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Mit Bio-Apfel und fleischloser Kost

Die Grundschulen haben das Thema gesunde Ernährung für sich entdeckt. Das wird auch immer einfacher.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Über der Essenausgabe der Grundschule Mochau ist ein Märchen in Bildern an die Wand gemalt: Das vom dicken fetten Pfannkuchen. Es ist nett anzuschauen, geht aber an der Wirklichkeit vorbei, wie auch Schulleiterin Petra Seidel zugibt. Denn in der Schule wird Wert auf gesundes Mittagessen gelegt.

Elena und Marius lassen sich mit anderen Kindern den Gräupcheneintopf in der Grundschule Mochau schmecken. Statt Fleisch schwimmt darin Gemüse.
Elena und Marius lassen sich mit anderen Kindern den Gräupcheneintopf in der Grundschule Mochau schmecken. Statt Fleisch schwimmt darin Gemüse. © André Braun

Petra Seidel hat an diesem Tag Aufsicht. Der Speiseraum ist klein, mehr als 45 Kinder auf einmal passen nicht hinein. „Wir müssen in zwei Durchgängen essen“, sagt sie. Ziemlich laut ist es in dem kleinen Zimmer, wenn die vielen Kinder sich über das Essen hermachen. Die Schule hofft endlich auf eine Schallschutzdecke.

Am Montag ist Eintopftag. Gräupchen stehen auf dem Speiseplan. Das schmeckt nicht jedem. Ein kleiner Blondschopf stellt sich vor der Schulleiterin auf. „Das schmeckt nicht“, sagt er. Petra Seidel hebt drei Finger: „Drei Löffel. Einen Kompromiss muss man manchmal eingehen.“

Gräupchen sind vielleicht nicht jedermanns Lieblingsmahlzeit. Ansonsten ist die Schulleiterin sehr zufrieden mit dem Essen. Die Schule bekommt es aus der Schulküche in Etzdorf, die auch etliche Kitas beliefert. „Wir orientieren uns an den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Da sind wir schon dort, wo andere noch hin wollen“, sagte die Schulleiterin. Das heißt unter anderem: Nur einmal Fleisch in der Woche. „Auch wenn manche Eltern meinen, dass ihr Kind viermal pro Woche Fleisch essen muss.“ In den Gräupchen ist kein Fleisch und auch der Nudeleintopf kommt ohne Hühnchen aus. Einmal pro Woche gibt es Suppe, einmal Fisch, einmal vegetarische Kost. Und auch etwas Süßes kommt auf den Tisch. „Das ist ein Zugeständnis an die Kinder“, sagte die Leiterin. Mit dem Essenlieferanten gebe es eine sehr gute Zusammenarbeit. „Wenn wir Punkte ansprechen, versucht er, das zu verändern.“

Das Thema gesundes Essen zieht sich wie ein roter Faden durch ganze Schuljahr. In der 3. Klasse machen die Mädchen und Jungen einen „Ernährungsführerschein“. Es gibt Projekttage zu dem Thema und vor den Herbstferien einen Apfeltag. „Es ist wichtig, auch die Eltern dafür zu sensibilisieren. Dass sie zum Beispiel nicht so viel Salz verwenden und nicht so viel Zucker“, sagte die Schulleiterin.

In der Politik ist das Thema gesunde Ernährung angekommen. Viele Schulen nutzen ein Angebot, das von der Europäischen Union finanziert wird. Die Schulen können sich mit Milch oder Obst und Gemüse beliefern lassen. In der Grundschule Ost hat man sich für Rohkost entschieden. Einmal in der Woche rollt der Lieferwagen des „Grünen Ladens“ aus Mügeln auf dem Schulhof und bringt Obst und Gemüse in Bio-Qualität. „Es gibt viele Kinder, die nichts Gesundes in ihrer Brotbüchse haben“, sagte Schulleiterin Andrea Katzer. Jeden Tag gibt es jetzt in der Frühstückspause etwas Frisches für die derzeit 131 Kinder in sieben Klassen. „Eltern und Praktikanten unterstützen uns beim Aufschneiden.“ Das gesunde Essen kommt an. „Das raspeln die Kinder begeistert weg. Aber aufgeschnitten muss es sein“, sagt die Schulleiterin. Die gesunde Kost passt zum Leitthema; „Auf dem Weg zu einer gesunden Schule.“ Dabei arbeitet die Grundschule Ost auch mit der DAK zusammen. Im Projekt „fit4future“ stellt die Krankenkasse Tonnen mit Sport- und Spielgeräten für den Schulhof und andere Materialien wie Spielanleitungen zur Verfügung.