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Müsli für die Pflanzen

Die Dresdner Firma Grünerdüngen hat den Sächsischen Umweltpreis bekommen. Ihre Weltneuheit funktioniert auf Feld und Beet.

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© René Meinig

Von Jana Mundus

Klack, klack, klack machen die kleinen grünen Stäbchen in der Schüssel. Simon Scheffler lässt sie durch seine Hand rieseln. In ihnen steckt Energie. Sie sind voll von Nährstoffen, die Pflanzen zum Wachsen brauchen. Es ist ein Düngemittel, das es so bisher noch nicht auf dem Markt gab. Der erste wirklich hundertprozentige Bio-Dünger. Jahrelang forschte Scheffler dafür. An der Idee mit dem Klee. Für die gab es jetzt den Sächsischen Umweltpreis.

Dann beißt der Gartenbau-Ingenieur plötzlich in eins der Düngestäbchen. Knack. „Die könnte man sogar essen“, sagt er. Schließlich bestehen sie nur aus Klee. „Es ist wie Müsli für die Pflanzen“, erklärt Beate Wunderlich. Die Ingenieurin für Pflanzenproduktion gehört neben Scheffler und Torsten Mick zum Gründerteam der Dresdner Grünerdüngen GmbH. Kennengelernt haben sich die heutigen Geschäftsführer an der HTW Dresden.

An der dortigen Professur Ökologischer Landbau forschte Simon Scheffler ab 2013 am Einsatz von Klee als Düngemittel für den Gemüseanbau. Der Klee kann etwas Besonderes. Knöllchenbakterien aus dem Boden lagern sich an seinen Wurzeln ab und bilden dort kleine Verdickungen. Durch diese Symbiose wird es möglich, dass die Bakterien Stickstoff aus der Luft direkt an der Wurzel binden. „Es kommt Stickstoff als Nährstoff ins System, ohne dass ich dafür etwas tun muss“, erklärt Scheffler. Im Projekt wurde untersucht, welcher Klee dafür angebaut werden muss und wie er geerntet werden kann, um seine positiven Eigenschaften perfekt zu nutzen. Nach drei Jahren war er gefunden: der erste rein ökologische Pflanzendünger.

Kleepura heißt der Dünger nun, der seit diesem Jahr erst einmal im Naturwarenhandel angeboten wurde. Doch nicht erst seitdem das Team Ende Oktober den mit 9 000 Euro dotierten Sächsischen Umweltpreis für ihr Produkt bekam, melden sich Bauern und Baumarktketten bei den Gründern. Die Nachfrage nach Kleepura steigt.

„Unser Produkt ist als einziges auf dem Markt wirklich bio“, erklärt Torsten Mick das große Interesse. Was viele Verbraucher nicht wissen: Die Verwendung der Begriffe „biologisch“ oder „ökologisch“ sind im Gegensatz für Bereiche wie Lebensmittel, Saatgut oder Futtermittel für Produkte wie Kosmetika, Textilien oder eben auch Düngemittel nicht geschützt. Im Baumarkt steht auf den großen Düngemittel-Tüten zwar „Bio“ drauf, obwohl organische Reststoffe enthalten sind. Das können neben Tierknochenmehlen oder Hornspänen auch Reste aus der Bier- oder Penicillin-Herstellung sein. Das ist rechtens, weil es keine gesetzlichen Regelungen dafür gibt.

Ihren Klee ließ die Firma in diesem Jahr auf Feldern bei Dresden anbauen. „Das ist kein Problem, weil der Klee Teil der natürlichen Fruchtfolge auf den Feldern der Bio-Bauern ist“, sagt Scheffler. Er wird eingesetzt, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhöhen. Bis zu zehnmal kann der Klee während der Saison geerntet werden. Direkt vom Feld geht es dann in eine große Trocknungsanlage, danach wird der Klee zu Pellets gepresst.

Sieben Hände voll Kleepura für einen Quadratmeter Tomatenbeet, drei Hände für die Möhren. Die Dosierung steht auf jeder Packung. Preislich liege man im Bereich der hochwertigen Baumarkt-Dünger, so Mick. Für die große 1,75 Kilogramm-Packung zahlen Kunden knapp zwölf Euro. Die reicht für 20 Quadratmeter. Die Gründer tüfteln weiter. Eine Topf-Zierpflanze an Schefflers Schreibtisch ist das Versuchsobjekt. Ein paar Pellets hat der Ingenieur als eine Art Düngestäbchen in den Topf gesteckt. Die zarten grünen Triebe lassen vermuten, dass es der Pflanze wohl gefallen hat. Auch am Flüssigdünger wird gearbeitet. Das Kleepura-Sortiment soll wachsen.