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Mission Bundesliga krachend gescheitert

Mit einem Punkt aus 26 Spielen steigen die Handballerinnen des HC Rödertal ab. Die Folgen sind fatal, sportlich wie finanziell.

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© Lutz Hentschel

Von Tino Meyer

Wie weiter? Die Frage ist überfällig, eine befriedigende Antwort nach den Erlebnissen und Ergebnissen der vergangenen Monate jedoch momentan schier unmöglich. Die Mission Bundesliga der Handballerinnen vom HC Rödertal ist schließlich gerade erst krachend gescheitert, anders lässt sich die Bilanz des Tabellenletzten nicht interpretieren: 1:51 Punkte und 535:766 Tordifferenz, ein Minus also von 231 Treffern – so schlecht ist seit 2001 keine Mannschaft der ersten Liga gewesen.

Dabei hat Vereinschef Andreas Zschiedrich noch in der Winterpause mit dem Klassenerhalt gerechnet und geglaubt, dass der unverhoffte Aufstieg durch den überraschenden wie verspäteten Lizenzentzug des HC Leipzig kein Abenteuer bleiben würde. Da haben Kritiker längst von einer unüberlegten Aktion gesprochen, die nun als vielleicht einmaliger Ausrutscher in die Historie des 2009 gegründeten Vereins eingehen könnte. „Das hatte ich so nicht erwartet“, gesteht auch Zschiedrich mit etwas Abstand.

Sein Fazit fällt ernüchternd aus. „Zu Beginn war für alle alles neu. Da musste man mit Niederlagen rechnen. Aber ab Weihnachten wussten alle, wie der Hase läuft“, meint der Klubchef. Doch auch zwei Neuzugänge aus dem Ausland sowie der Trainerwechsel – Maximilian Busch ersetzte Karsten Knöfler – änderten nichts, abgesehen von dem Spiel gegen die Neckarsulmer Sportunion. Wenn man so will, ist dieses 26:26 am 14. April im Duell mit dem Tabellenvorletzten ebenso ein historisches Resultat, nämlich Rödertals erster und einziger Punktgewinn in der Bundesliga.

Eine Rückkehr ins Oberhaus ist vorerst kein Thema. Zschiedrich hält stattdessen sogar Gegenteiliges für möglich, denkt jedoch nicht ernsthaft an die 3. Liga. Trotzdem stellt er fest: „Die Bundesliga hat uns an die Grenzen gebracht, auch finanziell.“ Der 400 000-Euro-Etat war zumindest abgesichert, Schulden bleiben nicht zurück. Die Folgen des Kraftakts Bundesliga sind allerdings fatal. Elf Spielerinnen haben sich verabschiedet, zudem wird der Kader ohnehin von 20 auf maximal 14 Frauen verkleinert. „Mehr können wir uns finanziell einfach nicht leisten. Mit dem Abstieg fallen wir bei den Personalkosten auf das Zweitliga-Niveau zurück“, erklärt Zschiedrich.

Vor der schwierigsten Aufgabe steht indes Trainer Busch, der den Abstieg nicht verhindern konnte und trotzdem als Hoffnungsträger gilt. Er soll aus jungen Talenten – idealerweise aus der Region rund um Großröhrsdorf und Radeberg – ein Team formen, das perspektivisch auch wieder um den Aufstieg spielen kann. Das Gerüst der Mannschaft bilden die Winterzugänge Kamila Szczecina aus Polen und die Litauerin Brigita Ivanauskaite sowie Torfrau Ann Rammer. Zudem sind drei neue Spielerinnen verpflichtet worden, darunter die Dänin Thilde Boesen.

„Wir werden aus dieser Saison unsere Lehren ziehen“, verspricht Zschiedrich, und er versucht der Bundesliga trotz der deprimierenden Bilanz etwas Positives abzugewinnen: „Ich denke, wir konnten Werbung für die Region machen.“ Wo das Rödertal liegt, wissen jetzt tatsächlich zumindest etliche Handballerinnen mehr.