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Mit Musecco in den Advent

Ein Konzert in der Hainsberger Kirche beschließt den zehnten Jahrgang der Kunst-Reihe. Es ist eine Erfolgsgeschichte.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Thomas Morgenroth

Mit einem Weihnachtskonzert in der Hoffnungskirche Hainsberg endet Anfang Dezember der zehnte Jahrgang der Veranstaltungsreihe Musecco, ausgerichtet von den Städtischen Sammlungen auf Schloss Burgk. Auf dem Programm, das der Freitaler Flötist Sören Glaser ausgewählt und mit „Sphärenklängen“ betitelt hat, stehen Werke aus vier Jahrhunderten, darunter Kompositionen von Reger, Händel, Tschaikowski, Pachelbel und Offenbach.

Im weitesten Sinne wird es ein Familienkonzert: An der Orgel sitzt die ehemalige Kantorin der Hoffnungskirche, Erika Schmidt, die mit Constanze Glaser, einer ihrer Zwillingstöchter, dem Schwiegersohn Sören Glaser und vier Enkelkindern musiziert. Hinzu kommen weitere zwei befreundete Kinder sowie die Harfenistin Kerstin Georgi, die wie Sören Glaser Mitglied der Mittelsächsischen Philharmonie ist, und ihr Mann, der Trompeter Karl-Heinz Georgi vom Leipziger Gewandhaus.

Dieses Instrument hatte sich Rolf Günther gewünscht, der Direktor der Städtischen Sammlungen: „Bläser haben immer etwas mit Advent zu tun.“ Günther organisiert seit 2009 mit seiner Mitarbeiterin Ilka Melzer die Veranstaltungsreihe, die normalerweise im Festsaal des Schlosses stattfindet. Eine Kirche aber sei der passendere Rahmen für ein Weihnachtskonzert, zumal die Hainsberger wegen der Ausmalung durch den Dresdner Künstler Otto Gussmann Günthers liebster Sakralbau in der Region ist. Außerdem ist dort viel mehr Platz als auf den 80 Stühlen im Burgker Schloss. Im vergangenen Jahr gastierte Musecco schon einmal in der Hoffnungskirche, damals im September im Rahmen der Gussmann-Ausstellung in Burgk.

Den Begriff Musecco hat Rolf Günther erfunden, er ist eine Verballhornung von Museum, Musik und Prosecco. „Wir haben damit ein Format gefunden, mit dem wir ein Stück Hochkultur in Freital pflegen können“, sagt der Direktor, der damit offensichtlich eine Lücke im Angebot gefüllt hat. „Unsere Veranstaltungen im Festsaal waren bisher alle ausverkauft“, freut sich der 63-jährige Dresdner. „Es ist ein Selbstläufer geworden, für den wir nicht mehr werben müssen.“ Von Anfang an hat sich Musecco durch die Eintrittsgelder finanziell selbst getragen, was für die inhaltliche Gestaltung gewisse Vorteile hat.

Musecco ist eine gelungene Mischung aus Kunst in Form von Betrachtungen und Vorträgen, Musik und Literatur. Die Premiere war am 2. Juni 2009 mit einem Exkurs in die griechische Mythologie mit Musik aus Opern und Operetten sowie einem Gemälde des Leipziger Künstlers Heinz Zander. Vier- bis fünfmal im Jahr lädt Schloss Burgk seitdem an einem Dienstagabend zu unterhaltsamen zwei Stunden in die einst herrschaftlichen Räume ein.

Gelegentlich gibt eine aktuelle Sonderausstellung das Thema vor, wie die zum 100. Geburtstag von Otto Dix, wo der Zirkus eine große Rolle spielte, oder die Würdigung von Jürgen Günther, des Erfinders des DDR--Comicduos „Otto und Alwin“ aus der Frösi. In diesem Musecco trat der Dresdner Kabarettist Uwe Steimle auf, kostenlos übrigens, „weil er die Veranstaltung so toll findet“, erinnert sich Rolf Günther.

Dem Direktor ist es in den neun Jahren gelungen, seine Gäste immer wieder mit prominenten oder außergewöhnlichen Künstlern und Akteuren zu überraschen. Dazu gehören der Kammersänger Theo Adam, der einen Liederabend gestaltete und aus seinen Büchern las; der in der Nachbarschaft des Schlosses wohnende Rockmusiker Mike Demnitz, der unter anderem „Die Moldau“ von Smetana auf dem Bass spielte; und der kürzlich verstorbene ehemalige Döhlener Pfarrer Ralf Thomas, der dem Publikum Luther und die Bibel näher brachte, umrahmt von Musik aus der Zeit des Reformators.

Im nächsten Jahr will Rolf Günther Frédéric Chopin als Liedkomponisten würdigen, und unter dem Titel „Farbenzauber“ soll während der Ausstellung der Dresdner Künstlerin Mandy Friedrich erstmals ein Mentalist auf Schloss Burgk gastieren. Zur großen Schau des Malers Ewald Schönberg unternimmt Jürgen Karthe eine Weltreise auf dem Bandoneon, einer kleinen Variante des Akkordeons, die im Erzgebirge erfunden wurde und in Argentinien seine Blütezeit erlebte. Zum Musecco-Weihnachtskonzert aber wünscht sich Rolf Günther wieder eine Trompete, die vielleicht erneut in Hainsberg erklingen wird.

Weihnachtskonzert in der Hoffnungskirche Freital-Hainsberg, 3. Dezember, 19 Uhr, Eintritt 12,50 Euro.