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Museums-Partnerschaft geplatzt

Pulsnitz und Weißenberg finden nicht wie geplant zueinander. Schwere Entscheidungen waren nötig.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Das sollte ein Coup werden: Pfefferkuchen im Doppelpack: Im Vorjahr wurde publik, dass die beiden Pfefferkuchenmuseen in Pulsnitz am Markt und die Alte Pfefferküchlerei in Weißenberg zusammenrücken. Das hätte ja auch durchaus Sinn. Immerhin befassen sie sich mit demselben Thema. Das war aber nicht der Hauptgrund. Sondern veränderte Förderbedingungen durch den Kulturraum Ostsachen, einem kulturpolitischen Konstrukt und Entscheidungsgremium. Für Pulsnitz wie Weißenberg bedeutete das: „Wir kämpfen um die Museumsförderung“, sagt die Pulsnitzer Bürgermeisterin Barbara Lüke. Die Stadt braucht das Fördergeld, um das Museum zu erhalten. Das sollte die enge Kooperation deutlich erleichtern.

Der Kulturraum hat Kriterien aufgestellt, die eine Einrichtung förderwürdig machen. Ein Knackpunkt ist das geforderte wissenschaftliche Personal für eine fundierte Museumsarbeit. Es geht um 1,5 Stellen. Die wollten die beiden Museen über einen Kooperationsvertrag gemeinsam stemmen. Der ist nun geplatzt, ebenso wie die geplante Partnerschaft.

Die Pulsnitzer Museumsstandorte sind unter dem Dach der städtischen Kulturgesellschaft vereint. Deren Geschäftsführer Andreas Jürgel sagt, es habe mehrere Treffen gegeben. Aber kaum Reaktionen aus Weißenberg. Die konzeptionelle Arbeit sei in Weißenberg nicht vorangekommen. In Pulsnitz hätten die Kulturraum-Verantwortlichen aber den Willen gespürt. Deshalb habe Pulsnitz letztlich ein Konzept im Alleingang präsentiert. Es sei aber ein schmerzhafter Prozess gewesen, die Auflagen zu stemmen. Ebenso freilich für Weißenberg.

Neue Museumspädagogin

Das Pulsnitzer Team wird nun seit Kurzem von einer Wissenschaftlerin verstärkt. Die muss gerade in einem Pfefferkuchenmuseum mit Schaubäckerei auch zupacken können. So knetet Museumspädagogin Lisa Metziger eifrig Pfefferkuchenballen. Für die Kindergruppen, die in den kommenden Tagen in die Welt der Pfefferkuchen eintauchen wollen.

Die ist seit dem Start von Lisa Matziger in Pulsnitz inzwischen auch zu ihrer Welt geworden. Die studierte 30-jährige Kunsthistorikerin sammelte aber bereits im Stadtmuseum Bautzen Erfahrungen mit Pfefferkuchen. Sie übernimmt nicht nur museumspädagogische Aufgaben, sondern hat auch begonnen, das Stadtmuseum an der Goethestraße umzugestalten. Außerdem wird sie die pädagogische Arbeit mit Kitas ausbauen.

Damit bleibe Pulsnitz unabhängig, schätzt Andreas Jürgel ein. Die Unabhängigkeit hatte aber ihren Preis. Um die neue Stelle finanzieren zu können, habe die Kulturgesellschaft andere Stellen streichen müssen. „Es war schwer, sich von den insgesamt vier Mitarbeitern zu trennen“, so Andreas Jürgel. Zwei davon gehen in den Ruhestand. Aber wer am Museum hänge, dem falle es auch schwer, in Rente zu gehen. Und wenn fähige Mitarbeiter gehen, sei das auch nicht so leicht zu kompensieren. „Aber wir sind auf die Fördermittel angewiesen.“ Es gehe um 28 000 Euro. Mit dem Zuschuss stehe und falle das Stadt- und Pfefferkuchenmuseum. Die Stadt zahle schon hohe Zuschüsse. Es wäre fraglich, ob sie die Lücke schließen könnte.

Insgesamt sind es vier Kriterien, die der Kulturraum ansetze. Die anderen haben es ebenfalls in sich. Eines ist die regelmäßige Erweiterung der Sammlung. Das stößt gerade im Pfefferkuchenmuseum auf räumliche Grenzen. Da fehlt schlicht der Platz. Deshalb soll einiges Schaumaterial aus dem Pfefferkuchenmuseum in die Räume des Stadtmuseums an der Goethestraße umverteilt werden.

Es sei zudem gar nicht leicht, jedes Jahr Neues zu bekommen auf dem Pfefferkuchensektor. Und insbesondere dort. Denn auf dem Bereich als Alleinstellungsmerkmal müsse der Fokus des Museums liegen. Auch eine Forderung des Kulturraumes. Anderes sei zu minimieren. In den Räumen in der Goethestraße werde sich die Kulturgesellschaft auf das historische Handwerk, die Pfefferküchler inklusive, dazu Blaudruck, Töpferei und die Stadtgeschichte konzentrieren. Die Ausstellung werde demnächst umgestaltet und das Museum dafür vorübergehend geschlossen. Im Archiv habe man jetzt noch viel Material zur Stadtgeschichte gefunden, das einfließen soll.

Zu der Kulturraumpolitik gebe es im Übrigen unterschiedliche Meinungen. Die Kleinen aus der Förderung zu schmeißen, berge auch Gefahren. Wenn sie verschwinden, gehe Vielfalt, gehen historische Besonderheiten verloren, fürchtet der Geschäftsführer. Das Museum in Weißenberg habe inzwischen seinerseits einen neuen Leiter und es gebe wieder Kontakte. Einen Kooperationsvertrag werde es nicht geben, so Andreas Jürgel: „Aber wir reden über Zusammenarbeit.“ Das können gemeinsame Sonderausstellungen oder Info-Flyer und der Austausch von Exponaten sein.