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Mit Motorrad und Traktor zum Einsatz

Die Ortsfeuerwehr Clennen feiert 90. Gründungstag. Den nächsten „runden“ dürfte sie so nicht mehr erleben.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig/Clennen. Die Männer und Frauen der Ortswehr von Clennen bereiten sich auf ihren letzten runden Jahrestag als eigenständige Feuerwehrabteilung vor. Der nächste richtig große stünde in zehn Jahren an. Doch dann wollen die Clennener schon „ausgewandert“ sein.

Dort, wo bis zu Jahresbeginn noch der Gasthof „Sächsischer Reiter“ stand, will die Stadt Leisnig ein neues Feuerwehrgerätehaus für die Abteilungen Clennen, Naunhof und Naundorf-Beiersdorf bauen. „Wir sind gespannt, wann es losgeht“, sagt Günter Hornig. Er leitet seit 1997 die Clennener Wehr, die inzwischen auf zehn aktive Kameraden, darunter zwei Frauen, geschrumpft ist. Vier der Einsatzkräfte sind Atemschutzgeräteträger. Um Nachwuchs bemüht sich die Abteilung seit dem Tod des früheren Jugendwehrwartes vor sechs Jahren nicht mehr offensiv. Die Erklärung, die die Wehrleitung dafür hat, klingt plausibel: „Wir können der Jugend hier nichts bieten.“

An Technik steht im Moment lediglich ein Mannschaftstransportwagen ohne feuerwehrtechnische Ausstattung zur Verfügung. Zwar gibt es einen Spritzenanhänger. Doch der wird, wie seit Jahrzehnten schon, von einem Traktor gezogen. Der gehört Eckhard Voigt, Landwirt, selbst Feuerwehrmann und Chef des Fördervereins „Elite“. Er setzt die Technik weitgehend auf den Feldern in und um Clennen ein. Sollte die Hilfe der Ortswehr bei einem Brand benötigt werden, dann rückt er für gewöhnlich mit dem Traktor aus. Ein Unding in Zeiten, in denen es mehr denn je auf Minuten ankommt, Zeitvorgaben zwischen Alarmierung und Eintreffen am Unglücksort zu erfüllen sind.

Das Festprogramm

Gefeiert wird der 90. Geburtstag der Feuerwehr Clennen am 26. Mai an und in der Turnhalle Clennen.

Ab 14 Uhr gibt es zunächst Kaffee und Kuchen, ab 15 Uhr folgen Präsentationen von Feuerwehrtechnik. Eine Hüpfburg steht bereit, eine Tombola ist aufgebaut.

Um 18 Uhr ist eine kurze Festrede geplant. Nach dem Büfett kann getanzt werden.

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Aber: „Ein modernes Fahrzeug würde gar nicht in unser kleines Gerätehaus passen“, sagen Hornig und Voigt übereinstimmend. Auch sonst lässt das Mitte der 1950er-Jahre gegenüber der Turnhalle errichtete Feuerwehrgerätehaus zu wünschen übrig. Von außen ist es sehr schick, keine Frage. Doch drinnen haben die Kameraden erst jetzt noch eine Wandisolierung angebracht, damit ihre Einsatzkleidung einigermaßen klimatisiert ist, wenn sie hineinspringen müssen. Sanitäre Einrichtungen gibt es überhaupt nicht, und einen Schulungsraum nur dank eigener Initiative unterm Spitzdach. Das alles soll am neuen Gerätehausstandort zeitgemäßer werden.

Der letzte Brandeinsatz der Feuerwehr Clennen liegt einige Zeit zurück. Gefordert war sie zuletzt beim Beseitigen einer Ölspur. „Die hat sich aber durch den gesamten Ort gezogen“, so Günter Hornig. „Und bei den Stürmen hatten natürlich auch wir zu tun“, ergänzt Eckhard Voigt.

Vor 90 Jahren war die Situation eine andere. Wegen zu vieler Brände auch auf den landwirtschaftlichen Gütern wurde im Sommer 1928 beschlossen, eine Pflichtfeuerwehr für die Ortschaften Bockelwitz, Clennen, Doberquitz, Görnitz, Leuterwitz, Sitten, Zeschwitz und Zennewitz zu gründen. Das passierte schließlich am 1. November desselben Jahres. Ab 1939 wurde aus der Pflicht- eine freiwillige Feuerwehr.

Ein paar Jahre später hat Clennen das erste Feuerwehrfahrzeug bekommen: einen Elite aus dem Brand-Erbisdorfer Werk. „In Erinnerung an dieses Fahrzeug haben wir unseren Förderverein auch Elite genannt“, erklärt Eckhard Voigt, dass die Namenswahl keineswegs etwas mit Überheblichkeit zu tun hat. Auch mit dem Motorrad sind Feuerwehrleute damals ausgerückt, wie einige Aufnahmen beweisen.

Den Geburtstag wollen die Feuerwehrleute mit der Dorfgemeinschaft und Kameraden anderer Ortswehren feiern. Der Zusammenhalt im Ort ist gut – genau wie das Miteinander mit den Nachbarwehren. Es gibt regelmäßig gemeinsame Dienste, zuletzt in Wiesenthal.