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Mit dem Traktor auf die Spitze Österreichs

Oldtimer-Liebhaber aus Nossen fahren bei einer WM auf den Großglockner. Sie begeistert mehr als nur die schöne Aussicht.

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Von Marcus Herrmann

Nossen/Kärnten. Wenn ein Allgaier Porsche, Baujahr 1956 und ein Massey 135 Österreichs höchsten Gipfel hoch und runter tuckern, dann ist das nicht etwa ein Science Fiction-Film, sondern die Weltmeisterschaft der Traktoren-Oldtimer. Diese hatte am vergangenen Wochenende zum bereits 17. Mal am Großglockner-Massiv in den Ostalpen stattgefunden. Unter den rund 500 Teilnehmern waren auch Oldtimer-Freunde aus Nossen. So berichtet der Liebhaber alter Karossen, Besitzer des Massey und des Allgaier und Nossener Ortswehrleiter Marcus Thiel von ein paar unvergesslichen Tagen mit seiner Frau Manja und den Kindern Philipp und Celina.

Diese Ausblicke haben sich während der Oldtimer-Traktoren-WM für die Teilnehmer ergeben. Gänsehaut war garantiert, sagt Teilnehmer Hagen Nitsche.
Diese Ausblicke haben sich während der Oldtimer-Traktoren-WM für die Teilnehmer ergeben. Gänsehaut war garantiert, sagt Teilnehmer Hagen Nitsche. © privat

Hagen Nitsche aus Rhäsa, Chef einer Landmaschinenfirma, komplettierte mit seiner Familie und dem „Landini“-Zweitakter von 1959 das Nossener Gespann. „Ich war zum zweiten Mal bei dem Event dabei, hatte es in diesem Jahr von meiner Frau geschenkt bekommen. Dass auch noch die Kinder mitkonnten, war super, da es nicht so viele freie Plätze für die WM gibt“, erzählt Marcus Thiel. War es bei seiner ersten Teilnahme 2017 noch regnerisch und lag teilweise sogar Schnee, konnte sich das Wetter in diesem Jahr sehen lassen. „Am ersten Tag hat es noch ab und zu genieselt, dann wurde es immer sonniger“, sagt er. Bereits am Donnerstag vor einer Woche hatten sich die Familie auf die acht Stunden lange Anfahrt begeben. Die beiden Oldtimer-Traktoren transportierten die Nossener auf einen Anhänger ihres Pkw geladen, bis ans Ziel.

Bei der Traktoren-WM ging es dann vor allem um ein gutes Zeitgefühl. „Am Freitag mussten alle Teilnehmer auf einer Ausfahrt mit der vorgegebenen Durchschnittsgeschwindigkeit von 12,9 km/h bergauf fahren. Oben wurde dann die Zeitdifferenz zur Soll-Zeit gemessen“, erläutert der Feuerwehrmann, der seit rund zehn Jahren Oldtimer restauriert und etwa den Allgaier Porsche vor zwölf Jahren von einem Kollegen gekauft hatte. In Richtung 3 798 Meter hoher Gipfel ging es dann am zweiten WM-Tag. „Bei der Auffahrt wurde im Ziel zunächst die Zeit genommen, die man vom Startpunkt aus benötigte. Im zweiten Durchgang musste man die gleiche Strecke in möglichst genau derselben Zeit hinter sich bringen.“

Während der 22-jährige Philipp mit seiner sechs Jahre jüngeren Schwester Celina auf dem Massey Platz 85 von 260 Teilnehmern ihrer Altersklasse erreichten, sprang für Marcus und Manja Thiel Platz 55 von über 150 heraus. Siegreich war bei der diesjährigen WM ein Österreicher, nachdem zuvor zweimal Deutsche gewonnen hatten. „Das war für die Stimmung bei der Siegerehrung natürlich goldrichtig“, berichtet Marcus Thiel. Überhaupt seien der Zusammenhalt und die Gespräche unter den Teilnehmern alleine schon viel mehr Wert als die 120 Euro Anmeldegebühr.

Hinzu kommen die einzigartigen Berge und atemberaubende Aussichten. „Und man sieht natürlich ganz besondere Unikate. Bei manchen fasst man kaum, dass sie noch fahren können. Aber es ist so“, sagt Marcus Thiel lachend.

Mit seinem dieselbetriebenen Landini gehörte Hagen Nitsche auch zu denjenigen, die wegen des Seltenheitswertes ihres Oldtimers besonders erstaunt gemustert wurden. Er bekomme eine Gänsehaut, wenn er an die WM denke, die für ihn eine Premiere war, sagt Nitsche. Im kommenden Jahr wolle er sich unbedingt erneut anmelden. Und möglichst gut abschneiden. „Der Ehrgeiz vorne mit dabei zu sein ist geweckt“, sagt er.

Die Anmeldung für das kommende Jahr haben auch die Thiels übrigens schon fest im Blick. Ab Februar 2019 ist diese wieder möglich. „Der Ausflug lohnt sich einfach“, ist Marcus Thiel sicher. Er glaubt, dass zukünftig noch mehr Liebhaber alter Traktoren aus der Region die Chance nutzen. „Oldtimer-Ausfahrten nehmen im Landkreis stetig zu. Die Begeisterung ist absolut vorhanden und wird immer stärker.“ Daran haben auch der Feuerwehr- und der Firmenchef ihren Anteil.