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Mit Pferdestärken zum Eibauer Bierzug

Pferde sind der Hingucker im Umzug. Rund 100 sind dabei. Das bedeutet viel Planung–und für Manchen frühes Aufstehen.

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© Rafael Sampedro

Von Romy Altmann-Kühr

Eibau. Rocky und Erkan sind alte Hasen. Gelassen schauen sie für ein Foto in die Kamera, traben dann entspannt in ihre schattige Box zurück. Trubel, Kameraklicken, Straßenlärm und prächtigen Kopfschmuck sind die beiden Hengste gewöhnt. Seit vielen Jahren ziehen sie Gespanne beim Eibauer Bierzug und werden auch dieses Jahr mit dabei sein, wenn der Traditionszug am 24. Juni über die B 96 von Walddorf nach Eibau zieht.

Für eine Pressekonferenz, bei der die Gemeinde Kottmar, das Organisationsteam des Bierzugs und die Vertreter mehrerer Brauereien gestern über die Vorbereitungen zum diesjährigen Bierzug sprachen, ist Erkan extra aus Radeberg angereist. Denn er wird das Gespann der Radeberger Brauerei mit ziehen. Auch so eine Fahrt in die Oberlausitz ist für den stresserprobten Erkan kein Problem. „Er ist 17 Jahre alt und der Chef in unserem Stall“, erzählt Tina Trepte. Sie ist mit ihrem Fahr- und Fuhrbetrieb Dienstleister für die Radeberger Brauerei. Steffen Dittmar, Chef der Löbauer Bergquellbrauerei, hält seit zehn Jahren selbst Pferde. Auch ein Neuling aus dem Löbauer Brauereistall wird voraussichtlich am 24. Juni in Eibau mit dabei sein. Steffen Dittmar plant, den vier Jahre alten Hengst Ramses mit zum Bierzug zu nehmen. Er wird nun auf die Arbeit als Brauereipferd vorbereitet. Das bedeutet traditionell, ein Gespann mit Bierfässern zu ziehen. Dafür muss er lernen, sich das Geschirr anlegen zu lassen, sich an Geräusche im Straßenverkehr zu gewöhnen – und auch einen Wagen zu ziehen, muss geübt werden. Ob es mit Ramses’ Teilnahme am Bierzug klappt, wird sich noch herausstellen. „Welche Pferde mitkommen, entscheiden wir immer kurz vorher“, erzählt Dittmar. Schließlich könnten auch Pferde mal einen schlechten Tag haben oder kränkeln. Prinzipiell sind die Bergquell-Pferde alle für den Einsatz beim Umzug geeignet und trainiert. Denn dafür hält die Brauerei die Tiere. Regelmäßig einmal wöchentlich ziehen sie die Brauereikutsche mit einem Bierfass durch Löbau. Auf diese Weise liefert auch Tina Trepte mit ihren Pferden in Radeberg heute noch das Bier aus der Radeberger Brauerei an die Gastwirte in der Stadt aus. „Diese Tradition darf nicht aussterben“, sagt Steffen Dittmar. Die Pferde seien dafür gemacht, auf diese Weise zu arbeiten. Von Tierquälerei könne keine Rede sein, wenn die Tiere im Umzug mitlaufen, sagen Steffen Dittmar und Tina Trepte. Derartige Diskussionen kommen in letzter Zeit immer wieder auf. „Viel schlimmer wäre es, man würde nicht mit den Tieren arbeiten. Sie brauchen das, auch für den Kopf. Pferde sind keine Schmusetiere“, sagt Dittmar.

Rund 100 Pferde sind beim Bierzug dabei. Trotz der jahrelangen Erfahrung bei den Tieren und ihren Betreuern ist der Bierzug-Tag vor allem für die Pferdebesitzer und Gespannführer, die mit ihren Tieren und viel Ausrüstung anreisen, mit großem Aufwand verbunden. 10.30 Uhr geht‘s in Walddorf los. Dann muss die Kutsche samt Pferden startbereit am Ausgangspunkt stehen. „Ich werde so gegen drei Uhr aufstehen“, schildert Tina Trepte ihren Bierzug-Tag. Um vier gibts Frühstück für die Pferde, damit sie nicht hungrig auf Tour gehen müssen. Dann stehen anderthalb Stunden Fahrt mit dem Anhänger bis nach Eibau an. Dort kann Tina Trepte Pferde und Fahrzeuge bei der Agrargenossenschaft abstellen. Eine gute Stunde vor dem Start des Umzugs marschieren die Pferde mit dem Gespann dann zum Stellplatz. Steffen Dittmar gewährt in Löbau den Kollegen von der Freiberger Brauerei mit ihren Pferden Unterschlupf. Sie reisen schon einen Tag früher an. Trotzt des straffen Tagesablaufs, der sehr früh startet, sagt Tina Trepte: „Für Eibau stehe ich immer gern auf. Die Stimmung hier ist ganz besonders. Man wird von allen toll begrüßt, die Leute am Straßenrand sind begeistert.“

Der Eibauer Bierzug

Der Umzug startet am 24.Juni um 10.30Uhr von Walddorf nach Eibau.

Er geht auf den historischen Bierstreit im 17.Jahrhundert zurück.

Das Volksfest rund um den Bierzug am Eibauer Volkshaus beginnt am Freitag, 22.Juni und endet am Sonntag, dem 24.Juni.

Tausende Besucher werden erwartet, Großparkplätze und Busshuttle werden eingerichtet.

Eine Sammler-Plakette, die schon jetzt erworben werden kann, trägt mit dem Verkaufserlös zum Erhalt der Veranstaltung bei.

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Die andere Besonderheit neben den Pferden ist natürlich das Bier. Das Besondere dabei ist, betont Barbara Sarx-Lohse, Geschäftsführerin des Sächsischen Brauerbundes, „dass auch in Zeiten von Konkurrenzdenken mehrere Brauereien im Schulterschluss so etwas auf die Beine stellen.“ Das gebe es nirgendwo sonst in Deutschland. Sie habe jedenfalls noch von keinem weiteren Bierzug dieser Art gehört. Unter den teilnehmenden Brauereien sind alle Braubetriebe in Ostsachsen, kleine, mittlere und große Unternehmen: Freiberger und Radeberger, Feldschlösschen, Lands-kron, Eibauer, Bergquell aus Löbau, Meißner Schwerter sowie die tschechische Brauerei Kocour aus Varnsdorf. Diese Besonderheit, so Frau Sarx-Lohse, werde noch mit dem Parallelbieranstich aller Brauereien am Bierzug-Freitag im Festzelt untermauert. Auch das, so die Geschäftsführerin, sei einmalig.

Mehr Infos: www.eibauer-bierzug.de