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Momo im Dom

Texte aus Michael Endes bekanntem Roman und Musik in besonderer Besetzung sind am Freitag in Bautzen zu erleben.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Bautzen. Schon 52 Mal hat Barbara Pohl in Bautzen zum Literaturcafé eingeladen – aber noch nie in solch einem großen Rahmen wie zum 53. an diesem Freitag. Die kleine Veranstaltungsreihe läuft bereits im zehnten Jahr. Meist kommen dazu etwa 30 bis 40 Interessierte in den Ökumenischen Domladen, sagt die Organisatorin. Fürs 53. Literaturcafé werden jedoch keine Stühle in den Laden gestellt, der An den Fleischbänken zu finden ist. Denn erstmals findet die Veranstaltung im Dom statt – und noch etwas ist neu: Zu „Momo“, Michael Endes Geschichte von den Zeit-Dieben, gibt es auch improvisierte Musik in ungewöhnlicher Besetzung.

Orgel zusammen mit Gitarre und Percussion ist tatsächlich eher selten zu hören. Bautzener Musikfreunde kennen die Kombination aber schon. Denn Kirchenmusikdirektor Michael Vetter arbeitet seit mehreren Jahren mit den beiden Musikern Heli Punzenberger (Gitarre) und Florian Müller (Percussion) aus Salzburg zusammen. Immer wieder treffen sie sich, um gemeinsam zu improvisieren – ob zu Bibeltexten oder dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry. Letzteres war vor zwei Jahren auch im Bautzener Dom zu erleben. Voriges Jahr gestalteten die drei in der Maria-und-Martha-Kirche „Die sieben letzten Worte“, einen besonderen Gottesdienst zum Karfreitag. Auch an „Momo“ haben sie sich vor ein paar Jahren schon gewagt. Das war noch in Erlangen, wo Michael Vetter vor seinem Wechsel nach Bautzen als Kantor und Organist tätig war.

Auch Barbara Pohl hatte „Momo“ mit Blick auf die Planung der Literaturcafé-Reihe schon länger auf dem Zettel. Und da sich dieses Jahr das Erscheinen des Romans von Michael Ende zum 45. Mal jährt, hielt sie es für passend, eine „Momo“-Lesung mit ins Programm für 2018 aufzunehmen. Aber es ist nicht der einzige Anlass. Vielmehr feiern der Domladen und auch der Verein, der den Laden betreibt, in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. „Aus diesem Grund wollten wir etwas Besonderes machen.“ Barbara Pohl stieß mit dieser Idee im Verein schnell auf Zustimmung – und auch bei Michael Vetter auf offene Ohren. Und da sich auch drei Sponsoren fanden, stand dem Vorhaben nichts mehr im Wege.

Menschen ansprechen, die sonst eher nicht kommen

Michael Vetter freut sich, dass gerade die ungewöhnlichen musikalischen Angebote im Dom zunehmend auf großen Zuspruch stoßen. Erst Anfang September sei der Dom zu Sounds of Light, einem Zusammenspiel von Orgel, Saxofon und Lichtinstallationen, sehr gut besucht gewesen. „Wir möchten damit auch Leute ansprechen, die sonst eher nicht in den Dom kommen. Ein breites Angebot ist mir wichtig“, sagt der Organist.

Der Dom gehöre nun mal nicht nur von seiner Silhouette her zu Bautzen. Aus ihm solle etwas ausstrahlen, das über die Kirchgemeinde hinaus geht, wünschen sich Vetter und Pohl. So sind sie nun auch gespannt, wie das besondere Literaturcafé zu „Momo“ ankommen wird. Das Thema – die Frage nach der Zeit und wie wir sie verbringen – halten sie für aktueller denn je.

Auch wenn die drei Musiker vor Jahren dazu schon mal einen Abend gestaltet haben, wird der nicht eins zu eins nun in Bautzen stattfinden. Denn es handelt sich um improvisierte Musik – bekannte oder selbst entwickelte musikalische Motive, die variiert werden. „So ein Abend ist nicht wiederholbar“, sagt Vetter. „Es ist für jeden von uns eine Einmaligkeit, in dieser Form zusammen zu musizieren.“ Die Lesung der Texte übernimmt Bautzens Theaterintendant Lutz Hillmann. Auch mit ihm haben die drei Musiker schon zusammengearbeitet. „Es wird ein abendfüllendes Programm mit kleiner Pause“, erklärt Barbara Pohl. Sie wünscht sich auch mit Blick auf das Thema ein generationenübergreifendes Publikum – vielleicht zum gemeinsamen Start in die Herbstferien.

Literaturcafé am Freitag, 19 Uhr, im Dom St. Petri Bautzen, Eintritt frei, Spenden erbeten