mit alten Handwerkstechniken wieder her. Da er diese Techniken wieder beleben möchte, kam er irgendwann auch mit dem Röhrenmachen in Verbindung. „Vielleicht baue ich mir für meinen Brunnen noch eine Holzpumpe“, überlegt er. Wie er seinen Zuschauern erzählte, können die Holzröhren aus Fichte, Kiefer oder Eiche gefertigt werden.

Nach wie vor ist das Interesse groß an der frisch restaurierten Mönchskirchruine. Lauentürmer Andreas Thronicker hatte alle halben Stunde eine Führung zu absolvieren. Er tat dies mit viel historischem Wissen, gewürzt mit Anekdoten. So wies er darauf hin, dass die Ruine bis zu ihrer Sanierung ein durchaus gefährlicher Abenteuerspielplatz für Kinder war. Bei den Aufräumarbeiten sei sogar Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Noch immer liefen Bauarbeiten im Wasserturm, der deshalb leider noch nicht bestiegen werden kann.

Eine lauschige Atmosphäre erwartete die Besucher bei fast schon hochsommerlichen Temperaturen im Hof der Stadtbibliothek. Viel Beifall heimsten die Künstler ein, die mit ihren Auftritten bewiesen, dass Bautzen und Umgebung ein großes Potenzial an musikalischen und komödiantischen Talenten hat. Schüler des Beruflichen Schulzentrums für Wirtschaft und Technik glänzten mit einem Streifzug durch die Welt der Sketche, die beiden Damen Helga Schubert-Jenkel und Petra Kneschke vom Kabarett „Die Oberlauser“ teilten Seitenhiebe auf Liebe und Triebe und andere Frauenprobleme aus. Schüler der Kreismusikschule sorgten für die passende musikalische Unterhaltung in einer lauschigen Sommernacht.

Erstmals konnten Kunstfreunde, die mit dem Kunstbus in der Oberlausitz unterwegs waren, mit ihrem Eintrittsbändchen auch die Lange Nacht der Kultur besuchen. Das sei sehr positiv aufgenommen worden, hat Dr. Jürgen Vollbrecht, der Leiter des Museums Bautzen von den Gästen erfahren. Allerdings könne man deshalb keine genaue Besucherzahl ermitteln. Nur für die Kulturnacht allein hatten 526 Gäste die Bändchen gekauft.