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Mit 3 000 Blumen nach Berlin

Der Cunewalder Florist Heiko Steudtner will deutscher Meister werden. Blüten für den Wettbewerb besorgt er sich auch an ungewöhnlichen Orten.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Wie trainiert jemand, der deutscher Meister der Floristen werden will? „Nein“, sagt der amtierende sächsische Landesmeister der Floristen lachend, „trainiert wird gar nicht“. Dafür umso mehr organisiert. Zu tun hat der Leiter der Cunewalder Filiale vom Bautzener Bestattungs- und Blumenhaus Schröter mehr als genug. Der Aufwand im Vorfeld des Wettbewerbs, der an diesem Freitag und Sonnabend in Berlin ausgetragen wird, ist enorm.

„An die 3 000 Blumen werde ich an den zwei Tagen verarbeiten“, sagt der 24-Jährige. Er bestellt sie bei Händlern und kontaktiert viele Gärtnereien, „um Dinge aufzutreiben, die nicht 08/15 sind, zum Beispiel eine wild gewachsene Rosenranke“. Er hat sich die Erlaubnis erwirkt, im Botanischen Garten Dresden Blüten und Blätter abzuschneiden. „Natürlich unter Aufsicht“, betont er. Diesen Aufwand betreibt er, um Besonderes, Ausgefallenes, Exotisches in seinen Exponaten verwenden zu können. Zum Beispiel Gloriosa-Blumen, Vanda-Orchideen und Medinilla-Blüten. Ihn reizt der „starke Kontrast zwischen Blumen der Superlative und dem Normalen“.

Das diesjährige Motto der Meisterschaft lautet „Be real“, was übersetzt so viel wie „Sei echt“ bedeutet. Die Teilnehmer müssen fünf Aufgaben bewältigen; vier davon sind vorab bekannt. Sie haben einen Raumschmuck, eine Tischdekoration, einen Blumenstrauß und eine freie Kreativarbeit zu gestalten. Steudtners Raumschmuck wird riesig – fast zweieinhalb Meter hoch, zwei Meter breit, einen reichlichen halben Meter tief. „Das ist eine Blackbox, ein schwarzer Kasten. Da spielt sich was drin ab. Was – das ist noch ein Geheimnis“, sagt der junge Mann. Auch sonst verrät er nicht viel. Nur, dass er für den Tischschmuck die Nachbildung einer englischen Telefonzelle verwendet und bei seiner freien Kreativarbeit Blumen in Infusionsbeutel steckt. Die Bauten hat er teils anfertigen lassen, teils selbst geschaffen. Die Blüten und Blätter, mit denen Heiko Steudtner die Werkstücke dekoriert, kosten etwa 700 Euro. Pro Objekt!

Die Entwürfe, die er für seine Arbeiten gemacht hat, wird er beim Wettbewerb kreativ verändern. „Spontan und mit jugendlichem Leichtsinn“, sagt er lachend. Dem Zufall überlässt er trotzdem nichts. Zwei befreundete Floristen begleiten ihn zur Meisterschaft. Alles benötigte Material – von der exotischen Riesenblüte über Scheren bis hin zum Wischlappen – wird in einem Kühl-Laster, einem Lkw und einem Transporter nach Berlin geschafft. „Die drei Autos sind quasi ein fahrender Blumenladen“, kommentiert Steudtner. Nichts mitzubringen braucht er für die fünfte Wettbewerbsaufgabe, die Überraschungsarbeit. Dafür bekommt jeder Teilnehmer eine Kiste mit Material und muss daraus etwas gestalten.

Etwas aufgeregt ist Heiko Steudtner schon. Das gibt er zu. „Hektik zu verbreiten, bringt aber nichts. Da geht womöglich noch was kaputt, bricht was ab oder fällt was runter“, sagt der junge Mann, der seit seiner Kindheit Florist werden wollte.

Rund 10 000 Euro investiert er insgesamt in die Teilnahme am wichtigsten Wettbewerb, den es in Deutschland für seine Branche gibt. Möglich machen das Helfer und Sponsoren. „Großen Anteil hat mein Arbeitgeber. Meine Eltern unterstützen mich wahnsinnig gut“, ist Heiko Steudtner dankbar. Für die Meisterschaft hat er ein klares Ziel: „Ich will gewinnen.“