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Mit Mini-Oldtimern durchs Elbland

Seit Juli knattern Hot Rods im Miniatur-Format durch Dresden und Umland. Sie sind sogar für die Autobahn zugelassen.

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© Arvid Müller

Von Rasmus Wittrin

Radebeul/Dresden. Der Fahrtwind pfeift um die Ohren. Mit 50 Sachen geht es durch Radebeul, vorbei an Weinbergen, Villen und vor allem Gullideckeln, die es stets zu umrunden gilt. Sonst rappelt es einem in den ungefederten Flitzern gehörig den Rücken durch. Denn die Mini-Hot Rods sind sogenannte „ehrliche Autos“, wie es Simon Michauk, Inhaber der Hot Rod Fun Station in Dresden, ausdrückt. „Es ist kaum Technik verbaut. Kein Dach, keine Servo, keine Federn. Man sitzt fast direkt auf der Straße.“

Michauk eröffnete die Station als erste in Sachsen Mitte Juli in Dresden. Von dort aus werden an Einzelpersonen und Gruppen von bis zu zwölf Personen (auf Anfrage auch mehr) Touren angeboten, unter anderem durch Radebeul. Zwei Guides fahren in jeder Mini-Hot-Rod-Kolonne zusätzlich mit.

Als Hot Rods werden eigentlich umgebaute Oldtimer meist amerikanischer Hersteller aus den 1920er bis 1940er-Jahren bezeichnet, die für Beschleunigungsrennen genutzt wurden. Das Ford Modell B von 1932 war ein beliebtes Auto für solche Umbauten. Daran orientieren sich auch die kleinen Flitzer namens Wenckstern.

Der Name kommt von ihren Erfindern, den Brüdern Maik und Axel Wenckstern aus Norderstedt bei Hamburg. 2010 erhielten sie vom Tüv die Zulassung für den ersten Wenckstern-Prototypen und begannen, in Serie zu produzieren. Bis heute haben die neugegründete Wenckstern Manufaktur über 350 Fahrzeuge verlassen.

Die motorisierten Seifenkisten können bis zu 88 km/h schnell fahren, ausgestattet mit 13,6 PS von einem Viertaktmotor. Gewicht: 154 Kilogramm, 170 Kubikzentimeter Hubraum. Genug, um rein rechtlich sogar auf der Autobahn zu fahren. „Wirklich Sinn macht das aber nicht“, sagt Michauk. Schließlich erscheint aus einem Wenckstein selbst ein Smart wie ein Truck. Und eine schützende Karosserie fehlt auch.

Ob Autobahn, Landstraße oder Stadt: Die Teile fallen auf. „Wenn wir irgendwo stehen, werden erst mal Handys gezückt und Fotos gemacht“, berichtet Michauk. Auf die Idee, die Hot Rods nach Dresden zu holen, kam er während eines Kurzurlaubs in Hamburg letztes Jahr. Dort sah er die Wencksterns zum ersten Mal. „Ich habe dann selbst kurzerhand an einer Tour teilgenommen. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich mich dann direkt erkundigt habe, ob ich so was nicht auch in unserer Region anbieten könnte“, erinnert sich Michauk, der neben der Unternehmensleitung seine Diplomarbeit in Bauingenieurswesen schreibt und als Bauleiter arbeitet. Jetzt ist Dresden einer von über zehn Standorten in Deutschland, an denen Stadtführungen und Autotouren der besonderen Art angeboten werden.

In Dresden werden neben der sogenannten Country-Tour von Dresden über Meißen, Moritzburg und Radebeul (149 Euro pro Person) die einstündige Altstadt-Tour (49 Euro), die zweistündige City-Tour (99 Euro) und die abendliche zweistündige Emotion-Tour (99 Euro) angeboten. Genaue Informationen zu den Touren gibt es im Internet unter www.hotrod-fun.com/dresden. Auf Absprache kann eine individuelle Strecke ausgemacht werden.

Wer genug Geld mitbringt, kann sich sogar einen eigenen Wenckstein kaufen und eigenständig Touren unternehmen. Allerdings gehen die Preise erst bei 14 900 Euro los. Man muss also etwas sparen für seinen ersten Wenckstein.