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Mittelalterliches an der Wassermühle

Erstmals fand in Obergurig auf der Spree-Insel ein historisches Fest statt. Organisiert wurde es von „Raubrittern“.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Obergurig. Ein einheitliches Outfit zeichnet das „Schaukampfteam Oberlausitz“ nicht aus. Die zurzeit 15 Mitglieder der Interessengemeinschaft verstehen sich als Individuen. Jeder kleidet sich nach seinem eigenen Geschmack. Auch auf eine einheitliche Zeitspanne, die ihre Figuren verkörpern, wollen sie sich nicht festlegen. „Wir sind halt Raubritter, die im Mittelalter ihr Unwesen trieben“, fasst es Dirk Mönnich zusammen. Dass unter den 15 Kämpfern rund die Hälfte Frauen sind, sei nicht mal historisch ungenau. Schließlich hätten die Burgfräuleins seinerzeit die heimischen Gemäuer verteidigen müssen, wenn die Ritter aushäusig waren. Dabei hätten sie zur Not auch zu Küchengeräten gegriffen. Auch eine Bratpfanne kann so zur Waffe werden. Bei ihren Schaukämpfen zeigen die edlen Burgfräuleins und ihre braven Rittersleute, wie es so zuging, wenn gehauen und gestochen wurde.

Erstmals konnte man die Künste der Mittelalterfreunde nun auch auf der Insel an der Wassermühle Obergurig bewundern. Die Damen und Herren luden sich zum historischen Inselfest an die 20 Gruppierungen ein, die sich ebenfalls dem historischen Treiben verschrieben haben. So unter anderem auch die Langen Kerls aus Bautzen. Auf die Idee, ein solches Biwak zu veranstalten, waren die Schaukämpfer im Frühjahr dieses Jahres gekommen. Damals veranstalteten die Betreiber der „Alten Wassermühle“ eine Wikingerwoche mit entsprechendem Essen. Zum krönenden Abschluss der Woche luden sie das Schaukampfteam ein, das Messerwerfen, Bogenschießen, Knappenspiele für Kinder und natürlich einige Schaukämpfe darbot. „Da der Zuspruch gut war, dachten wir uns, das Ganze könnte man doch noch einmal in etwas größerem Rahmen veranstalten“, sagt Dirk Mönnich. Nach einem halben Jahr Vorbereitungszeit ist die Idee nun Wirklichkeit geworden. An zwei Tagen konnten sich die Besucher am Wochenende in vergangene Zeiten zurückversetzen lassen.

Dies tun die „alten Rittersleute“ übrigens auch regelmäßig an Schulen, wo sie als Projekt „Geschichte zum Anfassen“ bieten. Seit acht Jahren kommen die Schaukämpfer nun schon regelmäßig jedes Jahr an die Gerhart-Hauptmann-Schule Sohland, wo sie den Sechstklässlern das „finstere Mittelalter“ nahebringen. Unter anderem erklärt Silvio Saliger, der in die Figur des Henkers schlüpft, was dieser alles für Aufgabengebiete hatte und wie seine Stellung in der Gesellschaft aussah. Henker wurden nämlich wie Ausgestoßene behandelt und der Beruf vererbte sich immer innerhalb der Familie.

Der Bauernhof von Silvio Saliger in Seifhennersdorf ist der Treff für die Interessengemeinschaft, deren Mitglieder aus verschiedenen Orten der Oberlausitz kommen und ganz verschiedene Berufe ausüben. „Wir treffen uns immer sonntags, weil es sich gar nicht anders organisieren lässt“, sagt Dirk Mönnich, der mit Silvio Saliger zu den vier Gründungsmitgliedern der Truppe gehört. Die Zahl der Mitglieder schwanke und habe in Hoch-Zeiten um die 20 betragen. Manch einer kann aus beruflichen Gründen nicht mehr mitmachen. Bei den allwöchentlichen Treffs werden die Schaukämpfe trainiert, es werden aber auch die anstehenden Termine geplant. „Mit den Schaukämpfen treten wir zwischen 15 und 20 Mal im Jahr auf, hinzu kommen noch einmal so viele Termine, wo wir nur Bogenschießen oder Knappenspiele veranstalten“, sagt Dirk Mönnich. Der weiteste Ausflug führte bisher in den Harz.