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Mit dem Blick fürs Schöne

Die Fotos des Neustädters Jens Vogel lassen den Betrachter staunen. Sein wichtigstes Motiv ist noch nicht im Kasten.

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© Jens Vogel

Von Nancy Riegel

Neustadt. Ginge es nach Jens Vogel, könnte der Sommer schon längst vorbei sein. Nicht nur, weil er wie so ziemlich jeder unter der Hitze leidet. Sondern auch, weil sich vor allem im Herbst das tolle Naturschauspiel zeigt, das er in spektakulären Aufnahmen festhalten kann: „Wenn der Nebel aus Tschechien zu uns zieht, am Unger hängenbleibt und dort herunter wabert – das ist Wahnsinn“, schwärmt der Neustädter.

Rund um Neustadt finden sich viele schöne Motive, die der 36-Jährige findet. Dafür steht er auch schon mal mitten in der Nacht auf.
Rund um Neustadt finden sich viele schöne Motive, die der 36-Jährige findet. Dafür steht er auch schon mal mitten in der Nacht auf. © Jens Vogel
Für die Aufnahme der Schwanenfamilie harrt Jens Vogel eine halbe Stunde aus, bis die Schwäne sich alle um die Fontäne im Park tummeln.
Für die Aufnahme der Schwanenfamilie harrt Jens Vogel eine halbe Stunde aus, bis die Schwäne sich alle um die Fontäne im Park tummeln. © Jens Vogel
Vom Aussichtsturm auf der Götzingerhöhe fängt der Neustädter Jens Vogel gerne die Landschaft ein.
Vom Aussichtsturm auf der Götzingerhöhe fängt der Neustädter Jens Vogel gerne die Landschaft ein. © Dirk Zschiedrich

Jens Vogel arbeitet im Schichtdienst im Sächsischen Serumwerk in Dresden. So weit, so unspektakulär. Seine Leidenschaft liegt woanders, nämlich in der Fotografie. Vor allem Landschafts- und Porträtfotografie, er ist da nicht so festgelegt. Auch Tierfotos bekommt er gut hin, wie man am Bild der Schwäne im Stadtpark sehen kann. „Aber Tiere sind keine guten Models. Nie machen sie, was man ihnen sagt“, sagt er und muss lachen.

Hauptsächlich und am liebsten ist er mit seiner Kamera, einer Nikon, in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz unterwegs. Hält Nebelschwaden und Sandsteinformationen fest oder setzt schöne Frauen auf naturschöne Aussichten. Den Spaß am Fotografieren hat er von seinem Vater Jürgen Vogel, der früher unter anderem für die Sächsische Zeitung fotografierte. Der Herr Papa erzähle immer wieder diese eine Geschichte, berichtet Jens Vogel. „Damals, als ich noch ein Kind war und wir als Familie Urlaub in den Alpen machten, drückte mir mein Vater seine Spiegelreflexkamera in die Hand. Beim Sichten der Fotos stellte sich heraus: Ich hatte das beste Urlaubsfoto geschossen.“

Und so blieb Jens Vogel beim Fotografieren. Erst seit rund zehn Jahren allerdings so richtig passioniert. Das bedeutet auch, dass er schon mal nachts um zwei, drei aufsteht, die Kamera und das Stativ umschnallt und sich auf ins Elbsandsteingebirge macht. „Die goldene Stunde am Morgen gibt einfach das schönste Licht“, begründet er. Es komme vor, dass er in diesen eigentlich so einsamen Stunden auf andere Fotografen trifft. Aber da spreche man sich ab, um sich nicht gegenseitig die Motive zu klauen. Jens Vogel tauscht sich auch in den sozialen Medien mit Kollegen aus. Beispielsweise in Facebookgruppen, wo er die Ergebnisse seiner Fototouren hochlädt. Über Facebook findet er häufig auch seine Models. Wie bereits erwähnt, setzt der Hobbyfotograf gerne schöne Frauen vor der Kulisse der Sächsischen Schweiz in Szene. Nicht immer haben die Frauen dabei viel an – manchmal auch gar nichts. Die Aktfotografie nimmt neben Landschaften einen großen Teil seines virtuellen Speicherplatzes ein.

Seine Verlobte Nadine hat Verständnis für die Passion des 36-Jährigen, auch mit zwei gemeinsamen Kindern. Überhaupt sei er froh über die Unterstützung seiner Familie. Es kommt selten vor, dass er einen Ausflug unternimmt, ohne eine Kamera dabeizuhaben. „Für lange Wanderungen habe ich eine kleine Kamera, damit ich nicht so schwer schleppen muss.“ Seine Familie muss da auch schon mal warten, bis das perfekte Motiv eingefangen ist. Außerdem ist es kein günstiges Hobby, gibt der 36-Jährige zu. An die 10 000 Euro habe er schon ins Equipment investiert. Hauptberuflich zu fotografieren könne er sich aber nicht so recht vorstellen. Zwar fotografiert er ab und zu mal für den Neustädter Anzeiger und hat auch schon einige Hochzeiten im Portfolio. Aber den ganzen Tag mit Auftragsarbeiten beschäftigten? Lieber nicht. „Ich habe Angst, dass es mir den Spaß an der Sache nehmen könnte“, sagt er.

Bald, in zwei Wochen, werden Fotos geschossen, die Jens Vogel wahrscheinlich mehr bedeuten werden als seine bisherigen Arbeiten. Dann nämlich nimmt er seine Nadine auf der Bastei zur Frau. Schon jetzt hat er die perfekten Motive für die Hochzeitsfotos im Kopf. Selbst schießen wird er sie natürlich nicht können. Vertrauensvoll gibt er die Linse in die Hände einer Verwandten. „Aber wir sprechen uns vorher natürlich ganz genau ab.“ Jens Vogel ist eben ein Perfektionist – auch, wenn das Fotografieren bisher nur ein Hobby ist.