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Mit Durchblick

Die Offiziersschule des Heeres Dresden probt gerade wieder mit Karte und Feldstecher. Dabei können Einheimische was lernen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Uebigau. In Tarnanzug und Feldmütze sitzen die jungen Männer und Frauen ab – das heißt, sie steigen aus dem Bus aus. Gerade hat ihnen das Mittagessen im Hirschfelder Gasthof gemundet, doch nun geht es wieder hinaus in die Natur. Die Offiziersanwärter der Dresdner Offiziersschule des Heeres sind zur „Einweisung ins Gelände“ in die Region von Hirschfeld bis Röderaue gekommen.

Schon seit 1998 übt die Schule innerhalb einer dreimonatigen Ausbildung mit den Lehrgangsteilnehmern in dieser Gegend, weiß Oberstleutnant Dieter Vogt. Vorher fand die Ausbildung im Raum Wantewitz/Ebersbach statt. Eben nahe dran an Dresden. Manchmal werden Vorbeifahrende auf die 40 Offiziersanwärter auf der Wiese aufmerksam. Dann wird gewunken. Oder manche fragen auch direkt, ob das hier eine Übung ist. Doch die etwa 20-Jährigen müssen weder schießen noch Schützengräben bauen. Sie müssen vor allem genau aufpassen.

In deutlichem Westfälisch und mit ausladenden Gesten erklärt ihnen Oberstleutnant Bernd Oesterhaus die Kulisse: Da das Pfeifholz im Norden, im Osten der nur teilweise blickdichte Ellwald, im Süden die fast ineinander übergehenden Häuser von Uebigau und Stroga und im Westen das Moor bei Zabeltitz – eine gute Lage, um im Ernstfall eine Minensperre aufzubauen, findet der Ausbilder. Oesterhaus spart nicht mit Erklärungen zu Dachformen und praktischen Übungen wie „Daumensprung nach links!“ Die jungen Leute, die aus ganz Deutschland kommen, sollen lernen, ein Gelände zu „blicken“, um taktische Befehle umsetzen zu können.

Manche haben Sonnenbrillen auf. Doch das Hochkrempeln der Ärmel wurde ihnen trotz des warmen Wetters nicht erlaubt. „Wir haben heute Sonnenschein, das Ganze hat auch schon bei Regen und Schnee stattgefunden“, erklärt Oberstleutnant Vogt. Nur bei Hagel hat er so eine taktische Geländeausbildung einmal abgebrochen – weil man nur 20 Meter weit sehen konnte.

Jetzt aber schauen die Camouflage-Träger einen bis anderthalb Kilometer weit, die Geländekarte mit roten und blauen Zeichen und Pfeilen unterm Arm. Und vor den Augen den grünen Feldstecher. Alle Offiziersanwärter – die mittlere Reife und die Grundausbildung hinter sich – wirken konzentriert, denn sie müssen am Ende eine Prüfung ablegen. Nur die Bitten des Fotografen bringen Einige zum Lächeln.

Kampfszenario per Kopfkino

Schon kurz nach sieben Uhr morgens sind die Bundeswehrangehörigen aus Dresden abgefahren, um nun hier draußen eine Verteidigungslage zu schaffen. Im Kopf haben die jungen Leute ihre Kenntnisse aus dem Hörsaal, doch praktische Erfahrungen haben sie kaum. „Hier ist auch Eigeninitiative gefragt“, meint Major Christoph Schwier. Wartet am Galgenberg bei Strauch gedanklich gesehen die Artillerie auf sie, denen die Offiziersanwärter per Kopfkino taktische Feuerunterstützung geben müssen, kooperieren sie hier bei Uebigau mit einem Panzergrenadier-Bataillon. Die Wiese unter ihren Füßen leidet kaum Schaden – sie ist kurz gemäht. „Außerdem haben wir die Ausbildung angemeldet“, unterstreicht Oberstleutnant Dieter Vogt. Nachdem die Bundeswehr-Neulinge ihre Führung im Einsatz an mehreren Stationen getestet haben, steigen sie wieder in ihren Bus Richtung Dresden. Vielleicht ist ihnen ein bisschen schlecht, weil sie sich ständig nach Norden, Osten, Süden, Westen drehen mussten. Im Erstfall kann der Feind wohl aus jeder Richtung kommen.