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Mit dem Leiterwagen auf die Baustelle

Die Dippoldiswalder Maler GmbH wurde vor 60 Jahren gegründet. Nun steht die Übergabe an eine neue Generation bevor.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Heute kann sich kaum noch jemand vorstellen, mit welchen Schwierigkeiten die acht Maler damals zu kämpfen hatten, die sich im November 1958, vor genau sechzig Jahren, als „Erste Produktionsgenossenschaft des Malerhandwerks“ in Dippoldiswalde zusammengeschlossen hatten. Die ersten Jahre sind sie mit dem Leiterwagen auf die Baustellen gefahren. 1960 haben sie beim Rat des Kreises vorgesprochen, wegen der Zuweisung eines Autos, doch das hat dann immer noch gedauert. 1960 hat die Genossenschaft einen neuen Leiterwagen gekauft, 1961 ein gebrauchtes Herrenfahrrad. Erst 1962 bekam sie einen Wartburg Transporter, auch Schweinewagen genannt. Den haben die Mitarbeiter gut gepflegt. Er war bis 1979 im Einsatz.

1978 hat die Maler PGH das Grundstück an der Niedertorstraße gekauft und hier ihren Betriebssitz eingerichtet.
1978 hat die Maler PGH das Grundstück an der Niedertorstraße gekauft und hier ihren Betriebssitz eingerichtet. © Repro Egbert Kamprath
Zu feiern verstanden die Mitglieder der Maler PGH auch, wie die Polonaise zum 25-jährigen Bestehen 1983 zeigt.
Zu feiern verstanden die Mitglieder der Maler PGH auch, wie die Polonaise zum 25-jährigen Bestehen 1983 zeigt. © Repro Egbert Kamprath

Horst Lippmann hat ihn auch noch kennengelernt. Er ist heute Geschäftsführer der „Dippoldiswalder Maler GmbH“,die sich aus der Produktionsgenossenschaft entwickelt hat. „Ich wollte Maler werden“, erzählt der Beerwalder. „Ich bin da einfach hingegangen, habe gefragt und 1973 meine Lehre angefangen.“ Damals war die Maler PGH noch auf der Alten Altenberger Straße in Dippoldiswalde ansässig.

Zu dieser Zeit waren die Anfangsschwierigkeiten der Produktionsgenossenschaft schon überwunden. Sie war gewachsen. In den 1970er Jahren hatte sie 35 Mitglieder und hat 1978 die Scheunen an der Niedertorstraße gekauft, die bis heute der Unternehmenssitz geblieben sind. Die überlieferten Protokolle verzeichnen auch gute Ergebnisse. Der Plan wurde erfüllt, manchmal übererfüllt. Im Vergleich mit anderen Produktivgenossenschaften im Bezirk Dresden stand die Dippser Genossenschaft 1979 auf dem dritten Platz. Das hat aber den Dippsern, die ihre Wohnung renovieren lassen wollten, nicht viel geholfen. „Privatkunden mussten bis zu zwei Jahre auf uns warten“, erinnert sich Lippmann. Die Arbeit der Genossenschaft war verplant und wurde in den Betrieben und staatlichen Einrichtungen gebraucht.

Das hat sich 1990 geändert. Dies war auch für die Maler eine stürmische Zeit. Der damalige Vorstand wandelte das Unternehmen in eine GmbH um, die sich „Dippser Maler Profi“ nannte. Damit war aber die Mehrheit der anderen Mitglieder nicht einverstanden und es gab einen zweiten Anlauf, um die Produktionsgenossenschaft in die Marktwirtschaft zu führen, hinter dem 24 Mitglieder standen. Sie brauchten aber einen Geschäftsführer und das setzte eine abgeschlossene Meisterausbildung voraus. Horst Lippmann war damals gerade in der Ausbildung dafür. Mit einer Ausnahmegenehmigung von der Handwerkskammer konnte er 1991 die Aufgabe als Geschäftsführer der umgewandelten Maler GmbH übernehmen, eine Aufgabe, die er bis heute innehat.

Für ihn begannen wechselvolle Jahre. Die Ersten liefen sehr gut. „Da war genug Arbeit da“, erinnert sich Lippmann. Das hat sich dann gegen Ende der 1990er-Jahre gedreht. Große Baufirmen, für welche die Maler oft gearbeitet hatten, gingen in Insolvenz wie die Osterzgebirgische Hoch- und Tiefbau in Reichstädt. „Große Firmen aus dem Westen kamen auf den Markt und hatten den Rückhalt, um niedrige Preise anzubieten. Später kam noch die Zeit der Ich-AGs, die uns auch noch kleine Aufträge weggenommen haben“, erzählt Lippmann aus dieser schweren Zeit. Seinerzeit sank die Mitarbeiterzahl auf 15, ein Stand, der seitdem stabil ist. „Wir sind damals auch weit gefahren für Aufträge“, sagt der Geschäftsführer.

Doch inzwischen hat sich die Situation wieder geändert. Inzwischen sind die Dippoldiswalder Maler vorwiegend im näheren Umfeld tätig. Hier ist genug zu tun und für Handwerksleistungen werden auch wieder auskömmliche Preise bezahlt. Die Krankenhäuser in Dippoldiswalde und Freital oder den Glashütter Uhrenbetrieb nennt Lippmann als Kunden.

Horst Lippmann ist 61 Jahre alt. Auf ihn und seine Kollegen wartet wieder eine große Aufgabe. Das Unternehmen muss in den nächsten Jahren an eine neue Generation übergeben werden. „Das ist nicht einfach“, sagt Lippmann. „Von unseren Kindern hat niemand Maler gelernt. Aber ich bin optimistisch. Wir finden eine Lösung dafür.“