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Mochauer Kirche bekommt ein Dach

Beim Tag des offenen Denkmals wurden die Pläne vorgestellt. Eine Sanierung ist ohne Wetterschutz sinnlos.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Mochau. Bei der Andacht mit Pfarrer Reinhard Mehnert in der Mochauer Kirche kam das Glockenleuten am Sonntag vom Tonband. Denn die Kirchenglocken müssen zwangsweise schweigen. Der Riss im Turm der Kirche ist nicht zu übersehen. Er ist so breit, dass man einen Arm bis zum Ellenbogen hineinstecken kann. Immerhin, in den vergangenen Jahren ist er nicht mehr gewachsen, sagte Dieter Baer vom Vorstand der Kirchgemeinde. Aber das Grundproblem ist nicht abgestellt. Die Wände des Kirchenschiffs streben nach außen und belasten auch den Turm. Eine Lösung ist endlich in greifbare Nähe gerückt.

Yvonne Frey saniert Stück für Stück den ehemaligen Ostbahnhof. Der Raum des Fahrkartenschalters soll ihr Büro werden.
Yvonne Frey saniert Stück für Stück den ehemaligen Ostbahnhof. Der Raum des Fahrkartenschalters soll ihr Büro werden. © Dietmar Thomas
Heiko Weber, Historiker aus Mittweida, bei einer Führung im Finanzamt Mittweida. Weber hat für sein Engagement den Denkmalpreis des Landkreises erhalten.
Heiko Weber, Historiker aus Mittweida, bei einer Führung im Finanzamt Mittweida. Weber hat für sein Engagement den Denkmalpreis des Landkreises erhalten. © Jan Leißner

Die im Jahr 1848 erbaute Mochauer Kirche hat ein grundsätzliches Problem. Wegen Baufälligkeit war in den 1980-er Jahren das Dach des Kirchenschiffs abgetragen worden. Sie wird jetzt als Sommerkirche genutzt. Aber die Mauern sind der Witterung ausgeliefert. „Wenn wir sie sanieren wollen, muss ein Dach drauf“, sagte Dieter Baer. Die Kirche soll ein flaches Notdach aus Blech mit Holzbindern bekommen. Dafür wird ein zweiter Ringanker aus Beton auf die Mauern gesetzt. Das Mauerwerk wird innen und außen verputzt. Auch für den sehr viel älteren Turm gibt es eine Lösung: Zwei Bänder aus Edelstahl sollen ihn zusammenhalten. Außerdem werden die Risse mit Beton verpresst.

Eigentlich will die Kirchgemeinde noch in diesem Jahr mit der Sanierung beginnen. Das Geld ist da, die Aufträge sind in der Ausschreibung. Die Gemeinde hat das Problem aller Bauherren: In Zeiten der Baukonjunktur eine Firma zu finden, die die Pläne für einen akzeptablen Preis umsetzt. Die Gemeinde erhält für die Sanierung zu ihren Eigenmitteln einen Zuschuss der Landeskirche, Denkmalmittel und Fördermittel für die Dorfentwicklung.

In der Region gibt es einige gute Beispiele, dass es auch für vermeintlich hoffnungslose Fälle eine Rettung gibt, wenn sich Enthusiasten dafür einsetzen. Am Sonntag nahmen Geschichtsinteressierte im ehemaligen Wartesaal des Döbelner Ostbahnhofs Platz, um einen Vortrag zur 150-jährigen Geschichte der früheren Personenhaltestelle Döbeln zu hören. Vor zwei Jahren hatte Yvonne Frey nach dem Umbau in der ehemaligen Bahnhofsgaststätte eine Burger-Imbiss eröffnet. Seitdem saniert sie den Rest des Hauses Stück für Stück. Aus der verlotterten Wartehalle wurde eine Feier- und Veranstaltungshalle. Am Mittwoch gibt es die erste Veranstaltung „Filme aus der Rumpelkammer“. „Da zeigen wird den Film ‚Die Drei von der Tankstelle“, sagte Yvonne Frey.

Viele Details und Schriftzüge, die während der Sanierung gefunden wurden, hat die Bauherrin erhalten. Die Fenster des Wartesaals werden jetzt erneuert. Auch der ehemalige Fahrkartenschalter wird saniert. Über viele Jahre war das Holz verrottet und muss teilweise ersetzt werden. „Das wird mein Büro. Da freue ich mich seit Jahren drauf“, sagte Yvonne Frey.

Die Denkmalpreise des Landkreises Mittelsachsen wurden im Schloss Ringe-thal vergeben. Der Erste Beigeordnete Lothar Beier überreichte die Preise an den Mittweidaer Heiko Weber, den Vorstand der evangelischen Kirchgemeinde Oberbobritzsch und das Hospiz in Oederan.

Der Historiker Heiko Weber ist als ehrenamtlicher Denkmalpfleger aktiv und war von 1994 bis 2011 Museumsleiter in Mittweida. In dieser Zeit setzte er eine alte Pfarrscheune von Frankenau nach Mittweida um und baute das Schillinghaus aus. Die Kirchgemeinde Oberbobritzsch bewahrt kulturhistorisch wertvolle Gebäude wie Kirchen und das Pfarrhaus samt Einfriedungsmauern. Für das Hospiz in Oederan wurde eine anspruchsvoll gestaltete Fabrikantenvilla komplett saniert.