Merken

Mit ruhiger Hand und klarem Verstand

VGM-Chef Rolf Baum begeht seinen 65. Geburtstag. Räder sind seine Leidenschaft – in jeder Hinsicht.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Die meisten der Gäste dürften gestaunt haben, als sie die Einladung erhielten. Zum Empfang anlässlich des 65. Geburtstages von VGM-Geschäftsführer Rolf Baum wurde darin gebeten. Kann das denn sein? Erst vor wenigen Wochen berichtete der begeisterte Radsportler von einer großen Rundfahrt einiger Radsportler des SV Elbland durch deutsche Mittelgebirge und Tschechien. Sechs Etappen mit Längen zwischen 150 Kilometern und 200 Kilometern waren zu absolvieren. Eine solche Hammer-Strecke würden sich wohl höchstens eine Handvoll der zahlreichen Besucher an diesem Freitagmittag auf dem VGM-Gelände zutrauen.

Dass der Empfang gerade hier stattfindet, hat Symbolcharakter. Baum ist einer, der auf Tradition hält. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges wurde auf dem Gelände eine Kraftwagenhalle als Stützpunkt für die Kraftomnibuslinie von Meißen über Niederau beziehungsweise Brockwitz nach Weinböhla errichtet. Dabei handelte es sich um den ersten Linienverkehr im Meißner Land. Letztlich bildet das Grundstück damit so etwas wie die Urzelle der Verkehrsgesellschaft Meißen.

Das Geburtstagskind selbst war in den ersten Jahren nach der Wende verantwortlich für das Marketing der Busgesellschaft. Später wurde der heute 65-jährige Betriebsleiter. Der Systemwechsel führte auch im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs dazu, dass effiziente und bewährte Strukturen zerschlagen wurden. Das Rad sollte neu erfunden werden. Spätestens ab der Jahrtausendwende zeigte sich, dass die neuen Modelle nicht immer passten.

2006 traten Rolf Baum und Andreas Hemmersbach von den Dresdner Verkehrsbetrieben als Geschäftsführer der VGM gemeinsam die Nachfolge von Frank Müller-Eberstein an. Wenig später folgte der Zusammenschluss der Kreise Meißen und Riesa-Großenhain. Es galt, teils sehr unterschiedlich strukturierte Verkehrsunternehmen zusammenzubringen. Rolf Baum erhielt Gelegenheit, sein besonderes Talent zu beweisen. Das Netzwerken betrieb er schon, als der Begriff noch gar nicht erfunden war. Mit ruhiger Hand und klarem Verstand schuf er zusammen mit Kreis-Dezernent Andreas Herr und Landrat Arndt Steinbach (CDU) nachhaltige Strukturen, die effizient funktionieren.

Dabei behält der VGM-Chef stets das Wohl der Region im Auge, selbst wenn einzelne Linien wegen fehlender Nachfrage zusammengestrichen werden müssen. Zum Tag des offenen Weinguts am Wochenende werden Busse im Viertelstundentakt die Liebhaber des Rebensafts durchs Elbtal kutschieren. Seit dem Frühling 2017 verbindet die Buslinie M die beiden Burg-Städte Meißen und Moritzburg. Damit erübrigt sich der Umweg über Coswig mit der S-Bahn. Nicht alle Experimente gelingen; doch davon lassen sich Baum und seine Mannschaft nicht entmutigen.

Am Einlass zur Geburtstagsfeier stehen die Gäste mittlerweile Schlange. Michael Ußner vom Meißner Ruderclub Neptun kann über die meisten hinwegsehen. Er ist zusammen mit weiteren Vertretern des Kreissportbundes zur Gratulationscour gekommen. Schließlich ist es ihr Präsident, der heute gerade einmal 65 Jahre alt wird. Seine Energie reicht weiter darüber hinaus, zwei oder vier Räder auf die Straße zu bekommen. Aber das würde den Rahmen sprengen.