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Mittelsachsen hat Rücken

Probleme mit dem Muskel-Skelett-System nehmen zwar leicht ab. Sie bleiben aber im Landkreis der Spitzenreiter bei den Krankschreibungen.

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© Arno Burgi/dpa

Von Steffen Jankowski und Jana Peters

Mittelsachsen. Es ist ein Leiden, das viele kennen. So häufig, dass sich, um zu sagen, dass man darunter leidet, ein Satz durchgesetzt hat, der grammatikalisch gesehen gar keiner ist: Man hat Rücken.

Wie aus dem Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK für Mittelsachsen hervorgeht, haben Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems für 23,4 Prozent aller Krankentage gesorgt. Je 100 Versicherte kamen mit dieser Diagnose 383 Fehltage zusammen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das zwar einen Rückgang um fünf Prozent, der Landkreis liegt damit aber 24 Tage über dem sächsischen Durchschnitt.

Auffällig sei, so Jörg Ziehe vom DAK-Servicezentrum in Chemnitz, dass in Mittelsachsen die psychischen Erkrankungen in der Rangliste der Diagnosen auf Rang vier stünden: „Die liegen sonst unter den ersten Drei, und 9,9 Prozent aller Fehltage sind auch ein vergleichsweise niedriger Wert.“ Die DAK habe in der Region rund 12 000 Versicherte, die meisten davon seien traditionell Angestellte.

Durchschnittlich länger krank

Auch die Statistik der Krankenkasse Barmer zeigt, dass Rückenprobleme die meisten Fehltage nach sich zogen. 2017 waren es 425 je 100 Versicherte – 21 weniger als im Jahr zuvor. Jedoch seien die Mittelsachsen häufiger und länger krank als der Bundesdurchschnitt, verdeutlicht der Freiberger Regionalgeschäftsführer Michel Hirschfeld: „Waren bundesweit an einem durchschnittlichen Kalendertag von 1 000 Beschäftigten 48 arbeitsunfähig, so waren es in Mittelsachsen 54. Im Jahresdurchschnitt war jeder Erwerbstätige im vergangenen Jahr 1,4 Mal krankgeschrieben.“

Auch bei der AOK plus, der mit über 78 000 Versicherten mitgliederstärksten Krankenkasse im Landkreis, führen Rückenleiden die Statistik an. Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems sorgten für rund 594 Fehltage je 1000 Versicherte. Der Krankenstand insgesamt sei von 5,5 Prozent im Jahr 2016 auf 5,6 Prozent im Jahr 2017 gestiegen; der bundesweite Wert liege bei 5,3 Prozent.

Dem Thema Rückenschmerzen hat sich die DAK noch etwas tiefergehend gewidmet. „Daran leidet man in Baden-Württemberg genauso wie in Mittelsachsen“, sagt Servicezentrumsleiter Jörg Ziehe. Aus einer Umfrage des Instituts Forsa unter rund 200 Beschäftigten in Sachsen, auf die sich die DAK beruft, geht hervor, dass fast drei Viertel der Beschäftigten in den vergangenen zwölf Monaten Rückenschmerzen hatten. Doch davon ging nur jeder Vierte auch zum Arzt; die Mehrheit erhielt Physiotherapie verschrieben. 45 Prozent der Befragten erklärte, sie hätten gern Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung wie Rücken- und Fitnesstraining; 33 Prozent gaben an, daran auch tatsächlich teilnehmen zu können.

Gestiegen ist in Sachsen auch die Anzahl der Krankenhausfälle aufgrund von Rückenschmerzen – um 80 Prozent seit 2007 auf mehr als 12 700 Fälle. 46 Prozent davon werden als Notfall aufgenommen. Ziehes Erklärung dafür: „Viele bekommen beim Orthopäden keinen Termin mehr und gehen direkt in die Notaufnahme“, hat er beobachtet. (FP)