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Mode aus dem Labor

In Zukunft soll unsere Kleidung leuchten. Am Fraunhofer FEP haben Forscher einen neuartigen Knopf entwickelt. Der kann sogar heilen.

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© René Meinig

Von Jana Mundus

Es blinkt und leuchtet am T-Shirt. Der Knopf an der Jacke wechselt sogar die Farbe. So sieht die Mode der Zukunft aus. Technik und Textil vereint. Am Dresdner Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP) werden die Wissenschaftler derzeit zu Designern. Sie suchen nach innovativen Möglichkeiten um organische Leuchtdioden, sogenannte Oleds, zu verwenden. Jetzt präsentierten sie zum ersten Mal ihre neueste Kreation: den O-Button. Einen Knopf, der wirklich auffällt.

Noch blinkt und leuchtet es auf einfachen Filzstreifen. Auf einer Konferenz präsentierte Annett Hausdorf vom Fraunhofer FEP erstmals den O-Button. Der soll nun Modeschöpfer inspirieren.
Noch blinkt und leuchtet es auf einfachen Filzstreifen. Auf einer Konferenz präsentierte Annett Hausdorf vom Fraunhofer FEP erstmals den O-Button. Der soll nun Modeschöpfer inspirieren. © René Meinig

Die Oleds sind eine Dresdner Idee. Für ihre Produktion werden eine Glasscheibe oder eine hauchdünne Folie mit einer Kohlenstoffverbindung bedampft. Oleds erzeugen helles Licht. Im Vergleich zu normalen Leuchtstoffröhren brauchen sie dafür aber viel weniger elektrische Energie und sind dabei absolut umweltfreundlich. Die neue Technologie baut der Hersteller Samsung bereits in seine Smartphone-Displays ein. Fernseher und Lampen gibt es. Nun also auch modische Accessoires. Die sollen weit mehr können als nur gut aussehen,

„Die Integration von leuchtenden Elementen in Kleidung bringt nicht nur frischen Wind in die Mode“, sagt Jan Hesse, Oled-Design und Integrationsspezialist am FEP. „Sie kann auch ganz konkret Nutzen schaffen.“ Leuchtende Logos oder Applikationen werden eher wahrgenommen und erhöhen die Sichtbarkeit. So könnten etwa Oleds auf Fahrradhelmen auch für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. „Denkbar und nützlich wäre der Einsatz beispielsweise auch in der Arbeitskleidung für die Nachtlogistik“, fügt Hesse hinzu.

Die Oled-Technik ist flexibel und vielseitig. Die Leuchtdioden können nicht nur farbig leuchten, sie können auch in beliebigen Formen, transparent und dimmbar gestaltet werden. Aufgebracht auf hauchdünnen Folien, finden sie so den Weg in Textilien. Modeschöpfer sind die FEP-Wissenschaftler allerdings nicht. Auf zwei schnöden Filzstreifen haben sie die O-Buttons jetzt aufgenäht. Es geht darum, Designern und Textilherstellern zu zeigen, was mit dem neuen Licht alles möglich ist. Es blinkt überall, mal als runde Fläche mal als Kreuz. Rot, blau, gelb oder grün. Die Platine in Form eines Knopfes wird mit leitfähigem Garn am Stoff befestigt. Notwendigen Strom bekommt sie aus einer Batterie, die in der Kleidung versteckt wird. Zum Einsatz kommen könnten sogenannte Powerbanks, die einige heute schon nutzen, um ihr Handy unterwegs aufzuladen. Die Oled selbst ist stufenlos dimmbar. Auch Varianten, bei denen der Knopf zwischen zwei Farben wechselt, haben die Forscher schon gebaut.

Oleds in Kleidung sollen nicht nur chic sein. Am FEP denkt man auch über den Einsatz in der Medizin nach. Die Oleds können an spezifische Wellenlängenbereiche des Lichts angepasst werden. So wird zum Beispiel auch infrarotes Licht erzeugt. Eingesetzt wird das bei der Therapie von Hautkrankheiten. In Zukunft könnte es deshalb auch T-Shirts mit integrierten flächigen Infrarot-Leuchten für die Lichttherapie von Patienten geben. Heilung direkt, wo man geht und steht.

In etwa drei Jahren soll die erste Oled-Mode in den Geschäften sein. Dafür arbeiten die FEP-Wissenschaftler im Moment mit Partnern aus der Modeindustrie zusammen. Noch müssen allerdings wichtige Fragen geklärt werden. Wie etwa können die Sachen gewaschen werden – die Oleds dürfen nicht in die Waschmaschine. „Ein Ansatz wäre, dass die Oleds abnehmbar sind oder eben auf Dingen genutzt werden, die nicht gewaschen werden müssen“, sagt Annett Hausdorf vom FEP. Eine andere Frage: Wie recycelt man Jacken, Hosen oder Pullover mit technischer Sonderausstattung? Und ist das dann Elektroschrott oder doch ein Fall für die Altkleidersammlung? Bis die erste Regenjacke mit leuchtenden Knöpfen im Herbstgrau bunte Akzente setzt, werden die Dresdner Entwickler auch dafür eine Lösung finden.