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Mit Geld schwer aufzuwiegen

Der Görlitzer Schiri Paul Wolter wurde in Dresden geehrt. Auch auf Kreisebene soll das Ehrenamt bald mehr gewürdigt werden.

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Von Daniela Pfeiffer

Görlitz/Dresden. Das war eine dicke Überraschung für Paul Wolter. Ein Brief – darin eine Einladung ins Sozialministerium. Der 29-Jährige soll einen „Joker im Ehrenamt“ bekommen. Den hat er inzwischen auch, die Verleihung am vergangenen Freitag in Dresden hat ihm gut gefallen, vor allem die Laudatio, die sein Freund Sebastian Runge auf ihn gehalten hat. Beide sind zusammen im Schiedsrichter-Ausschuss des Fußballverbandes Oberlausitz. Paul Wolter stand schon mit 14 Jahren auf dem Platz und pfiff Männerspiele. Seit acht Jahren tut der Görlitzer das nun auch schon auf Landesebene, seit vier Jahren ist er Ansetzer. Er teilt den Spielen die Schiedsrichter zu. Das kostet täglich etwa eine halbe Stunde, schätzt er. Für die Spiele geht grundsätzlich mindestens ein Tag vom Wochenende drauf, wenn nicht beide. Denn manchmal hilft Wolter als Betreuer bei den Fußballkindern in Deutsch Ossig oder spielt dort bei den Männern mal mit. „Ich trainiere dort auch, um selbst fit zu bleiben.“ Einen Job gibt es auch noch, Wolter ist Krankenpfleger und leitet die Urologie-Station im Städtischen Klinikum. Seit einem Jahr geht er nicht mehr in Schichten arbeiten, seitdem sei es zeitlich etwas einfacher geworden.

Das Ehrenamt wurde bisher zu wenig gewürdigt, so jedenfalls empfinden es die, die eins bekleiden. Damit sich das ändert, hat der Freistaat jedem Kreis 100000Euro zur Verfügung gestellt.
Das Ehrenamt wurde bisher zu wenig gewürdigt, so jedenfalls empfinden es die, die eins bekleiden. Damit sich das ändert, hat der Freistaat jedem Kreis 100000Euro zur Verfügung gestellt. © dpa

Über die Anerkennung freut er sich, sagt aber auch ganz klar: „Die Zeit und den Einsatz, die man aufbringt, ist mit Geld nicht aufzuwiegen.“ Ein kleines Entgelt sei sicher anfangs nicht schlecht, um einen Anreiz zu schaffen. „Ich habe ja auch damals angefangen, um mir 12 Mark am Wochenende zu verdienen.“ Aber es sei eben auch wichtig, die Gemeinschaft zu fördern, Leute, die auch ehrenamtlich tätig sind, zusammenzubringen, damit sie sich austauschen können.

Genau das hat der Landkreis vor. Mit dem vor einigen Monaten beschlossenen Ehrenamtsbudget – der Freistaat stellt jedem Landkreis 100 000 Euro zur Verfügung – soll das Ehrenamt gefördert werden. Der Gesundheitsausschuss der Kreistages hat jetzt zum zweiten Mal darüber beraten, wie das genau vonstatten gehen soll. Ergebnis: Die Idee, das Geld an fünf sogenannte Freiwilligenagenturen zu geben, wird umgesetzt. Zumindest einen Teil des Geldes, denn 15 000 Euro sollen in eine ebensolche Veranstaltung fließen, wie Paul Wolter sie sich wünscht. Eine Ehrenamts-Preisverleihung, die im Dezember stattfinden soll und wo Vereine oder Projekte ausgezeichnet werden sollen, die das Ehrenamt in besonderem Maße stärken. Geld gibt es also nicht für Personen, sondern zur Unterstützung von Projekten. Die Bewerbungsfrist läuft bereits, Details dazu gibt es auf der Internetseite des Landkreises.

Wie die Landkreise die 100 000 Euro verteilen

Geld direkt an den Verein:

Das ist der Weg, für den sich die meisten Kreise beim Thema Ehrenamtsbudget entschieden haben. Gemeinsam in fast allen Landkreisen ist, dass ein Teil des Geldes für einen Ehrenamtspreis verwendet wird.

In Freital

sind das beispielsweise 25000Euro. Für den Rest des Geldes können Vereine Anträge stellen.

Der Landkreis Bautzen

teilt das Geld gleichmäßig unter allen Kommunen auf – je 1250 Euro, ein einfacher Antrag von Vereinen oder Initiativen genügt, um an Geld zu kommen. Das Geld ist für Sachkosten gedacht, nicht für Investitionen oder Aufwandsentschädigungen.

Der Landkreis Meißen

stockte das Budget sogar noch um 100 000 Euro auf, sodass Vereine hier einen Antrag auf maximal 5 000 Euro Unterstützung stellen können. Entschieden wird nach einer Prioritätenliste.

Der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

hält 75000 Euro zur Förderung von Projekten bereit, denen dann jeweils 1000 bis 3000 Euro zustehen. Das restliche Geld fließt ebenfalls in eine Auszeichnungsveranstaltung sowie in weitere Maßnahmen zur Förderung und Weiterentwicklung des Ehrenamtes. (SZ)

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Den Löwenanteil bekommen die Freiwilligenagenturen. Diese Aufgabe übernehmen die „Soziales Netzwerk Lausitz gGmbH“ in Weißwasser, das Rothenburger Mehrgenerationenhaus, für Görlitz das Mehrgenerationenhaus und der Verein Görlitz für Familie, der Verein Lebens(t)räume in Löbau sowie das Mehrgenerationenhaus Zittau. Ihre wichtigsten Aufgaben sind, das Ehrenamt zu unterstützen und zu koordinieren, Anlaufstelle zu sein, Weiterbildungen anzubieten, neue Ehrenamtler zu finden und Menschen und Ideen zu fördern. Neben dem großen Ganzen hat jede Agentur noch spezielle Einzelaufgaben. Für all das wurde mithilfe der 100 000 Euro in allen Agenturen jeweils eine Arbeitsstelle geschaffen, in Niesky eine halbe. Ziel ist dabei auch, in Sparten vorzudringen, die nicht so präsent sind, wie etwa das Ehrenamt im Sport. Auch die Preisverleihung am Freitag in Dresden war gezielt für Ehrenamtler in Sportvereinen. Neben Paul Wolter bekam auch Conrad Jakob aus Ludwigsdorf einen Joker verliehen – für sein nunmehr 44 Jahre währendes Engagement im Ludwigsdorfer Fußballverein.