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Mit Schirm, Charme und Perücke

Beim Stadtfest-Umzug in Pirna mimt Elke Leupold eine Hofdame aus der Barockzeit. Schon das Anziehen dauert über eine Stunde.

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© Daniel Schäfer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Elke Leupold griff sofort zum Telefon. „Als ich den Aufruf in der Zeitung las, war für mich klar: Da mache ich mit“, erinnert sich die Pirnaerin und muss schmunzeln. Bereits vor gut einem halben Jahr suchte die Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna Komparsen in historischen Kostümen für den großen Festumzug zum Stadtfest 2018, der am 17. Juni stattfindet.

Für diesen Spaß ist Elke Leupold prädestiniert, denn nebenberuflich arbeitet sie als Theaterpädagogin. Zu ihrem Kostümfundus gehören 50 Kleider, vier Perücken, 40 Hüte und zahlreiche Accessoires. In historische Rollen zu schlüpfen, ist eines ihrer Lieblingshobbys.

Beim Festumzug vertritt sie würdevoll und authentisch den Hochadel: Sie mimt eine Hofdame aus der Barockzeit. Grün und golden schillert ihr langes Kleid mit ausladenden Hüftaufsätzen, ganz nach der damaligen Mode. Dazu trägt sie eine hohe weiße Allongeperücke, um das Handgelenk baumelt ein weißes Täschchen, das an einen Pompadour erinnert. Fächer und Sonnenschirmchen vervollständigen ihre eindrucksvolle Erscheinung.

Zeit wird für sie am Sonntag der wichtigste Faktor sein. Denn das Umziehen und Schminken dauert mindestens eine Stunde. „Jetzt weiß ich auch, warum die Damen früher unbedingt eine Kammerzofe brauchten“, erklärt Elke Leupold gut gelaunt. Ihre persönliche Kammerzofe heißt David Schwindl und ist ihr Lebensgefährte. Er hilft ihr, sich ins Korsett zu zwängen, den Reißverschluss zu schließen, gibt letzte Tipps für die Schönheitspflästerchen auf der Wange.

Aber nicht nur die Vorbereitungen für den Umzug sind aufwendig. Auch das Mitlaufen erfordert Durchhaltevermögen. Scheint die Sonne, wird es in dem Kleid und unter der Perücke heiß, sehr heiß. „Gut, dass es heute wasserfeste Schminke und Deos gibt. Diese Annehmlichkeiten hatten die Damen früher nicht“, sagt Elke Leupold mit einem Augenzwinkern.

Warum macht sie mit? „Ich bin immer schon gerne in historische Kostüme geschlüpft“, sagt sie. Außerdem fühlt sie sich sie sich mit ihrem Wohnort Pirna eng verbunden. „Ich mag Pirna mit dem historischen Ambiente und dem vielen Grün in der Innenstadt.“

Diese Liebe ist nicht erstaunlich, schließlich wurde Elke Leupold in Pirna geboren. Nach der Schule wollte sie gerne Lokomotivführerin werden, was aus gesundheitlichen Gründen jedoch nicht möglich war. Stattdessen absolvierte sie eine Ausbildung als Fachverkäuferin. Sie lebte mit ihrer Familie in Lichtenhain und in Sebnitz, um schließlich 2013 wieder nach Pirna zurückzuziehen.

Schon damals plante sie, am Festumzug zum Stadtfest teilzunehmen. „Der fiel jedoch wegen des Hochwassers sprichwörtlich ins Wasser“, erinnert sie sich. Hauptberuflich arbeitet Elke Leupold heute als Erzieherin im Hort der Pirnaer Schule zur Lernförderung „Kurt Krenz“. In den Ferien bietet sie Programme für Kinder an und führt als Gräfin Cosel verkleidet unter anderem durch den Dresdner Zwinger.

Sicher ist bereits heute, dass sie beim nächsten großen Festumzug in fünf Jahren wieder im historischen Kostüm mitläuft. In welcher Rolle? „Am liebsten als Krieger mit Schwert und Dolch. Das Kämpferische passt zu mir, finde ich.“

Start Festumzug: 17. Juni, 14 Uhr, Gartenstraße