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Mini-Wagners glänzende Zukunft

Nach 800 Stunden Arbeit und einer Nasen-OP ist das Abbild des Komponisten bereit für den Miniaturpark in Wehlen.

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© Ronald Bonß

Von Nancy Riegel

Dorf Wehlen. Pegasus, das Pferd aus der griechischen Mythologie, hat zum Feierabend seine Flügel abgelegt. Ein paar Meter weiter kann man es sich auf einer Riesenzigarette bequemmachen – oder sich von einer Reihe überdimensionaler Eidechsengesichter beglotzen lassen. Willkommen in der surrealen, manches Mal schauderhaften Welt der Theaterplastik an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) in Dresden. Und willkommen im zeitweisen Zuhause des kleinen, glänzenden Richard Wagner.

Das Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund in Lohmen.
Das Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund in Lohmen. © Daniel Förster

„Keine Angst – so goldfarben bleibt er nicht, er wird noch patiniert“, sagt Leopold Friedrich. Aber, betont er, so dunkel wie sein großer Bruder im Liebethaler Grund soll der Komponist nicht werden. Der ist immerhin schon rund 100 Jahre alt und fast schwarz aufgrund der Witterung. Das Denkmal gilt mit seiner rund vier Meter hohen Bronzefigur des Komponisten als das höchste Wagner-Denkmal der Welt. Die Figur, die Leopold Friedrich hergestellt hat, ist nur ein Viertel so groß. Eine Miniatur eben, für die Kleine Sächsische Schweiz in Dorf Wehlen. Der Park feiert 20-jähriges Jubiläum und gönnt sich und seinen Besuchern ein neues Ausstellungsstück.

Das, kann der 23-jährige Leopold Dietrich tollkühn behaupten, ist sogar ein klein wenig hübscher als das Original. Einer der Damen zu Füßen des Komponisten hat er eine Nasen-OP verpasst. „Die hat eine ganz schöne Hakennase“, sagt der Student entschuldigend. Sonst aber habe er sich so gut wie möglich ans Original gehalten.

Richard Wagner wird dargestellt als Gralsritter mit Harfe und Schale in den Händen. Umgeben ist er von fünf weiblichen und männlichen Figuren, die die wichtigsten Elemente seiner Musik darstellen: das Sphärische, Lyrische, Dionysische, Dämonische und das Tragische.

Aufwendig wie eine Diplomarbeit

Wie entsteht eigentlich solch ein Eins-zu-vier-Modell? Unzählige Fotos aus allen Blickwinkeln und natürlich ein Besuch beim Bronze-Vorbild in Lohmen seien Grundlage für die Miniatur gewesen, erzählt der Künstler. Und Zeit, jede Menge davon. Mehr als 800 Arbeitsstunden stecken im Komponisten und seinen Begleitern. Angefangen hat der Dresdner, der von Jan Lorenz vom Miniaturpark mit dem Projekt beauftragt wurde, mit der groben Form aus Styropor, auf die Modelliermasse aufgetragen wird. Diese wird mit Messer, Schaber und anderem Werkzeug penibel genau geformt. Darauf kommen mehrere Schichten Silikon, die dann im Ganzen abgezogen werden. Das Gebilde dient als Gussform, in die das finale Material, ein Kunstharz, gefüllt wird. Schließlich fehlen noch Anstrich und Versiegelung, damit das Modell mehrere Jahre im Park stehen kann. Am 26. Mai, 14.30 Uhr, wird es dort eingeweiht.

„Das war meine bisher aufwendigste Arbeit“, resümiert der Student angeschlagen. Eine Erkältung hat ihn erwischt. Doch es nützt nichts: Der Bronze-Look muss fertig werden. An diesem Mittwoch wird der kleine Wagner nämlich in sein neues Zuhause gebracht – nach Dorf Wehlen.