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Mit der Hauskrankenpflege durchgestartet

Zuerst kamen die Patienten zu ihr, nach 1992 fuhr sie zu ihnen. Heute führt Sohn Holger den ambulanten Pflegedienst von Christa Hummitzsch weiter.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Naußlitz. Obwohl Christa Hummitzsch gleich neben ihrem ehemaligen Geschäft in Naußlitz wohnt, gehört sie dort zu den seltenen Gästen. Am Freitag hat sie eine Ausnahme gemacht und ist mit ihrem Sohn Holger nach Döbeln in den Pflegestützpunkt gekommen, den der Dienstleister seit 2009 betreibt. Grund dafür war das 25-jährige Bestehen der häusliche Kranken- und Altenpflege Hummitzsch. Das wurde gefeiert.

„Meine Mutter hat viele Jahre als Krankenschwester in Krankenhäusern der Region und als leitende Oberschwester im Klinikum Döbeln gearbeitet“, erzählt Holger Hummitzsch. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sei sie als Sprechstundenhilfe zu Allgemeinmediziner Klaus Schubert nach Roßwein gewechselt. Nach der Wende habe sie durch Kontakte in den Altbundesländern das erste Mal etwas von der ambulanten Krankenpflege gehört.

„Die gab es ja bei uns in der DDR nicht“, so Hummitzsch weiter. Daraufhin habe seine Mutter in der Pflege die Zukunft gesehen und als erste in der Region, wenn nicht sogar in Mittelsachsen, einen ambulanten Pflegedienst gegründet. Vater Günter, der seit 1987 eine private Elektrofirma betrieb, habe sie dabei unterstützt, ihr beim Besorgen des ersten Dienstfahrzeuges geholfen.

Zunächst ist Christa Hummitzsch allein zu den Patienten gefahren. Nach einem Jahr kam der erste Mitarbeiter dazu. Heute sind 35 Männer und Frauen bei dem Pflegedienstleister beschäftigt. Sie kümmern sich um rund 200 Klienten in Roßwein, Döbeln und im ländlichen Umfeld.

Projekt Tagespflege liegt auf Eis

Weil er nun seit Jahren selbst im Pflegegeschäft ist, weiß Holger Hummitzsch den Einsatz seiner Mutter zu schätzen. „Sie hat so viel Kraft und Zeit in die Firma gesteckt. Sie ist eine starke Frau“, würdigt er deren Verdienste. Christa Hummitzsch dürfte ihrerseits froh sein, dass ihr Lebenswerk fortgesetzt wird. Dabei war es zwischen Holger Hummitzsch und dem damaligen Tätigkeitsfeld seiner Mutter eher Liebe auf den zweiten Blick.

Der heute 45-Jährige hat Elektriker gelernt, 1999 die Meisterprüfung abgelegt. In seinem Handwerksbetrieb hatte er zeitweise viel zu tun, manchmal aber auch weniger. Die Pflege lernte er als etwas Beständigeres kennen. Deshalb sagte er ja, als seine Mutter ihn fragte, ob er den Pflegedienst fortführt. Das tut er seit 2010. Um einen Einblick in diesen Arbeitsbereich zu bekommen, drückte er bei der IHK in Dresden noch einmal die Schulbank und qualifizierte sich zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen. „Darüber hinaus habe ich aber ein tolles Team, auf das ich mich verlassen kann“, sagt Holger Hummitzsch. Seine Elektrofirma gibt es nach wie vor. Zwei Mitarbeiter stehen dort in Lohn und Brot.


In den Standort in Naußlitz will Hummitzsch weiter investieren, selbst wenn er sich vom Projekt Tagespflege verabschiedet hat – zumindest im Moment. Er befürchtet, dass die Umsetzung unter anderem am Personalmangel hätte scheitern können. Beim Pflegedienst habe er damit noch nicht so die Probleme. Er unterstütze vielmehr die Umschulung, zwei Mitarbeiter steigen derzeit auf diesem Weg in die Pflege ein. Mit der Lehrlingsausbildung hat der Naußlitzer nicht so gute Erfahrungen gemacht. Außerdem könnten die Jugendlichen ohne Führerschein noch nicht so flexibel sein, wie es notwendig ist.

Nächstes Jahr will Hummitzsch die Fassade am Firmensitz gestalten und mit seinem Büro eine Etage höher ziehen. Damit macht er Platz für den Umzug des Pflegestützpunktes nach Naußlitz. „Ich möchte alles an einem Ort konzentrieren“, begründet er diese Änderungen.