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Mozart mit wildem Balkan-Groove

Uwaga! ist der Höhepunkt beim diesjährigen Liebethaler GrundTon. Ein Wochenende, das es musikalisch in sich hat.

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© Daniel Schäfer

Von Thomas Morgenroth

Pirna. Kennen Sie Mozartovic? Nein? Aber von Mozart haben Sie schon gehört. Auch nicht? Dann brauchen Sie hier nicht weiterzulesen. Wolfgang Amadeus Mozart jedenfalls mischte mit seinen Kompositionen am Ausgang des 18. Jahrhunderts die Musikwelt in der Habsburger Monarchie auf. Diese erstreckte sich wie die Donau bekanntlich bis zum Balkan, und dort bekam Mozart den Spitznamen Mozartovic – auf einer seiner Reisen, bei der viel Pflaumenschnaps floss und fleißig musiziert wurde. Volkstümlich, mit wildem Balkan-Groove, in Noten gesetzt von Mozart selbst.

Für den Wiener Hof waren die Stücke natürlich zu radikal, Mozart entschärfte sie, machte zum Beispiel aus dem rasanten „Alla Turca“, komponiert für zwei Violinen, Akkordeon, Kontrabass und Percussion, seine relativ brave Klaviersonate Nr. 11. Das glauben Sie nicht? Dann müssen Sie am Sonnabend in die kleine evangelische Kirche in Liebethal bei Pirna kommen. Dort gibt es die Originale, gespielt von der Dortmunder Band „Uwaga!“, was Polnisch ist und so viel wie „Achtung!“ heißt.

Die Musiker haben sich eine hanebüchene Geschichte ausgedacht, um ihr neues Programm „Mozartovic“ unter die Leute zu bringen. Noch irrwitziger freilich ist das Ergebnis der Aufarbeitung der Wiener Klassik mit der Energie einer Rockband. Da fliegen förmlich die musikalischen Fetzen. Mozart wäre hellauf begeistert.

Der Liebethaler Armin Groß freut sich schon auf das Konzert, das der Höhepunkt der sechsten Auflage des Liebethaler GrundTons ist. Groß hat das von der Kirchgemeinde Graupa-Liebethal veranstaltete Festival, das an drei Tagen Jazz und Weltmusik in das Tal der Wesenitz bringt, vor Jahren angeregt und organisiert es ehrenamtlich mit einer Handvoll Gleichgesinnter. „Wir wollten unsere wunderschön sanierte Kirche mit Kultur beleben“, sagt der 46-jährige Bauingenieur. Musik lag nahe, da kennt sich Groß aus, weil er selbst in seiner Freizeit am Schlagzeug sitzt, Geige spielt oder singt – Jazz vor allem.

Das Ziel war, nicht nur Gäste von außerhalb mit renommierten Musikern in die Kirche zu locken, sondern auch viele der knapp 300 Einwohner des Pirnaer Ortsteils. Das, sagt Groß, habe geklappt. Wie die Finanzierung, die eher ungewöhnlich ist. Der Eintritt ist frei, dafür werden am Ausgang Spenden gesammelt. Die Künstler aber bekommen feste Gagen, egal, wie viel Geld im Klingelbeutel ist. „Bisher konnten wir alle Kosten decken“, freut sich Groß. Das sagt viel über die Qualität des Angebots, aber auch über die des Publikums.

Das darf sich an diesem Wochenende neben „Uwaga!“ auf „Lieder und Geschichten vom Innen und Außen der Welt“ freuen, erzählt, gesungen und musikalisch verfeinert von Paul Hoorn und seinen beiden Freunden aus Dresden. Hoorn, einst Sänger der Weltmusikband „Das Blaue Einhorn“, spannt am Freitag den Bogen von alten italienischen Gesängen über Chansons von Hollaender und Weill bis zu Rockballaden und Liedern von Gerhard Gundermann.

Ein musikalischer Gottesdienst mit Musikern aus der Region rundet das Wochenende am Sonntag ab. Dann wird wohl noch ein wenig „Mozartovich“ vom Vorabend im Kirchenraum nachhallen. Den Schwung können Armin Groß und seine Mitstreiter gut gebrauchen: Der Termin für den nächsten Liebethaler GrundTon im Jahr 2019 steht bereits fest.

Liebethaler GrundTon in der Liebethaler Kirche, 28. bis 30. September, mit Paul Hoorn, Uwaga! und Gottesdienst.

www.kirche-graupa.de